Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)
fügte Samira schüchtern hinzu.
„Kein Problem“, erwiderte die Amerikanerin lächelnd. „Wähle die Null, dann die Ländervorwahl und dann die Nummer.“
Samira ließ sich erschöpft nieder und nahm erneut den Bogen Papier mit den Kontaktdaten zur Hand, dieses Mal aber, um die Telefonnummer des „Pour Elles“ in Erfahrung zu bringen. Dann griff sie zu dem schicken Telefon und begann zu wählen. Schließlich hörte sie am anderen Ende der Leitung ein Klingeln.
Samira überlegte sich, was sie sagen sollte, als es in der Leitung knackste. Danach war die Verbindung tot.
Sie legte auf und versuchte es erneut. Sorgfältig wählte sie Zahl für Zahl, bis es klingelte. Dieses Mal währte das Klingeln länger, doch niemand hob ab.
Irritiert sah sie auf die Uhr. Es war 14 Uhr in Los Angeles, das bedeutete, dass in Berlin bereits Abend herrschte. Vermutlich war das Büro nicht mehr besetzt.
Enttäuscht lehnte sie sich zurück.
„Kein Erfolg?“, fragte Diana Washington.
Samira schüttelte den Kopf. „Feierabend.“ Genau genommen sagte sie „Tag vorbei“, aber die Chefin der Agentur verstand sie. Sie schürzte die Lippen.
„Und was machen wir jetzt mit dir?“
Samira zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Erneut begannen ihre Augen zu brennen, als wollten Tränen rinnen. Sie kämpfte dagegen an, doch zwei Tropfen schafften es tatsächlich, ihre Wangen zu benetzen.
Diana musterte sie erneut. „Wie genau lautet der Deal, den du gewonnen hast?“
Samira schniefte und versuchte, der Frau klarzumachen, weswegen sie hier war.
Die Amerikanerin hörte ihr interessiert zu. „Ein Jahr also, um das Modelbusiness zu erlernen. Eine Aufenthaltserlaubnis hast du?“
„Ja.“
„Für deine Unterkunft in dieser Zeit ist auch gesorgt?“
„Mir wurde gesagt, das wäre alles geklärt.“
Die Frau runzelte die Stirn. „Nicht mit uns.“
„Ich muss morgen noch einmal in Berlin anrufen.“
„Ja, unbedingt. Für die Nacht gebe ich dir ein paar Adressen von Unterkünften, such dir was aus, ich weiß ja nicht, wie deine Finanzen so aussehen. Ein paar sind billig, einige nicht. Morgen rufst du in Berlin an, und falls sie ihren Irrtum merken und du die richtige Adresse bekommst, ist alles gut. Falls nicht, kommst du wieder hierher. Du bist sehr hübsch. Vielleicht können wir etwas mit dir anfangen.“
Samira strahlte, als sie diese Worte hörte. „Wirklich? Das wäre traumhaft!“
„Vorsichtig“, mahnte die Frau. „Ich verspreche hier noch nichts. Aber wenn du willst, finden wir bestimmt eine Möglichkeit, dich für ein Jahr unterzubringen.“
„Das wäre toll.“
Sie reichte Samira einen Zettel, auf dem mehrere Adressen von Hotels und Motels standen.
Samira stand auf.
„Vielen Dank.“
„Gern geschehen. Dann vielleicht bis morgen.“
IV
„Nicht da, was soll das heißen? Wieso ist Yvonne nicht da? Ich habe einen Massagetermin. Sie muss mich behandeln. Ich verlange es!“
Fassungslos und mit vor Ärger rotem Gesicht stand Felix in der offenen Tür von Myrtels Büro. Die sah konsequent an dem Kunden vorbei. Geht denn kein Arbeitstag mehr ohne Aufregung und Ärger vorüber?, dachte sie erschöpft. Zuerst der Sturz in den Pool wegen des Handtuchs, jetzt dieser Nörgler, der sich wegen einer fehlenden Therapeutin aufregte.
Doch sie raffte sich auf. Der Kunde erwartete zu Recht eine Antwort von ihr, schließlich leitete sie die Abteilung „Health“. Noch jedenfalls.
„Tut mir sehr leid, Herr Altmühl, aber Yvonne wird bis zum Wochenende ausfallen. Ihr Sohn ist krank. Er hat irgendetwas Ansteckendes, was genau, weiß ich jedoch nicht“, informierte sie ihn und schloss mit einem Seufzer: „Wenn Sie etwas warten, nehme ich Sie als Letzten für heute dran. Das ist alles, was ich Ihnen anbieten kann. Ich weiß nicht, wie wir Yvonnes Termine alle verteilen sollen.“
„Welche Krankheit hat das Kind?“ Wie von der Tarantel gestochen machte Felix einen Satz zurück. „War Yvonne vielleicht hier, hatten Sie mit ihr Kontakt?“
Im Geiste sah er bereits die Krankheitskeime vom Kittel der Therapeutin auf seinen Körper überspringen. Er schüttelte sich. Ansteckende Krankheit bei einem Kind! Blitzschnell schossen ihm die geläufigsten Kinderkrankheiten durch den Kopf. MUMPS. Davon konnte ein Mann zeugungsunfähig werden. SCHARLACH. Der griff das Herz an, hatte er gelesen. WINDPOCKEN. Die konnten Narben hinterlassen, die das ganze Gesicht entstellten.
„Gestern natürlich, sie ist eine
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