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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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einer Art Senke mit steilen Abhängen wieder. Laub raschelte, am Himmel leuchtete der Vollmond, die Sterne wurden von seinem Licht fast völlig überstrahlt. Ich besah mir die runden Früchte zwischen den Blättern einer Ranke und pflückte eine ab – es war eine Weintraube, etwas größer als eine Pflaume, hart wie ein Apfel und sehr sauer im Geschmack. Ich spuckte den Bissen wieder aus.
    Dann stieg ich aus der Senke. Nicht weit entfernt erblickte ich zwischen Bäumen die fensterlose Mauer eines eingeschossigen Gebäudes und ging langsam und möglichst lautlos darauf zu.
    Die Mauer war aus Ziegelsteinen. Ich schritt sie ab, wobei ich meine Handfläche über die Oberfläche der Ziegel gleiten ließ. Ich spürte Vertiefungen, die von Einschusslöchern stammten.
    Ich hatte Hunger und noch heftigeren Durst. Als ich das Ende der Mauer erreicht hatte, bog ich vorsichtig um die Ecke. In der sich anschließenden Wand war ein Fenster eingelassen – ein von Trockenheit rissig gewordener, hölzerner Rahmen ohne Verglasung. Mondlicht fiel durch ein Loch im Flachdach in das Haus und erleuchtete einen großen Raum. Ich konnte ein Doppelstockbett erkennen. War dies hier ein Kasernengelände? Vielleicht war Doktor Huberts Labor unterirdisch angelegt, unter einer Militärbasis?
    Wo befand ich mich? Was war mit mir passiert?
    Wo waren Hubert, sein Assistent und Ella? Wo die Wachen? Wo war das ganze Personal der Forschungsanlage?
    Woher kam dieser seltsame Hybrid, diese Mischung aus Wolf, Fuchs, Luchs und Kojote?
    Was hatte ich da für einen Pfeil in der Hand?
    Vielleicht hing es mit dem Experiment zusammen. Vielleicht hatte man mich in eine Parallelwelt versetzt. So etwas kannte ich aus Fantasy-Romanen. Auch Söldner lesen manchmal. Aber warum war der Saal dann noch da, warum nur war er gealtert?
    Gealtert? Und was, wenn …
    In der Dunkelheit sah ich zwischen den Bäumen zwei Lichter aufglühen, dann noch ein Paar und noch eines und noch eines – einige Lichter waren rötlich, andere gelblich. Ein Fauchen erklang und wurde von Grabesgeheul abgelöst. Die Lichter kamen näher, das welke Laub am Boden raschelte.
    Ich setzte ein Bein auf den Holzrahmen, stellte mich in die Fensteröffnung und fasste nach dem blechernen Dachvorsprung. Dieser riss fast augenblicklich ab, aber es gelang mir mit den Fingern Halt in einem Riss zwischen den oberen Ziegeln der Mauer zu finden.
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Die Tiere liefen hechelnd und fauchend auf mich zu.
    Dank der Löcher und Risse in der Mauer gelang es mir, mich hochzuziehen und aufs Dach zu hieven. Als ich die Beine nach oben zog, tauchte unter mir die erste Bestie auf. Ein gedrungener Körper – also noch so ein Hybrid wie das Tier in der Forschungsanlage. Er sprang durchs Fenster in die Baracke, die anderen Tiere liefen fauchend an der Mauer auf und ab. Nach und nach sprangen weitere Tiere durchs Fenster ins Innere.
    Mitten auf dem Dach lag etwas. Vorsichtig bewegte ich mich darauf zu, blieb aber wieder stehen, als ich begriff, dass es ein Mensch war.
    Er lag ausgestreckt auf dem Rücken da, die Hände unter dem Kopf verschränkt. Leise rief ich:
    »He, Mann!«
    Die Gestalt rührte sich nicht. Aber seine Haltung ließ darauf schließen, dass er schlief und nicht tot war. Zur Mitte hin war das Dach äußerst baufällig, daher ging ich auf die Knie und kroch auf allen vieren weiter, während ich gleichzeitig den Pfeil in der rechten Hand hielt.
    Unten hetzten die Hybride rastlos hin und her, fauchten, kreischten. Ich wiederholte:
    »He, du! Wach auf!«
    Der abgewetzte Filzhut war tief über die Augen gezogen und bedeckte fast das ganze Gesicht. Der Fremde trug eine Jacke mit einem riesengroßen Fettfleck auf der Brust, seltsame knielange Hosen aus hellem Leder und schwere schmutzige Stiefel. Unter der offenen Jacke war ein breiter Gürtel mit Taschen zu sehen.
    Ich umrundete vorsichtig das große Loch und wiederholte:
    »Wach auf!« Dann stupste ich ihn leicht mit dem Pfeil in die Schulter.
    Der Mann zuckte zusammen, der Hut rutschte von seinem Gesicht.
    Ich prallte zurück. Sein Anblick war grauenhaft. Das Mondlicht beleuchtete ein Gesicht, das von einer grobkörnigen, dem Aussehen nach harten Kruste überzogen war. Die Augen waren unwirklich dunkel. Zitternd und bebend richtete sich der Mann auf, streckte einen Arm aus, beugte ihn im Ellenbogen und wies damit zur Seite, als wollte er mir etwas zeigen, gleichzeitig winkte er krampfhaft mit der anderen Hand. Er bewegte

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