Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
wie ein arrangiertes Verkupplungstreffen wirkte, aber sie musste den Moment ausnutzen.
„Vielen Dank, dass ich im ‚Pour Elles‘ arbeiten darf“, sagte sie, um das Gespräch mit etwas Positivem zu beginnen.
„Damit habe ich nicht viel zu tun“, erwiderte Jack mit Unbehagen und sah sich um, ob es vielleicht eine Fluchtmöglichkeit gab. Er hatte zwar nichts gegen diese Kiara, aber mit ihr den Abend verbringen wollte er auch nicht.
„Wie ich gehört habe, haben Sie den Club zusammen mit Ihrem Vater ins Leben gerufen. Das war eine tolle Idee.“
„Es war die Idee meines Vaters.“
Jack wirkte nicht gerade kooperativ. Kiara musste eine andere Taktik anwenden. Zum Glück hatte sie gerade erst heute in der Zeitung etwas über Jack gelesen.
„Es tut mir leid, dass Sie nach dem Unfall solche gesundheitlichen Probleme haben. Ich kann mir vorstellen, dass für Sie nun eine Welt zusammenbrechen muss, weil Sie keinen Leistungssport mehr ausüben können.“
Er nickte unwillig. Mit der Fremden über seine gescheiterte Karriere zu sprechen, den wunden Punkt seines Lebens, wollte er noch viel weniger.
„Aber wenn eine Tür zuschlägt, öffnet sich eine andere, heißt es“, fuhr Kiara unbeirrt fort. Sie musste sein Vertrauen gewinnen, damit er mit ihr sprach. „Sie werden sicherlich eine andere Sportart finden, in der Sie glänzen können. Sie sind ein großartiger Sportler, das wird sich nicht verlieren. Sie benötigen nur etwas, wo es nicht so auf schnelle Beine ankommt.“
Zum ersten Mal schimmerte etwas Interesse und sogar Offenheit in seinem Blick an.
„Sicher“, antwortete er zustimmend. „Da wird sich etwas finden. Aber dieser Prozess wird etwas Zeit in Anspruch nehmen, ich kann dazu noch nicht viel sagen.“ Er klang, als würde er eine Pressekonferenz abhalten. Aber immerhin suchte er nicht mehr nach einer Fluchtmöglichkeit.
„Als berühmter Sportler haben Sie vermutlich auch immer wieder mit Anfeindungen und sogar falschen Anschuldigungen zu kämpfen. Ich habe da so Einiges gehört, aber ich glaube nichts davon“, sagte Kiara nun.
Er runzelte die Stirn. „Was meinen Sie?“ War die Nachricht über die Anklage und Verurteilung in Amerika etwa schon bis nach Deutschland geschwappt?
Kiara spürte sein Misstrauen. Sie musste jetzt sehr vorsichtig sein. „Es gibt Gerüchte, dass Sie in der Vergangenheit Probleme mit falschen Anklagen hatten. Vermutlich nur aus Eifersucht oder Neid werden Dinge behauptet, die überhaupt nicht stimmen. Zum Beispiel Vergewaltigung.“
Kiara hielt die Luft an, während sie auf seine Reaktion wartete.
Jack zog verdutzt die Augenbrauen zusammen. „Woher haben Sie denn den Mist? Wer behauptet denn, ich hätte jemanden vergewaltigt? Das ist ja totaler Schwachsinn!“
„Man hat mir erzählt, dass es in den Kindertagen des ‚Pour Elles‘ einen Skandal in der Richtung gab. Die Leute erzählen ja viel Quatsch.“ Sie tat so, als würde sie über den Mist, den die Leute erzählten, lachen. Sie winkte mit der Hand ab, als wäre es totaler Blödsinn.
Jack stöhnte gequält auf. „Ach das meinen Sie. Wieso verfolgt mich diese Sache noch immer? Diese Anklage war völlig aus der Luft gegriffen. Ich kannte das Mädchen nicht einmal. Es gab damals viel Gerede, aber zu Unrecht. Ich weiß nicht, wer Ihnen diese alten Kamellen auftischt. Sie sollten sich andere Gesprächspartner suchen.“
Kiara nickte gespielt verständnisvoll. „Das habe ich mir schon gedacht, dass daran nichts ist.“ In Wahrheit hatte sie keine Ahnung, ob sie Jack Glauben schenken durfte. Er sah nicht so aus, als würde er lügen. Er wirkte aber auch nicht so sicher, als wäre er vom Wahrheitsgehalt seiner Angaben überzeugt.
„Die Klage wurde eingestellt?“, fragte sie nach.
„Natürlich. Das Mädchen hat seine Aussage widerrufen.“
Kiara fragte sich, ob jemand dabei nachgeholfen hatte.
„Was genau hatte es denn behauptet? Wie kommt es zu so einer absurden Anschuldigung?“
„Wieso wollen Sie diesen ganzen Mist wissen? Aber gut, vielleicht sollte ich diese Gerüchte endlich mal aus der Welt schaffen. Das Mädchen meinte, ich hätte es verführt und geschwängert. Sie war damals sechzehn. Ich achtzehn. Aber wie gesagt, ich kannte sie gar nicht. Unser Anwalt meinte, sie sei in mich verliebt, außerdem sei sie verrückt und wollte etwas von meinem Ruhm abbekommen.“
„Sie kannten sie gar nicht?“
„Nein, noch nie gesehen. Zumindest konnte ich mich nicht an sie erinnern. Reicht Ihnen das?
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