Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Transportern und befüllten sie mit dem restlichen Wasser. Die halbnackten Banditen lärmten fröhlich vor sich hin, freuten sich über den unvorhergesehen Halt, klatschten sich mit ihren zu Stricken gewundenen, nassen Hemden gegenseitig auf den Rücken, wuschen sich Ohren, Nasen und die schmutzigen Gesichter, spritzen, planschten und lachten wie die Kinder. Krjutschok brachte dem Gefangenen einen eingerückten Eimer mit Wasser, und Turan wusch sich, so gut es ging. Sein Körper kam ihm fremd vor – er war zu mager, sehnig und sein ganzer Oberkörper war mit Schrammen überzogen.
Als das Wasser in den Kübeln nur noch eine schwarze Brühe war, befahl Makota es auszugießen und die Behälter wieder in den Transportern zu verstauen. Dann kletterte der Wüstenführer auf Turans Käfig und hielt vor allen Banditen eine kurze Ansprache. Es ging hauptsächlich darum, dass sie nun den weniger gefährlichen Teil der Wüste hinter sich lassen würden und ab sofort ihm, Taka, gehorchen mussten wie ihrem eigenen Vater. Taka würde auf dem Kutschbock des ersten Fuhrwerks fahren, keiner dürfe ihn überholen, und keiner dürfe hinter die Karawane zurückfallen.
Die beiden Karren mit den Käfigen der Mutanten wurden an den leeren Wassertankwagen gehängt. Sobald die Karawane losrollte, senkte sich ein großer schwarzer Vogel vom Himmel herab und begann mit seinem Schnabel auf den Kadaver der Echse einzuhacken. Kurz darauf ließen sich zwei weitere Vögel – Bartgeier – nieder und begannen schreiend mit ihren Flügeln auf den ersten einzuschlagen. Turan, der die Tiere durch das Gitter hindurch beobachtete, wandte sich ab. Auch um die Farm seines Vaters hatte es Bartgeier gegeben, aber sie waren viel kleiner und schreckhafter gewesen. Diese hier waren ohne Angst, und warum sollten sie auch Angst haben, hier in der Wüste hatten sie jede Freiheit. Turan fiel wieder ein, dass ihr Wüstenführer an seiner Halskette nicht nur Muscheln und Perlen trug, sondern auch Krallen von Bartgeiern. Außerdem hing ein kleines Säckchen aus gebleichtem Leder an der Kette. Turan hatte mehrmals bemerkt, wie Taka mit seinen starken, dunkelbraunen Fingern zärtlich darüber strich.
Gegen Mittag, als die Hitze unerträglich wurde, befahl Makota Rast zu machen. Aber der Wüstenführer bestand darauf, noch ein Stück weiterzufahren. Wie er Krjutschok erklärte, war die Wüste an dieser Stelle böse.
Als er schließlich einen Ort für ein Lager ausgesucht hatte, wurden alle Fahrzeuge im Kreis aufgestellt und der Wüstenführer erklärte für alle gut hörbar, dass sich keiner, unter keinen Umständen, aus diesem Kreis hinausbegeben sollte, ganz gleich, was passieren würde. Erst sah es so aus, als ob sich alle an Takas Anordnung hielten. Aber dann war es einem Banditen doch zu peinlich, seine Notdurft in nächster Nähe zu seinen Kameraden zu verrichten. Er kroch unter dem Laster hindurch und entfernte sich ohne Eile etwa zwanzig Schritte vom Wagenlager. Er wollte zeigen, dass er sich nicht vor den Warnungen eines Wilden fürchtete. Schließlich blieb er mit dem Rücken zu den Banditen stehen, die hinter ihm Witze rissen und stichelten. Während der Wagemutige mit großer Erleichterung pinkelte, bot er den anderen Paroli. Aber plötzlich verstummte er, fing an zu schwanken und fiel auf den Rücken.
»Gawrosch!«, rief Malik, der neben dem Fuhrwerk stand.
Der breitete die Arme aus, seine Beine begannen zu strampeln. Der Kampf dauerte nicht lange, Sekunden später lag der Mann reglos da.
Über dem Lager lastete Stille.
Taka schüttelte den Kopf. Makota trat auf ihn zu und fragte:
»Hör mal, was ist mit dem Kerl passiert? Ist es gefährlich da draußen oder können wir ihn holen?«
Der Menschenfresser nickte:
»Ja, ihr könnt ihn holen. Quallen gibt es hier keine.«
Er winkte zwei der jüngeren Banditen mit dem Finger zu sich her, Derjuschka und den schielenden Lecha, aber die beiden rührten sich nicht. Makota legte die Hand auf seine Pistole, woraufhin die beiden jungen Kerle Taka unter dem Laster hindurch folgten und dann brav wie Gänsekinder hinter ihm hergingen.
Wenig später legten sie Gawrosch vor dem Ataman auf den Boden.
»Der ist doch nicht tot!«, sagte Makota.
Der bewusstlose Bandit zuckte immer wieder, seine Beine bewegten sich zappelnd, die Finger schlossen und öffneten sich ununterbrochen.
Makota war viel im Ödland herumgekommen, aber die Don-Wüste kannte er nicht und deshalb hatte er keine Ahnung von den hiesigen
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