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Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Tempel der Träume - Der Roman (German Edition)

Titel: Tempel der Träume - Der Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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verdeckten. Dazu ein wenig Rouge auf die Wangen und Mascara für die Augen – und sie war ausgehfertig.
    „Wow, du siehst toll aus, Mama“, sagte ihre Tochter, als sie etwas später wieder in der Küche erschien.
    „Ja, sehr hübsch“, fügte Kiaras Mutter lächelnd hinzu.
    „Da muss man ja Angst haben, dass Lea bald ein Geschwisterchen bekommt“, ergänzte die Alte, was ihr jedoch einen missbilligenden Blick von den erwachsenen Frauen im Raum einfing, Lea strahlte ihre Mutter weiterhin unverhohlen bewundernd an.
    Ein dunkler Schatten huschte bei den Worten der Alten über Kiaras Gesicht, doch sie wischte ihn schnell weg.
    „Was denn?“, rief die Urgroßmutter zu ihrer Verteidigung. „Ich hoffe doch nur, dass Kiara endlich mal einen netten jungen Mann findet, mit dem sie eine richtige Familie gründen kann. Der Zustand in dieser Wohnung ist doch nicht normal.“
    „Ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass sie sich um Lea kümmert, damit ich arbeiten gehen kann. Bei diesem Schichtdienst im Krankenhaus ist es nicht leicht, ein Kind großzuziehen“, erwiderte Lea. „Auch wenn es eng ist, mich stört es nicht.“
    „Mich auch nicht“, rief Lea dazwischen.
    Kiaras Mutter zögerte ein wenig mit der Antwort. „Mir macht es auch nichts aus“, sagte sie schließlich. Es klang sogar überzeugend. „Und ich kümmere mich wirklich gern um Lea.“
    Sie umarmte das Mädchen, das sich liebevoll an seine Oma schmiegte.
    Die Alte beobachtete die Szene skeptisch und wollte noch etwas erwidern, doch in diesem Moment klingelte es erneut an der Tür.
    „Das ist Samira“, rief Kiara erleichtert und eilte zur Tür.

V
     
     
    Als Myrtel nach Hause kam, erwartete sie niemand. Das Licht der kleinen Lampe im Flur, das sonst immer brannte, wenn sich jemand in der Wohnung befand, war gelöscht.
    „Dieter?“, rief sie fragend und löste mit zitternden Fingern den Schal. Sie warf ihn achtlos auf die Garderobe, bevor sie den Mantel auszog und auf einen Bügel hängte.
    „Dieter?“
    Dieter reagierte nicht. Er konnte auch nicht antworten, denn er hörte sie nicht. Er befand sich etwa dreißig Kilometer entfernt bei seinem Freund Karlo in Falkensee, einem Berliner Vorort, das in den Augen eines Zynikers eher einem Flüchtlingslager glich, da dort Berlin-Flüchtlinge ein Häuschen neben das andere gesetzt hatten, bis der Ort fast genauso eng und zubetoniert war wie die Stadt.
    „Du willst sie wirklich verlassen?“, fragte Karlo ungläubig und reichte seinem Kumpel ein Bier. „Ihr seid doch inzwischen wie viele Jahre verheiratet? Mehr als wir.“
    „Zweiundzwanzig Jahre“, ergänzte Dieter, dem man die lange Ehezeit wirklich ansah. Sein Bauch ruhte gemächlich auf seinen weichen Knien, seine Hände spielten gelangweilt mit dem Etikett der Bierflasche, während sein Blick desinteressiert in der Umgebungumher schweifte. Sein Haar war schon so gut wie nicht mehr vorhanden, den kläglichen Rest hatte er raspelkurz schneiden lassen. Er schüttelte den Kopf, so dass sich eines weiteres seiner letzten Haare verabschiedete und auf dem Kragen seines dunkelblauen Pullovers landete.
    „Und was hat sie gesagt?“, wollte Karlo interessiert wissen. Er war ein Jahr jünger als sein Freund und stolz auf seine dunklen, dichten Haare, die er von seinen italienischen Vorfahren geerbt hatte. Aber das war auch schon alles, was von seinem Erbe übrig war. Das Geld hatte er in das kleine Haus mit der winzigen Betoneinfahrt gesteckt, die attraktiven Gene des Südländers durch Alkoholkonsum und zu wenig Sport ausgerottet. Seine Augen blickten müde und abgespannt.
    Dieter zuckte mit den Schultern. Das tote Haar fiel eine Etage tiefer auf seinen Ellbogen. „Wir haben neulich darüber gesprochen, aber sie wollte es nicht wirklich hören. Sie denkt, dass sie wieder krank ist. Ich hoffe, sie will mich da nicht erneut reinziehen. Das stehe ich nicht noch einmal durch.“
    „Shit, Mann“, tat Karlo eloquent seine Meinung dazu kund. „Sie wird sich schon damit abfinden. Wirst du zu Gisela ziehen?“
    „Ja. Sie wartet schon seit Monaten darauf, dass ich es endlich durchziehe.“ Er hob den Arm, um einen Schluck aus seiner Bierflasche zu nehmen. Das Haar segelte nach unten und fand seinen vorerst letzten Ruheplatz auf dem Laminat von Karlos Wohnzimmer.
    „Ich werde erstmal dichthalten bei Susie“, flüsterte Karlo, in der Angst, seine Frau könnte sie vielleicht belauschen. Aber die wiederum war ebenfalls weit entfernt, genau genommen in einem

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