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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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„Nein, nicht nur deswegen. Die Wohnung ist viel zu groß für mich, wenn du nicht mehr darin lebst.“
    „Sei doch froh, dass du Platz darin hast. Willst du etwa, dass ich wieder einziehe, bloß weil du dich darin verläufst?“
    „Bist du denn wirklich ausgezogen?“ Ihr Kinn zitterte, Tränen wollten sich Bahn brechen.
    Er nickte. „Ich kann das nicht mehr. Es ist vorbei, Myrtel. Endgültig.“ Er klang wirklich entschieden.
    „Aber ich kann die Wohnung nicht alleine halten.“ Die Tränen zitterten noch einen Moment am Lidrand, dann rollten sie heiß und brennend über ihre Wange nach unten.
    „Dann musst du eben umziehen.“
    Jetzt verlor sie doch die Nerven. „Du willst, dass ich umziehe, wenn ich bald wieder operiert werde und mich einer Chemotherapie unterziehen muss? Was ist mit dir los, Dieter? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Sie begann hysterisch zu schluchzen. Genau so wollte sie ihm eigentlich nicht gegenübertreten, aber sie konnte nicht anders. Ihre Nerven versagten.
    Dieter stand auf. „Myrtel, was willst du denn dann? Was soll ich dazu sagen?“
    „Ich will, dass du wieder einziehst, dass wir zusammen wohnen, wenigstens so lange, bis das ausgestanden ist. Bitte, Dieter. Lass mich in dieser Zeit nicht allein.“ Sie klang so erbärmlich, sie hasste sich dafür, so jämmerlich um ihn zu betteln, aber sie konnte nicht anders.
    Er antwortete nicht, sah auf den Schreibtisch, als würde er von dort die rettende Antwort erwarten.
    „Myrtel, ich habe es dir nicht gesagt, weil ich dich damit verschonen wollte, aber...“ Er zögerte.
    „Was aber?“ Sie konnte kaum sprechen, so sehr bebte ihre Stimme. Sie hatte Angst vor dem, was er sagen könnte.
    „Ich bin bei einer anderen Frau eingezogen. Ich will mich von dir trennen und scheiden lassen, um mit ihr zusammen zu sein.“
    Myrtel sah ihn an, als wäre er ein Geist. „Das ist nicht wahr“, flüsterte sie.
    Doch er nickte.
    „Seit wann?“ Sie konnte nicht lauter sprechen. Ihre Stimme versagte.
    „Das ist doch egal, Myrtel. Fakt ist, dass ich nicht zu dir in die Wohnung zurückkehren werde.“
    Die Nerven spielten Ping-Pong mit ihr. Sie schrie ihn nun an: „Das ist nicht egal! Sag es mir: Seit wann betrügst du mich? Du hast sie doch nicht erst an diesem Wochenende kennengelernt!“
    Er schüttelte den Kopf, als hätte sie etwas völlig Unpassendes gesagt. Es dauerte einen Moment, bis er mit der Sprache herausrückte. „Ich kenne sie seit fünf Jahren, aber es läuft erst seit einem Jahr wirklich etwas zwischen uns.“
    Myrtel fühlte sich wie von einem ICE überrollt. Sie war so baff, dass sie sich eigentlich setzen wollte, aber in dem kläglichen Raum befand sich kein Stuhl. Sie musste sich an die Wand neben der Tür lehnen. Der Mund stand ihr offen. Sie konnte nicht fassen, was sie da hörte. Sie wollte etwas erwidern, aber ihr fiel nichts ein, was dazu passen würde. Und was dem Wert dieses Mannes entsprochen hätte. Diesem Abschaum der Menschheit, diesem ekelhaften Monster, das sich in ihr Bett geschlichen und wertvolle Jahre ihres Lebens gestohlen hatte.
    „Du widerst mich an“, sagte sie deshalb nur leise, wandte sich zur Tür und lief hinaus, wobei sie die Tür mit einem lauten Krachen zufallen ließ.
    Wieder auf der Stadtautobahn ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf. Sie schrie, schluchzte und lachte zur selben Zeit. Wenn sie Dieters Gesicht vor ihrem geistigen Auge sah, brüllte sie ihm alle Schimpfworte, die sie kannte, in die Visage. Wenn sie an die nächsten einsamen Wochen dachte, weinte sie hemmungslos, so dass sie kaum noch richtig sehen konnte. Und wenn ihr bewusst wurde, dass er sie seit langer Zeit regelmäßig betrogen hatte, lachte sie hysterisch über ihre eigene Dummheit und Naivität. Sie befand sich in einem Zustand, der schon fast an Wahnsinn grenzte. Sie hatte keine Kontrolle mehr über ihre Gefühle, sie rollten einfach über sie hinweg und ließen sie in einem katastrophalen Chaos zurück, in dem sie permanent über die Trümmer ihres Lebens stolperte.
    Und dann gab auch noch der Opel seinen Geist auf. Er tuckerte zwei-, dreimal, dann hustete er, und dann blieb er einfach still und gab auf.
    Zum Glück befand sie sich gerade in einer ruhigen Seitenstraße, so dass sie unbeschadet an den Straßenrand rollen konnte. Dort wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, so gut es ging, und stieg aus. In den Motorraum zu schauen hatte keinen Sinn. Sie kannte sich mit Autos aus wie ein Pudel mit

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