Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
zuzudecken.
Die Banditen öffneten die große Hintertür des Punch auf der Seite, wo die Wachen untergebracht waren. Sachar und zwei weitere Kerle sprangen aus dem Laderaum. Mit vom Wind abgewandten Gesichtern stolperten die Männer jetzt zu den Fuhrwerken hinüber. Der gefleckte Mutant schob eine Hand zwischen den Stäben hindurch. Krjutschok gab das Kommando und die Männer verteilten sich an den vier Ecken des Käfigs, hoben ihn an und trugen ihn zum Punch hinüber. Der Mutant erhob sich, der Käfig begann zu schwanken, aber dann hatten sie den Laster erreicht und der Gefleckte verschwand im breiten Innenraum des Lasters. Turan beobachtete das Geschehen: Der Käfig war groß und passte gerade so in den Laster. Wenn sie den zweiten noch hinterher schieben würden, bliebe für die Banditen kein Platz mehr.
Nachdem auch der zweite Käfig verstaut war, rannten die Banditen zu dem Transporter mit dem Kraftstofftank, um in seinem Inneren den Sturm abzuwarten.
Taka hatte die ganze Zeit über mit dem Rücken zu Turan auf dem Kutschbock gesessen. Er hockte in gekrümmter Haltung da, umfasste seine Knie mit beiden Armen. Der Manis hatte sich auf den Bauch gelegt und wedelte mit Vorder- und Hinterbeinen und dem Schwanz wie wild im Schlamm, wobei er sich fast eingrub. Der Wind zerrte an der Plane, die Turans Wagen bedeckte. Turan fürchtete, dass sie jeden Augenblick weggerissen würde. Am besten wäre es, die Plane in den Käfig zu ziehen und sich darin einzuwickeln, denn der Wind peitschte brutal und die Staubkörnchen stachen ihn schmerzhaft in Gesicht, Arme und Schultern. Und wenn der Wirbelsturm noch stärker würde?
Turan stellte sich halb auf und begann den Draht, mit dem die Plane an den Gitterstäben befestigt war, zu lösen. Er beeilte sich, riss sich die Finger blutig. Er wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Der Wind brauste gewaltig und böse. Der Käfig schaukelte unter den böigen Windstößen, der Wagen schwankte.
Vier Ecken, das bedeutete vier Drähte. Turan hatte zwei gelöst, und tastete mit zusammengekniffenen Augen nach dem dritten. Die Plane flatterte wild auf dem Käfigdach, die losen Enden schlugen auf die Gitterstäbe und auf Turans Hände. Sobald er den letzten Draht abzog, würde die Plane einfach wegfliegen …
Ein grauer Wirbelsturm tobte rund um ihn herum. Die Wagen der Karawane waren nur noch dunkle Flecken im Nebel.
Turan schob die linke Hand zwischen den Stäben durch und hielt die Plane fest, während er mit der rechten den letzten Draht löste. Der Schlammstaub verstopfte seine Nase und seinen Mund, das Atmen fiel ihm schwer, sein Herz klopfte heftig. Mit letzter Kraft zog er die Plane zu sich in den Käfig. Er ließ sich auf den Boden fallen und wickelte sich in das Segeltuch, stopfte die Ränder unter seine Beine, zog Kopf und Schultern ein und hielt die losen Enden fest, die ihm ins Gesicht schlugen.
Es war Mittag, aber rundherum herrschte nachtschwarze Finsternis. Als sich sein Atem beruhigt hatte, spähte Turan vorsichtig aus seiner Plane hervor. Der Manis hatte sich vollständig im Schlamm eingegraben, nur noch das Ende seines Schwanzes ragte heraus. Den Wüstenführer konnte Turan nirgendwo sehen, er hielt den Rand der Plane fest und legte den Kopf in den Nacken.
Taka saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Dach seines Käfigs. Um ihn nicht von unten anzuglotzen, kroch Turan in eine Ecke – und erstarrte vor Schreck.
Über dem Wagen tauchten im grauen Nebel plötzlich riesige Rauten mit langen Schwänzen auf. Ihre mit Stacheln übersäten Auswüchse verströmten ein blassblaues Licht. Obwohl diese Wesen etwa die Größe des Punch hatten, glitten sie leicht durch die Luft. Es waren viele, unzählig viele. Sie rollten wie eine riesige Welle über das Lager hinweg. Außer Turan und dem Wüstenführer sah sie kein Mensch. Vor lauter Begeisterung riss Turan den Mund auf, musste aber sofort husten, weil er Staub schluckte.
Er erhob sich, um die graziösen, gewaltigen Tiere so gut wie möglich zu sehen. Am liebsten wäre er hochgesprungen, hätte mit dem Kopf die Gitterstäbe durchbrochen, sodass der Wind seinen Körper erfasste und ihn zu diesem Schwarm hinaufbrächte. Diese Tiere waren die Freiheit selbst, die über die Don-Wüste hinweg flog.
Takas Finger klammerten sich an die Stäbe, sie waren weiß vor Anspannung. Der Wind heulte, Böen pressten Turan gegen das Gitter, und der Wüstenführer wurde fast vom Dach gefegt. Plötzlich ließ er die Stäbe los, stellte
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