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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Töchtern ist es die Hölle.
    »Gerade als ich hier so saß, schoß mir durch den Kopf, wie schön es wäre, heute abend einen Spaziergang zu machen.«
    »Da haben Sie recht, Mr. Garrett.« Wenn der Tote Mann schläft, bleibt immer jemand zu Hause, verriegelt die Tür und wartet auf denjenigen, der ausgegangen ist. Wenn der Tote Mann wach ist, haben wir keinerlei Sicherheitsprobleme.
    »Glaubst du, daß es noch zu früh ist, um Tinnie zu besuchen?« Tinnie Täte und mich verbindet eine stürmische Freundschaft. Sie ist bestimmt typisch für all das, was man Rothaarigen immer unterstellt. Nur ist alles bei ihr so stark ausgeprägt, daß niemand es glauben würde, wenn man es erzählt.
    Und Tinnie ist unberechenbar. Mal kann ich sie mir nicht mal mit einem Besenstiel vom Leib halten, dann stehe ich plötzlich ganz oben auf ihrer Haßliste. Und bis jetzt habe ich immer noch nicht durchschaut, nach welchen Kriterien das abläuft.
    Diese Woche stand ich jedenfalls auf der Liste. Ich hatte zwar Platz eins abgegeben und fiel weiter, aber ich war immer noch unter den Top Ten.
    »Es ist noch zu früh.«
    Fand ich auch.
    Dean ist ein sehr zuverlässiger Gradmesser, was Tinnie betrifft. Er mag sie. Sie ist schön, klug, schnell und weit mehr im Einklang mit der Welt, als ich es jemals sein werde. Er denkt, sie ist gut für mich. (Ich wage es nicht, ihn danach zu fragen, wie es sich seiner Meinung nach andersherum verhält.) Aber ihm sitzen all diese Nichten im Nacken, die verzweifelt einen Ehemann suchen. Und mindestens ein halbes Dutzend hat so niedrige Kriterien, daß sie selbst einem Prinzen wie mir hinterherhecheln, sei die Rüstung nun angerostet oder nicht.
    »Ich könnte ja mal nachsehen, wie es den Mädchen geht.«
    Sofort hob sich seine Laune. Er musterte mich aufmerksam, um herauszufinden, ob ich ihn verschaukelte. Fast hätte er meinen Bluff geschluckt, als ihm plötzlich klar wurde, daß ich dann ja allein bei ihm zu Hause wäre und er hier festsaß, unfähig, ihre vorgebliche Tugend gegen mich zu verteidigen. Er stellte sich vor, wie ich wie ein Bulle bis zur Schulter im tiefsten Klee herumtobte, weil seine Nichten angeblich nicht auf sich selbst aufpassen konnten. »Das würde ich Ihnen auch nicht empfehlen, Mr. Garrett. Sie sind seit einiger Zeit besonders – schwierig.«
    Es war alles eine Frage der Sichtweise. Mir hatten sie noch nie Ärger gemacht. Damals, als ich Dean frisch eingestellt hatte, war das noch anders gewesen. Sie hatten mich bis über beide Ohren mit ihrer Kochkunst bombardiert und versuchten, mich zu mästen, bevor sie mich schlachteten.
    »Vielleicht sollte ich doch lieber nach Hause gehen, Mr. Garrett. Und Sie sollten noch ein bis zwei Tage warten und sich dann einfach bei Miss Täte entschuldigen.«
    »Ich bin nicht grundsätzlich gegen Entschuldigungen, Dean. Aber ich weiß ganz gern, warum ich so was tun soll.«
    Er lachte leise und setzte die welterfahrene Miene des alten Kämpen auf, der seine Weisheit weiterreicht. »Entschuldigen Sie sich einfach dafür, daß Sie ein Mann sind. Das funktioniert immer.«
    Da hatte er nicht ganz unrecht. Allerdings neige ich gern zum Sarkasmus.
    »Ich gehe vorher noch kurz zu Morpheus und gieße mir ein paar Selleriedrinks hinter die Binde.«
    Dean war beleidigt. Morpheus steht so weit unten in seiner Achtung, daß er einer Schlange in die Augen sehen könnte, ohne sich zu bücken.
    Jeder hat irgendwo seinen Schwarzen Mann, und sei es nur deshalb, damit wir uns sagen können, was wir selbst doch für feine Kerle sind.
    Ich jedenfalls mochte Morpheus. Es dauert ein bißchen, bis man sich an ihn gewöhnt hat, aber er ist auf seine Art schon ganz okay. Ich sage mir immer, daß er ja zur Hälfte ein Dunkler Elf ist und entsprechend andere Werte hat als ich. Manchmal sogar erheblich andere Werte. Und über alle kann man mit ihm verhandeln. Für Morpheus ist alles relativ.
    »Ich werde nicht lange wegbleiben«, versprach ich Dean. »Ich muß nur meine Unruhe loswerden.«
    Dean grinste. Offenbar dachte er sich, daß ich das Herumgegammel satt hatte und erwartete, daß es bald wieder ziemlich aufregend bei uns werden würde.
    Ich hoffte, daß er da falsch lag.
     
     

 
6. Kapitel
     
    Es ist kein weiter Weg zu Morpheus’ Kneipe, aber man überschreitet dabei die Grenze zu einer anderen Welt. Dieses Viertel hat keinen Namen, wie so viele andere in TunFaire, aber es grenzt sich trotzdem sehr klar ab. Man könnte es die Pufferzone nennen. Hier mischen sich

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