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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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wischte vorsichtshalber noch einmal über ihre Augen, um einen etwaigen Tränenrest zu beseitigen.
    „Ich kann Ihre Zukunft vorhersagen, für nur einen Euro“, sagte die Frau.
    Myrtel lachte sarkastisch auf. „Was mir die Zukunft bringt, weiß ich auch so.“ Sie ging weiter, doch die Wahrsagerin, deren Alter schwer zu schätzen war, gab nicht so schnell auf.
    „Nein, die wissen Sie nicht“, widersprach sie. „Ich kann Ihnen sagen, ob Sie die Krankheit besiegen werden.“
    Myrtel blieb stehen und drehte sich zu ihr um. „Woher wissen Sie davon?“
    Die Frau hielt ihre Hand auf. „Einen Euro und ich sage es Ihnen.“
    Myrtel überlegte einen Moment, doch dann gab sie nach. Einen Euro konnte sie für solchen Quatsch schon noch investieren.
    Die Wahrsagerin führte sie weder in ein Zelt mit einer Glaskugel, noch gab es Räucherstäbchen und seltene Kräuter. Sie nahm einfach Myrtels Hand und sah diese kurz an.
    „Er wird nicht zurückkehren“, sagte sie.
    Myrtel wollte ihre Hand zurückziehen, da bei diesen Worten die Tränen wieder fließen wollten, doch die Wahrsagerin hielt sie fest.
    „Sie haben viel Ärger am Hals, aber der wird vergehen“, sagte sie. „Alles wird vergehen. Und Sie werden nur noch das Glück spüren.“
    „Welches Glück?“, fragte Myrtel zaghaft und trat näher an die Frau heran.
    „Das Glück der großen Liebe.“ Die Wahrsagerin lächelte verschwörerisch, doch Myrtel schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Das wird nicht passieren.“
    „Doch, es wird passieren. Passen Sie auf, er wird bald vor Ihnen stehen.“
    „Und was ist mit meiner Krankheit?“
    Die Frau wurde ernst. „Sie wird Sie viel Kraft kosten, sie wird Sie alles kosten, aber Sie werden es nicht spüren, weil Sie verliebt sind.“
    Myrtel zog nun doch ihre Hand weg. „Ganz bestimmt nicht. Aber okay, es war nur ein Euro.“
    Die Frau lächelte wieder. „Lassen Sie sich nichts anderes einreden. Das Glück wird kommen.“
    Myrtel nickte, immer noch ungläubig, dann drehte sie sich um und verließ den Jahrmarkt.

XI
     
     
    Holger Zinnleben hätte für Kiara nicht nur sein letztes Hemd, sondern sogar sein letztes Computerspiel gegeben. Und das wollte etwas heißen, denn er liebte Computerspiele und verbrachte fast seine komplette Freizeit damit. Heute war es jedoch nur eine Schicht, die er für sie übernahm, weil die ihr gar nicht passte. Aber, um ehrlich zu sein, hätte sie ihn um eine Niere oder ein Stück Leber gebeten, er hätte auch diese für sie geopfert. Mit Freude.
    „Danke, du rettest mir das Leben“, sagte sie erleichtert, als sie ihn an ihrer Statt am Abend in den Arbeitsplan eintrug und ihren Namen ausradierte.
    „Ach, kein Problem“, erwiderte er. „So ein Single-Typ wie ich hat ja nicht so viel vor.“ Das klang nicht gut. Nicht nach einem coolen Typen, der jede Menge spannende Hobbys hat und sich vor Verehrerinnen kaum retten konnte. In seinem Kopf hatte seine Antwort irgendwie anders geklungen.
    „Dann muss ich kein schlechtes Gewissen haben?“, fragte sie und sah ihn mit diesen süßen Augen an, dass seine Knie mal wieder weich wurden.
    „Ach wo, Lea geht vor.“ Auch das war taktisch gar nicht klug. Mit einem schlechten Gewissen würde sie vielleicht einem Date zustimmen...
    „Danke noch mal. Ich mach es wieder gut“, erwiderte sie.
    Das klang besser.
    „Okay“, stimmte er zu, sofort besser gelaunt.
    „Wenn du willst, übernehme ich mal eine Schicht für dich, wenn du nicht kannst, egal wann“, sagte sie, was nicht exakt das war, was er sich unter „Wiedergutmachung“ vorgestellt hatte.
    „Alles klar“, entgegnete er jedoch nur. „Es eilt nicht.“
    Sie zog sich die Jacke an, während er sich auf weitere acht Stunden Arbeit vorbereitete.
    „Welchen Film wollt ihr euch ansehen?“, wollte er wissen.
    „Wo sich ein Schaf mit einem Dackel anfreundet und die beiden die Welt vor dem Untergang retten.“
    „Das klingt nach ganz großem Kino“, schmunzelte Holger.
    Kiara nickte. „Ich hoffe, ich schlafe dabei nicht ein“, und sie gähnte herzhaft.
    „Wieder schlecht geschlafen?“
    „Ja, es ist aber nichts Ernstes“, fügte sie schnell hinzu. „Nur der Mond.“ Sie war fertig angezogen und auf dem Sprung, doch er wollte sich noch nicht von ihr verabschieden. Vielleicht noch ein bisschen Klatsch und Tratsch aus der Hauptstadt, damit sie merkte, dass er voll auf dem Laufenden war.
    „Hast du eigentlich mitgekriegt, dass in dem Wellnessclub eingebrochen wurde, in dem ihr am

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