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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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viele die Brücke runter, die meisten für immer, kapiert?«
    Die Kneipe war erfüllt von Stimmengewirr, vom Geschrei der Betrunkenen und lautem Gelächter. Durch die Ritzen in den geflochtenen Wänden zog es, die Lampen, die an Ketten aufgehängt waren, schaukelten quietschend im Luftzug hin und her. An den Tischen saß ein bunt gemischtes Volk: Reiche Händler mit ihren Leibwächtern ebenso wie abgerissene Typen in allen Hautfarben, die nur darauf warteten, ihrem angetrunkenen Tischnachbarn den Geldbeutel aus der Tasche ziehen zu können. Makota hatte den Saal zur Hälfte durchquert, als aus einer Tür neben der Theke ein gebückter Mann sprang. Er entblößte ein krummes Gebiss, während er dem Ataman zurief:
    »Makota, lange nicht gesehen! Willst du nach oben in eine Kabine oder …«
    Der Ataman war nicht in gesprächiger Stimmung.
    »Ich brauche einen Wüstenführer«, sagte er kurz angebunden. »Hast du einen?«
    Rjurik blickte in den Saal.
    »Drei sind hier. Aber …«
    »Ich brauche den besten. Welcher ist das?«
    Der Wirt zeigte mit dem Finger auf einen Tisch an der Treppe.
    »Der da. Der allein sitzt. Er mag keine Gesellschaft. Er heißt Taka, aber er …«
    »In Ordnung.« Der Ataman schubste Rjurik zur Seite und ging auf die Treppe zu.
    Er beugte sich über den Tisch, an dem ein dünner, braungebrannter Mann mit nackten Füßen und in abgeschnittener Hose saß. Über dem nackten Oberkörper trug er eine Weste. Seine Haare erinnerten an eine Mütze aus Schaffell – kurz gelockte, schwarze Wolle. Am Ohrläppchen hing ein goldener Ohrring, um den Hals eine Kette aus Tierzähnen, Krallen und bunten Muscheln. Im Mund fehlte ein Zahn.
    Mors und Kalantscha standen hinter Makota. Der Wüsten-Führer sah sie wortlos an. Der Ataman griff ohne zu fragen nach der Flasche auf dem Tisch und nahm einen Schluck daraus, dann zog er sich den Hut tiefer in die Stirn.
    »Hör mal, bist du ein Menschenfresser oder was?« Makota nahm die Pfeife aus der Tasche und schob sie sich in den Mund, ohne sie anzuzünden.
    Der Braunhäutige lehnte sich in seinem Stuhl zurück und besah sich das Trio.
    »Taka hat schon lange kein Menschenfleisch mehr gegessen«, sagte er lispelnd und streckte plötzlich seine Hand aus, um Mors in den Bauch zu kneifen.
    »He!« Der Bandit sprang zurück, die Hand fasste nach seiner Waffe.
    »Sehr sehnig.« Taka schüttelte den Kopf. »Hart. Und dieser hier«, er zeigte zu Kalantscha, »ist mir zu mager. Taka mag es gar nicht, Knochen abzunagen. Aber du, großer Hut, du kämst mir gerade recht.«
    Makota wurde rot vor Wut, packte den Braungebrannten am Westenaufschlag und zog ihn zu sich.
    »Halt die Fresse und antworte nur auf meine Fragen«, sagte er zwischen den Zähnen hindurch. »Ich …«
    »Weißt du was ›Kron‹ ist?«, unterbrach ihn Taka.
    »Hä?«
    »Kron!«, rief Kalantscha. »Ich weiß es, ich weiß es, Chef! Das ist ein Gift, hab ich gehört, das die Wüstennomaden aus Quallen gewinnen. Wer nur ein bisschen davon in eine Wunde bekommt oder auch nur auf einen Kratzer, der bricht zusammen, wälzt sich zuckend, brüllt wie ein abgestochenes Vieh – bis er verreckt. Und vorher, hab ich gehört, kotzt er noch seinen Darm aus …«
    »Halt den Mund«, befahl der Ataman.
    Das dunkelbraune Gesicht des Nomaden befand sich unmittelbar vor ihm – eine buckelige Nase, eine niedrige Stirn und eingefallene Wangen. Der Ataman sah, dass sich in diesen Gesichtszügen nicht ein Hauch von Angst rührte. Im Gegenteil, die Augen des Wüsten-Führers sprühten vor Fröhlichkeit.
    »Der Dürre hat recht. Ein Pfeil mit Kron bringt jeden um.«
    »Na und?« Makota begriff nicht gleich.
    »Taka hat unter dem Tisch einen Pfeil. Taka zielt damit zwischen deine Beine. Hast du Kinder, Großer Hut?«
    Der Ataman blickte ihn noch einen Moment lang an, dann ließ er ihn los und trat einen Schritt zurück.
    »Chef, sollen wir, wir könnten …« Kalantscha hatte die Hand auf dem Pistolenhalfter, aber der Ataman stieß ihm die Faust in die Seite, damit er verstummte.
    »Bist du … wirklich ein Menschenfresser?«, fragte Mors vorsichtig.
    Der Wüsten-Führer nickte ernst.
    »Von Geburt an. Aber dich wird Taka nicht fressen. Taka mag nur keusche Jünglinge, ihr Fleisch ist zart und riecht nach Milch.«
    Mors war blass geworden und raunte Makota zu:
    »Den nehmen wir lieber nicht, Chef.«
    »Ach, der macht sich doch nur lustig. Siehst du das etwa nicht?«, bellte der Ataman. »Außerdem fressen sie nicht nur

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