Tee und Toast
von seiner Frau gelernt. Nun war er derjenige, der angriff.
»Na ja«, meinte Paul, als er endlich die Sprache wiedergefunden hatte — und das natürlich, um sich auf die Seite seines Freundes zu stellen. »Du bist wenigstens noch einmal mit dem Schrecken davongekommen, Sam. Wenn es einen handfesten Scheidungsgrund auf dieser Welt gibt, dann wegen einer Frau, die einem ins Autofahren pfuscht. Tja, dann wünsche ich euch eine gute Weiterfahrt.« Und damit stieg Paul wieder in seinen Wagen, noch bevor Larry zu Wort kommen konnte.
Danach fuhren wir ohne einen weiteren Zwischenfall nach Tiri und schauten noch schnell bei Tantchen vorbei, ehe wir in See stachen. Sie war bester Laune. Kurz vor uns waren Lydia und Alison auf einen Sprung bei ihr gewesen. Ihre Freundin sähe unvergleichlich besser aus, meinte sie.
»Ich habe sie seit Jahren nicht so ausgeruht und zufrieden gesehen. Ihr jungen Frauen scheint zwar in gewisser Weise manchmal zu bedauern zu sein, aber ihr habt zweifellos die Fähigkeit, andere Menschen glücklich zu machen. Aber was wollt ihr eigentlich an diesem gottverlassenen Stückchen Strand? Da kann doch nur wieder Larry dahinterstecken, und zwar mit einer ganz festen Absicht.«
Larry blickte sie mit blauen, unschuldigen Augen an und entgegnete, daß es für jahrein, jahraus beschäftigte Hausfrauen und Mütter unbedingt nötig sei, einmal ein paar Tage Ruhe und Frieden zu haben.
»Ruhe und Frieden?« sagte Tantchen. »Was weiß denn ein Mädchen wie du von Ruhe und Frieden? Und erst dein armer Mann!«
Wir verließen Tantchen mit der beruhigenden Gewißheit, daß sie nach dem Rechten sehen würde, falls auf unseren Farmen oder mit den Babies etwas nicht seine Ordnung haben sollte. Vorerst hatten wir erst einmal vier sorglose Tage vor uns. Als ich das zu Larry sagte, erwiderte sie nur kurz angebunden, ich solle nur nicht denken, daß alles nur eitel Freud’ und Wonne werden würde. Wir hätten eine Mission zu erfüllen, und die Tage würden sehr wahrscheinlich gar nicht so sorglos werden.
Womit sie recht hatte.
Bis jetzt war alles planmäßig vonstatten gegangen. Niemand kam zu spät, wir luden alles an Bord unseres kleinen Bootes, und der Motor sprang schon beim zweiten Anwerfen an. Zwischen Onkel Richard und Gloria herrschte eine momentane Kühle, denn Mr. O’Neill hatte den Koffer seiner kleinen Süßen fast ins Wasser fallen lassen. Nur durch das schnelle Zuschnappen Vivian Wards war das kostbare Stück gerettet worden. Wie es dazu kam, erzählte mir Larry später. Onkel Richard hatte das Köfferchen unachtsam an eine gefährliche Stelle an Deck des Bötchens gestellt, um Lydia beim Einsteigen behilflich zu sein.
»Gloria hat es gesehen. Kein Wunder, daß sie ihn angefaucht hat.«
»Hat sie das wirklich getan? Ich hatte nur bemerkt, daß sie schmollte, aber kein Wort gehört.«
»Nicht schlimm. Nur: >Dickie, Darling, warum machst du nicht eins nach dem anderen?< Aber ihre Stimme klang viel schmeichelnder, als sie sich zu dem gräßlichen Vivian Ward umdrehte und flötete: >Wie flink du bist, Viv. Was hätte ich armes, kleines Mädchen getan, wenn all meine Sachen ins Wasser gefallen wären?< Susan, ich finde, es läßt sich alles recht freundlich an.«
Nach einer völlig ruhigen Fahrt entlang der Küste kamen wir an unserem Strand an.
Es war ein wunderschönes Fleckchen Erde. Der Strand war verhältnismäßig schmal, und jetzt, bei Flut, sah man nur schneeweißen, ganz feinen Sand. An beiden Enden unseres kleinen Paradieses ragten meterhohe Felsen in das blaue Wasser hinaus.
Über dem Sandstreifen lag wie eine Art Plattform eine Grünfläche, und daran anschließend zog sich der Busch die Hügel hoch. Ich hörte, wie Lydia einen kleinen Ruf der Begeisterung ausstieß: »Puriris! Schaut euch doch die beiden riesigen Puriribäume dort am Waldrand an. Man findet sie hier so selten.«
Richard O’Neill blickte sie noch erstaunter an als bisher. »Kennen Sie sich mit den Bäumen dieses Landes aus?« fragte er. »Interessieren Sie sich für den Busch?«
Sie lächelte ihn an. »Ja, sehr. Sie auch?«
»Ja, ich weiß mit Unterhölzern ganz gut Bescheid. Ich besitze ein ganzes Bündel Aktien einer großen Holzfirma, die Bäume aus dem Busch verwertet.«
»Oh«, antwortete Lydia mit seltsam flacher Stimme.
»Da haben wir’s«, murmelte ich Larry zu.
Ich weiß nicht, ob Onkel Richard gemerkt hat, daß er ins Fettnäpfchen getreten war, zumindest blickte er Lydia unsicher an. Sie war viel zu
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