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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wohlerzogen, um ihre Gefühle in Worte zu fassen. Aber ihr Gesicht zeigte eine plötzliche Reserviertheit.
    In diesem Moment stellte Kiri, unser Bootsmann, den Motor ab. Sam sprang in das kleine Beiboot und half Gloria, Alison, Larry und mir beim Umsteigen. Lydia sagte, sie wolle mit den Kindern mit der zweiten Fuhre fahren. Sie saß mit verlorenem Blick da und betrachtete die ruhigen, dichtbewachsenen Hügel, die in so lebendigem Kontrast zu der glitzernden See standen.
    Als das Beiboot bis zum Rand mit Gepäck vollgeladen war, bat Larry Onkel Richard, ihr Rex herüberzureichen. Genau in dem Augenblick wachte der junge Hund aus seinem kindlich tiefen Schlaf auf, und bevor ihn jemand packen konnte, stürzte er an den Bootsrand, warf einen todtraurigen Blick auf seine Herrin, die man von ihm getrennt hatte, und sprang mit einem Satz über Bord.
    Er versank vor unseren Blicken, tauchte nach einer Minute wieder auf und fing ohne sich umzusehen an, wie wild daraufloszupaddeln. Er schien durch seinen Mut so erschreckt zu sein, daß er jeglichen Sinn für Richtung verlor und von dem Beiboot wegkraulte, direkt ins offene Meer hinaus. Larry war außer sich. Sie stand im Ruderboot und rief und schrie. Als der Hund nicht kehrtmachte, sah es ganz so aus, als wolle sie sich mitsamt ihren Kleidern ins Wasser stürzen. »Schnell«, schrie sie. »Tut doch etwas! Seht ihr denn nicht, daß er direkt auf Australien zuschwimmt? Er wird bald ertrinken.«
    Sam ruderte das Boot herum, war aber nicht schnell genug. Larry schrie nach Kräften, und Rex paddelte nach Kräften — weg von uns. Nur Kiri verlor den Kopf nicht. Er warf wortlos seinen Motor wieder an, riß das Boot in einem schnellen Kreis herum und hatte schon nach Sekunden den kleinen schwarzen Kopf und die wild paddelnden Pfoten eingeholt.
    In einer Minute war alles vorbei. Paul lehnte sich gefährlich weit über Bord, Kiri ließ das Boot vorsichtig an Rex herantreiben, bis mein Mann das Hündchen am Kragen packen und aus dem Wasser ziehen konnte. »Sehr guter Schwimmer«, sagte Kiri lächelnd. »Den sollten Sie auf die Olympiade schicken.«
    In der Zwischenzeit war Sam wieder neben das Motorboot gerudert. »Oh, Kiri, Sie sind ein Prachtkerl«, rief Larry überglücklich. »Sie haben ihm das Leben gerettet. Schnell, Paul, gib ihn mir herüber.«
    Diesmal hörte Rex die Stimme seines Frauchens. Paul tat sein Bestes, das tropfnasse Tier in Larrys Arme zu legen, aber das Beiboot schwankte ein wenig, und Rex landete klatschend in Glorias Schoß.
    Ich verstand, daß sie ärgerlich war. Niemand bekommt gern einen übergroßen, triefenden Schwamm auf die Schenkel geschmissen, aber es war schade, daß sie sich so scharf ausdrückte. »Weg, du entsetzliches, kleines Biest«, kreischte sie. »Oh, wenn doch der Teufel alle Hunde holen würde!«
    Ich blickte aufs weite Meer hinaus. Sam murmelte irgendeine Entschuldigung, packte Rex am Schlafittchen und hob ihn aus Glorias Schoß in Larrys Arme. Alison beugte sich über den jungen Hund und gab ihm einen Kuß auf seinen kleinen, nassen Kopf. »Der arme Rex«, sagte sie. »Mein Gott, war das furchtbar, fast wäre er ertrunken.«
    Und nun machte Gloria ihren schlimmsten Fehler. Ich bin sicher, daß Larry ihr die Sache mit dem Teufel und den Hunden vergeben hätte, denn das war ihr in der Aufregung so herausgerutscht. Aber Gloria hatte sich noch nicht wieder in der Hand. Sie sagte mit lauter, unfreundlicher Stimme: »Schade, daß er nicht ertrunken ist, das eklige Vieh. Dann wäre wenigstens endlich Ruhe.«
    Gut, sie wohnte nun schon über einen Monat bei Larry und hatte viel erdulden müssen, weil sie Tiere nicht mochte. Da sie aus einem geradezu hundebesessenen Land wie England kam, war das zwar erstaunlich, aber vielleicht hatte sie nie etwas mit Hunden zu tun gehabt. In Larrys Haus jedenfalls konnte man die Hunde mindestens als Familienmitglied betrachten, und damit hätte sich Gloria abfinden müssen. Jetzt allerdings fiel der letzte Hauch von Höflichkeit und Dankbarkeit von ihr ab. Sie saß zwischen zwei Stühlen, war unglücklich und hielt es außerdem nicht mehr für nötig, sich bei Larry lieb Kind zu machen, da sie sich gar nicht mehr so sicher war, ob Onkel Richard wirklich eine so gute Lösung bedeutete. Es gab immerhin noch Vivian Ward.
    Es gibt Momente, wo sich Larry vorbildlich benehmen kann und es auch tut. Sie errötete leicht und entschuldigte sich: »Arme Gloria«, sagte sie freundlich. »Schade um das schöne Kleid. Das tut

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