Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
Gegebenheiten. Aber der Ataman hätte niemals gedacht, dass ein Mensch mit einem Loch in der Kehle, wie Gawrosch vor ihnen, weiterleben konnte.
    »Eine Seenadel«, sagte Taka.
    Turan hörte der Erklärung des Wüstenführers aufmerksam zu. Er erfuhr, dass in der Don-Wüste fischartige Tiere lebten, die sich jahrelang im Schlamm verkrochen und darauf warteten, ihre Eier ablegen zu können, genauer gesagt, in Jemandem ablegen zu können. Wenn man in Gawroschs Hals greifen würde, stieße man auf einen dünnen, sehr biegsamen Fisch, der sich kerzengerade und hart wie Stein machen konnte. Aber der Wüsten-Führer riet davon ab, denn der Fisch konnte ziemlich gut springen, was für die Männer gefährlich war.
    »Er lebt noch.« Taka strich sich über den verbrannten Hals und berührte seinen Adamsapfel. »Da drin liegen die Fischeier. Er wird noch fünf Tage leben, vielleicht sieben. Dann schlüpfen die Jungen und fressen ihn von Innen auf. Er wird ihnen schmecken. Taka nicht, Taka isst nicht die, die er führt.«
    »Und was machen wir jetzt mit ihm?«, fragte Makota.
    »Taka kann ihm nicht helfen. Der Mann stirbt.«
    Der Ataman nickte und befahl, Gawrosch zu töten. Dann wandte er sich ab und ging zum Punch .
    Die Banditen sahen sich unschlüssig an. Einer, der, den sie Cromwell nannten, ein großer, dünner Typ mit schmalem, gräulichen Gesicht, weißen Haaren und einem gesprungenen Monokel, von dem ein Draht zu seinem Ohr führte, zog einen langen silbrigen Revolver aus seiner Gürteltasche. Cromwell stammte aus dem Westen und sprach mit starkem Akzent. Er war der beste Saiga-Antilopenjäger im Clan. Turan hatte im Laufe der Reise bemerkt, das es dem Jäger Spaß machte, zu töten. Wenn Cromwell auf ein Tier oder einen Menschen schoss, färbte sich sein graues Gesicht rosa, seine Augen bekamen einen irren Glanz.
    Cromwell stellte sich über den zuckenden Gawrosch, richtete den langen Revolverlauf auf seinen Kopf und zertrümmerte ihm mit einem Schuss den Schädel. Mehrere Banditen wandten sich ab, der junge Derjuschka ächzte leise und Lecha fasste sich um den Bauch, ehe er zusammenklappte und sich übergab.
    Stumm gingen die Männer auseinander. Taka kletterte wieder auf den Kutschbock, setzte sich neben Krjutschok und sagte:
    »Der Wind ändert sich. Ein Schlammsturm kommt.«
    Als Kind hatte der Ataman überhaupt kein Spielzeug gehabt, dafür konnte er sich jetzt alles leisten. Oder fast alles. Im Augenblick hatte er seine Füße in den schweren Stiefeln auf den mit Atlas bezogenen Kissen abgelegt, die das Sofa in der Fahrerkabine des Punch zierten. Er schlürfte Beerenschnaps aus einem Glas und schob sich immer wieder Bissen von geräuchertem Fleisch in den Mund.
    Die Mechaniker des Palastes hatten den Laster grundlegend umgebaut. Die Eisenkisten und den Koffer hatten sie ausgebaut. Alle scharfen Kanten und Ecken waren abgerundet worden, und was sich nicht abrunden ließ, hatten sie mit Blech verschweißt und mit Mahaghoniholz verkleidet. Das Holz verströmte einen angenehmen Duft. Auf dem Boden lag ein kostbarer Teppich und im Dach war eine Luke ausgeschnitten worden.
    Der Laderaum war in zwei Bereiche getrennt worden. Einen für Makota und einen zweiten mit gepanzerten Schießluken für die Wachen.
    Der Ataman dachte nach, wobei sich seine rötlichen Brauen zusammenzogen. Er zwirbelte sich den Schnurrbart, goss sich ein weiteres Glas Schnaps ein, das er in einem Zug leerte, und tat einen Zug an seiner Pfeife. Er hätte seine Wut am liebsten rausgelassen, einem seiner Männer die Fresse blutig geschlagen. Aber das ging nicht. Schließlich sollten sie denken, dass er kaltblütig war, ungerührt, ein echter Anführer. Vor ihnen lag ein langer Weg. Er schüttelte den Kopf, als er daran dachte, dass er den Tschetschenen zu Hause gelassen hatte. Der war zwar dumm, aber dafür nicht so träge und immer bereit, die Befehle seines Chefs zu erfüllen. Er hätte ihn jetzt gut gebrauchen können. Aber irgendjemand musste ja das Kommando im Palast übernehmen.
    Es klopfte an der gepanzerten Tür. Fluchend stellte Makota das Glas auf den Boden und zog seine Pistole. Er schob die runde Metallverkleidung von dem Spion in der Tür und erkannte in dem staubigen Nebel Krjutschok. Er schob den Riegel zur Seite und öffnete die Tür.
    Die Karawane kroch im Schneckentempo dahin, Krjutschok hatte Taka die Zügel in die Hand gedrückt und war zum Punch hinübergelaufen. Mit verkniffenen Lippen betrachtete Makota den segelohrigen

Weitere Kostenlose Bücher