Tempelhyänen
irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit. In einer Wohnung an der Schindler Straße.« Das ›wie‹ schenkte ich mir. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wer. Aber es waren vier Männer daran beteiligt. Keiner hat es überlebt. Ich weiß es, weil die Person, die die Leichen gefunden hat, von mir wissen wollte, was sie damit machen solle.«
Er knurrte und dachte nach. Ich wartete. »Deshalb sind Sie gekommen? Wegen Pigottas Tod?«
»Ja.« Es stimmte immerhin zum Teil.
»War er ein Freund?«
»Ein Bekannter. Wir haben einander respektiert, aber unseren Abstand gewahrt. Wir wußten, daß wir irgendwann mal aneinandergeraten könnten.«
»Ich verstehe Ihr Interesse nicht ganz.«
»Man hat versucht, mich umzulegen. Mich und Pokey. Das ist kein Zufall. Ich rede mit Ihnen, und jemand versucht, mich auszuknipsen. Sie engagieren Pokey, und er wird alle gemacht. Ich frage mich, warum, aber noch mehr interessiert mich, wer dahintersteckt. Ich will ihn zur Strecke bringen. Wenn Ihnen das nützt, um so besser.«
»Exzellent. Das wird es ganz sicher, vorausgesetzt natürlich, die Mörder von Pigotta wären dieselben, die es auf Sie abgesehen haben.«
»Also, wer ist es?«
»Ich kann Ihnen leider nicht ganz folgen, Mr. Garrett.«
»Ach nee. Wenn jemand Ihnen soviel Schwierigkeiten machen will, daß er dafür jeden killt, den Sie nach dem Sonnenstand fragen, dann sollten Sie wissen, wer es ist. Es kann nicht so viele von der Sorte geben, daß Sie mir nicht ein paar Namen hinwerfen könnten.«
»Unseligerweise liegt das außerhalb meiner Befugnisse. Als ich Sie engagieren wollte, habe ich Ihnen erzählt, daß ich die ganze Angelegenheit für eine konzertrierte Aktion hielt, mit dem Ziel, den Glauben per se zu erschüttern. Aber ich sagte bereits, daß ich nicht einmal das I-Tüpfelchen eines Beweises in Händen halte, das in irgendeine bestimmte Richtung weisen würde.«
Ich setzte ihn meinem Brauen-Blick-Trick, Version ›sarkastisch‹, aus. Er blieb unbeeindruckt. Ich muß wirklich bald mal das Ohren-Wackel-Wunder lernen. »Wenn Sie wollen, daß ich jemanden oder etwas finde – zum Beispiel den Wächter Agire und seine Reliquien –, dann müssen Sie mir irgendwo eine Startlinie aufmalen. Ich kann mich nicht einfach irgendwo aufbauen und rufen: Hah, hah, ich seh Euch! Kommt raus, ihr alten Knochen! Jemanden zu finden ist so schwierig, wie einen alten Pullover auftrennen. Man muß alle möglichen Enden aufnehmen und wickeln, bis das ganze Ding auseinanderfällt. Sie müssen mir die losen Enden in die Hand drücken. Was haben Sie Pokey gesagt? Warum war er in dieser Wohnung, als er umgebracht wurde?«
Peridont stand auf und ging im Raum umher. Er befand sich einfach auf einer anderen Ebene und war für alles taub, was er nicht hören wollte. Oder vielleicht doch nicht?
»Ich bin beunruhigt, Mr. Garrett. Ihnen als Außenstehendem entgehen natürlich die besorgniserregenderen Verwicklungen. Leider binden genau diese mir die Hände und zwingen mich zum Schweigen. Jedenfalls vorläufig.«
»Ach?« Ich gab meiner begabten Braue eine letzte Chance.
Aber er sah nicht mal hin. »Ich will Ihre Hilfe, Mr. Garrett. Und zwar dringend. Aber was Sie mir erzählt haben, rückt die Dinge in eine neue Perspektive. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung bin ich keineswegs meine eigene Instanz. Ich bin nur ein Bäumchen in einem Wald der Hierarchie.«
»Sie sind ein Mammutbäumchen.«
»Ja.« Er lächelte. »Ein Mammutbäumchen. Aber eben nur eines. Ich muß meine Vorgesetzten konsultieren und um eine taktische Entscheidung nachsuchen. Gewähren Sie mir noch einige Stunden. Wenn Sie diese Sache weiterverfolgen wollen, werde ich Ihnen sofort die nötigen Informationen zukommen lassen. Wie auch immer diese Entscheidung ausfällt: Ich werde mich bei Ihnen melden. Und ich werde veranlassen, Sie ausreichend für Ihre bisherigen Mühen zu entschädigen.«
Außerordentlich rücksichtsvoll. Wie konnte so ein Schatz nur einen so schlechten Ruf haben?
Ganz einfach: Er wollte was von mir, was er nicht bekam, wenn er mich in eine Zelle warf und mir Finger- und Fußnägel zog. »Ich muß los. Jagen«, sagte ich.
»Ich kann mich mit Ihnen in Ihrem Haus in Verbindung setzen. Doch bevor Sie gehen …«
»Sagt Ihnen der Name Jill Craight etwas?« Manchmal war Überrumpelung die beste Taktik.
»Nein. Sollte er?«
Aber nur manchmal.
»Weiß nicht. Pokey starb in einem Apartment, das von einer gewissen Jill Craight bewohnt wird.«
»Verstehe. Bleiben
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