Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
nahmen einem Händler, der gerade vorbeikam, das Automobil ab – ich gab ihm Geld dafür. Damit fuhren wir weiter. Die überlebenden Mönche verfolgten uns. Zunächst hatten wir einen guten Vorsprung, aber dann holten zwei Motorräder auf. Sie hatten uns schon fast eingeholt, als du plötzlich auftauchtest. Wahrscheinlich ist der andere Teil der Mönche, alle die, die nach Kewok gefahren sind, uns auch noch auf den Fersen …« Sie verstummte, wandte sich auf ihrem Sitz um und blickte nach hinten.
Unser Wagen rumpelte von der Brücke. Ich sah zu dem Mädchen hinüber. Sie hockte auf den Knien auf ihrem Sitz, stützte sich mit den Ellenbogen auf der Rückenlehne auf. Meist wirkte Juna Galo reif und ernst, erfahren, daran gewöhnt, Entscheidungen zu treffen, aber in diesem Moment fiel ihr ganzes erwachsenes Benehmen einfach von ihr ab.
»Was ist da?«, fragte ich und machte mit dem Kinn eine Bewegung über die Schulter.
»Mir ist plötzlich eingefallen, dass diese Mönche aus Kiew sind«, murmelte sie.
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
»Die sind mit den Moskauern nicht mehr … Jemand hat mir erzählt, dass ihre Beziehungen in letzter Zeit, genau genommen, seit es im Kiewer Tempel einen neuen Herrscher gibt, ziemlich schlecht sind. Die Kiewer tragen ein etwas anderes Zeichen auf der Brust. Ihr Kreuz ist versilbert, das der Moskauer aus Messing. Du hast es ja gesehen, oder? Es sind also andere als die, zu denen ich fahre. Aber warum jagen uns die Kiewer?«
Ich fragte:
»Was genau habt ihr dem Herrscher dafür versprochen, dass der Orden euch im Kampf gegen die Nekrose hilft?«
»Der Moskauer Tempel will die Mutanten aus dem nördlichen Ödland vertreiben, aber seine Kräfte reichen nicht dafür. Die Mönche haben sich auch schon an die Brennstoff-Könige gewandt, aber die Clans weigern sich. Sie legen sich nur mit den Mutanten an, wenn sie zu nah an ihre Bohrlöcher und Ölfelder kommen. Wir haben ihnen jetzt unsere Hilfe im Kampf gegen die Bestien zugesichert.«
»Du hast gesagt, dass die Mönche euch nicht besonders mögen.«
»Klar, genau wie die Brennstoff-Clans. Weil in unseren Laboranlagen Dinge erzeugt werden, die … Wir sind die Einzigen, die versuchen, an die alte Wissenschaft anzuknüpfen, die früher Elektronik genannt wurde. Vielleicht weißt du das nicht, Rasin, aber vor dem Untergang waren die Menschen in der Lage, Energie aus Sonne und aus anderen Quellen zu gewinnen, nicht nur aus Öl und Kohle. Die Brennstoff-Clans haben Angst, dass wir dieses alte Handwerk wiederbeleben könnten. Dann fällt der Ölpreis, und ihre Bohrlöcher werden vielleicht irgendwann ganz überflüssig. Jetzt herrschen die Brennstoff-Clans über das ganze Ödland, aber dann … Der Tempel hat sich immer gegen jede Art von Technik im Allgemeinen ausgesprochen, gegen unsere Erfindungen und gegen alles Neue. Die Mönche glauben, dass es der technische Fortschritt war, der zum Untergang geführt hat; und die Mutanten, die eine Ausgeburt des Bösen sind, bedrohen alle und jeden. Aber wenn unsere Technik den Mönchen helfen kann, die Mutanten auszurotten, sind sie bereit, ihre Prinzipien zu brechen. So kam es überhaupt erst zu den Verhandlungen.«
Untergang? Sie sprach das Wort aus wie etwas sehr Großes, Wichtiges. Ich versuchte, alle Informationen zu einem Bild zusammenzusetzen. Also gab es neben den Fängern mindestes vier weitere ernst zu nehmende Kräfte: den Orden der Reinheit, die Himmelsgänger, die Brennstoff-Clans und den Mecha-Korpus. Und sie schienen sich gegenseitig nicht besonders zu mögen. Die Mechanische Korporation forschte, um die Elektronik und Energiegewinnungstechniken weiterzuentwickeln. Der Orden stand für eine gewisse Ideologie und wollte die Mutanten ausmerzen. Die Himmelsgänger – waren entweder im Transportwesen tätig, oder … Es war schon immer so gewesen, dass die Luftfahrt als Angriffskraft im Kampf eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Na ja. Und die Brennstoff-Könige förderten Öl, das sie zu Treibstoff verarbeiteten und im gesamten Ödland vertrieben. Und offenbar waren sie stark daran interessiert, dass sich kein anderer in ihr Business mischte. Der Orden verfügte über zwei Tempel, den Moskauer und den Kiewer, deren Beziehungen nicht gut zu sein schienen. Außerdem gab es da in Charkow offenkundig noch eine Fabrik oder mehrere Fabriken, die Waffen herstellten … Politik! Ein vertrautes Geschäft, und auch in meiner Welt ein hässliches. Wie es aussah, war ich
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