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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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gewickelte, dicke Nadel, einen Karabinerhaken, einige Glieder einer Eisenkette und einige große hölzerne Knöpfe. In den ledernen Patronenschlaufen steckten sieben Schuss Munition, deren obere Enden mit Filz überzogen waren.
    Ich holte die Patrone aus dem Lauf, pulte die Papphülse auf und schüttete ihren Inhalt in meine Hand: verbogene verrostete Schräubchen, Nagelköpfe und kleine Metallstücke.
    In der größten Gürteltasche steckte ein Flachmann.
    Ich schraubte ihn auf, roch am Inhalt, dann nahm ich einen Schluck. Es war irgendetwas Selbstgebranntes, beerenartig im Geschmack; das Gebräu war nicht sonderlich stark – höchstens dreißig Prozent.
    Vor meinen Augen verschwamm alles vor Müdigkeit. Ich kippte noch einige Schlucke hinunter, dann verschloss ich die Flasche und blickte mich nach dem Fremden um, der noch immer dalag. Er regte sich nicht. Ich lud die Waffe mit einer neuen Patrone und deponierte sie neben mir. Dann legte ich mich auf die Seite, den soeben erbeuteten Gürtel unterm Kopf. Der Alkohol begann zu wirken, das Schwächegefühl verstärkte sich und ich konnte nicht mehr klar sehen.
    Warum war im Labor alles Metall verrostet, das Plastik vergilbt? Waren wirklich Jahre oder sogar Jahrzehnte vergangen? Aber woher kamen dann diese vorsintflutliche Feuerwaffe und der merkwürdige Aufzug des Toten, der aussah wie ein Jäger aus dem 19. Jahrhundert? Obwohl es damals vermutlich noch keine Benzinfeuerzeuge gegeben hatte. Nein, ich konnte keine Logik in den Ereignissen erkennen, begriff nicht, was hier vor sich ging und wohin es mich verschlagen hatte … Aber was, wenn … Ich hatte nicht den Mut, zu Ende zu denken.

5 .

    Als ich aufwachte, stand die Sonne bereits im Zenit.
    Ich wusste nicht gleich, wo ich mich befand, was das Graue, Harte unter mir war und weshalb um mich herum Laub raschelte und die Sonne auf mich hinunterbrannte. Ich setzte mich auf, rieb mir die Augen und blickte mich um. Dann fiel mir ein, was in der Nacht geschehen war. Im ersten Augenblick erschien es mir absolut unwirklich. Der Mann, der auf dem Dach gelegen hatte, war verschwunden. Aber ich hatte ja den Gürtel und die Armbrust. Ich packte meine Beute und sprang runter vom Dach auf den Erdboden.
    Wohin war der Kerl verschwunden? Am Ende hatte er wieder angefangen zu zucken, womöglich war er durch das Loch im Dach in die Baracke gestürzt.
    Ich schwang mich über den Fenstersims ins Innere des Hauses: Wie am Vorabend war es leer, dort gab es nichts als die Überreste zweier Stockbetten und irgendwelchen undefinierbaren Müll in den Ecken.
    Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie der Tote auf mich zuhinkte, während ich schlief, sich über mich beugte und mir mit seinen dunklen, trüben Augen ins Gesicht blickte. Ein Schauder lief mir über den Rücken.
    Ich nahm einen Schluck aus dem Flachmann und verließ die heruntergekommene Baracke, die keinen konkreten Hinweis auf die Welt und die Zeit gab, in die ich geraten war.
    Nachdem ich den Gürtel umgeschnallt und die Armbrust überprüft hatte, steuerte ich auf die Bäume zu. Nach kurzer Zeit stieß ich auf ein zweistöckiges Ziegelhaus mit ausgeschlagenen Fensterscheiben, vor dem sich ein rissiger Betonvorplatz erstreckte. Durch die Risse quollen Gräser und Unkraut. Ich betrachtete die dunklen unverglasten Fenster, die Schieferbrocken auf dem Dach, ein großes Schild über dem offenen Eingang. Ich ging näher heran, hoffte, die Aufschrift auf dem Schild würde etwas über diese Welt verraten, musste aber feststellen, dass die Buchstaben total verwittert waren.
    Und dann blieb ich abrupt stehen. Die linke Hälfte des Gebäudes war vollständig von jener seltsamen grauen Kruste überzogenen.
    »Verdammte Scheiße …«, murmelte ich verwirrt.
    Es war die Kruste, die ich an den Hybriden und auf dem Gesicht des Toten gesehen hatte. Sie bedeckte auch Teile des Vorplatzes, kroch die Hausmauer hinauf bis zum Dach, hatte die Fensterrahmen an der linken Seite erfasst. Vermutlich war auch im Innern des Hauses alles davon befallen.
    Hier wirkte die Kruste dunkler und feuchter als bei den Tieren und dem Toten. Wie ein fettiger Schimmelbelag, der sich auf alles legte, auf Ziegel und Beton genauso wie Holz und Schiefer.
    Und auch auf das Gras an dieser Hausseite.
    Hatte ich nicht auch schwarz glänzende Flecken auf den Baumstämmen und auf dem Weg gesehen? Und auf dem Boden in der Baracke? Dort waren nur einzelne Stellen vom Schimmel betroffen gewesen, während es hier riesige Flächen

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