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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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mich über sie und setzte mich rittlings auf sie. Sie schlug mit den Pfoten nach mir, zerkratzte mir die Seiten. Ich versuchte den Pfeil tiefer in ihren Rachen zu drücken. Etwas zerbrach knackend, der Schaft des Pfeils zuckte in meiner Hand, ehe er mit einem Ruck tiefer in den Rachen des Tieres rutschte. Ich drückte noch fester, warf mich mit meinem ganzen Gewicht auf das Tier und durchstieß seine Kehle vollständig. Ein letztes Zucken, dann starb der Hybrid.
    Ich blinzelte, da ich das beunruhigende Gefühl eines Déjà-vus empfand. Hier wiederholte sich ein Erlebnis, das noch nicht lange her war – nur im ersten Fall war es ein schwarzer Hund gewesen, dem ich ein Messer in die Kehle gesteckt hatte. Ich kniete mich hin und presste die Handflächen gegen meine Schläfen, kniff die Augen zusammen. Mein Herz schlug heftig, Schauerwellen liefen über meinen Rücken.
    Am ganzen Körper zitternd, erhob ich mich. Das Tier lag reglos da. Ich betrachtete den glatten, weißlichen Bauch, die längliche Schnauze mit den starken Kieferknochen, die für einen Wolf zu schmal, für einen Fuchs jedoch viel zu groß waren. Die Luchsohren und die verschiedenfarbigen Katzenaugen. War das ein Kojote? Die kannte ich nur aus dem Fernsehen … Nein, die sahen anders aus. Sogar tot wirkte das Biest noch bösartig.
    Ich zog den blutigen Pfeil aus dem Schlund des Tieres, wischte ihn an seinem Fell ab und bemerkte dabei eine Art Ausschlag an seiner Flanke, der sich wie eine dichte Kruste von der Hüfte über Rumpf und Hals bis hinauf zur Stirn zog und über dem rechten Auge endete.
    Der Pfeil bestand aus einem länglichen metallischen Schaft mit einem Stück geschmiedeten Bewehrungseisen als Spitze und einem Bündelchen zerfetzter Federn am anderen Ende. Mit seiner Spitze fuhr ich über die Kruste, die das Tier bedeckte. Sie fühlte sich hart wie Baumrinde an. Auf dem Rücken des Tiers waren tiefe Falten zu sehen, und ich stellte fest, dass sich dort unter dem Fell Panzerplatten befanden. Es hatte wirklich einen ungewöhnlichen Körperbau.
    Ich wandte mich von dem Hybrid ab, schwang mich endlich über die Röhre und sah mich wieder um.
    Im Saal herrschte totale Verwüstung. Und vermutlich war hier seit Jahren kein Mensch mehr gewesen. Überall lagen dicker Staub und Blätter, das verrostete Podest war von trockenen Zweigen bedeckt. Die Metallschränke und Wände waren ebenfalls verrostet, und die elektronischen Geräte und Computer sahen aus, als würden sie nicht mehr funktionieren.
    Von oben ertönte wieder ein gedämpftes Heulen. Es war ein ungewöhnliches Geräusch – Wolfsheulen hörte sich anders an. Es klang irgendwie dumpf und tot, wie aus einer Grabkammer.
    Ich warf einen Blick durch die ehemalige Saaltür in den Flur, wohin das Mondlicht fast nicht mehr vordrang. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, machte ich einige Schritte in den Gang hinein, wobei ich den Pfeil als Waffe ausgestreckt vor mich hielt, aber ich kam nicht weit. Nach wenigen Metern stieß ich auf einen Berg von Trümmern – hier war die Decke eingestürzt. Da ich nicht erkennen konnte, wie weit die Einsturzstelle reichte, kehrte ich wieder um.
    Zweimal schritt ich den Saal ab, ehe ich schließlich auf dem Podest stehen blieb und den Kopf in den Nacken legte. Das Mondlicht strömte durch das Bewehrungsgitter über dem Riss in der Decke.
    Oben raschelten Blätter, ab und zu hörte ich ein Knacken und Schlagen von Zweigen. Ein Lüftchen brachte die Liane zum Schaukeln.
    Das Bewehrungsgitter war vermutlich verrostet, vielleicht war es möglich, einen der Metallstäbe durchzubrechen oder zur Seite zu biegen. Einen anderen Ausweg aus dem Saal gab es jedenfalls nicht. Ich schob zwei elektronische Messgeräte von einem Schrank herunter und hievte diesen auf das Podest. Auf den Schrank stellte ich ein Metalltischchen und kletterte dann auf den Turm. Das Ende der Liane baumelte jetzt auf Höhe meines Kopfes. Ich zog daran – sie schien zu halten. Die Ranke fühlte sich trocken und fest an, aber das Laub war nicht welk und die Pflanze wirkte gesund und kräftig. Außerdem war es keine richtige Liane, sondern hatte aus der Nähe mehr Ähnlichkeit mit einer langen Weinrebe.
    Ich packte sie so weit oben wie möglich, sprang in die Höhe, und begann nach oben zu klettern.
    Was ich für Bewehrungseisen gehalten hatte, erwiesen sich ebenfalls als Ranken, die den Riss bedeckten. Ich schob sie einfach beiseite, kletterte hinaus und fand mich auf dem Boden

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