Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Sie noch eine Minute?« Er öffnete einen Schrank. »Ich möchte nicht noch einen Mann verlieren. Dies hier gebe ich Ihnen als Schutz gegen die Art von Überraschung, die Pigotta ereilt hat.« Er wühlte zwischen mehreren hundert kleiner Flaschen und Phiolen herum und wählte schließlich drei aus.
    Er reihte sie fein säuberlich auf dem Tisch auf. Wie drei bunte Soldaten standen sie in einer Reihe: eine königsblaue, eine rubinrote und eine smaragdgrüne Phiole, jeweils fünf Zentimeter hoch. Und auf jeder steckte ein Korken. »Das ist das endgültige Produkt meiner Kunst. Benutzen Sie die Blaue, wenn Ihnen eine vollständige Verwirrung dienlich ist. Die Grüne hilft, wenn Sie dem Tod ins Auge blicken müßten. Sie können sie zerbrechen oder einfach nur entkorken. Das ist egal.«
    Er holte tief Luft und hob das rote Fläschchen behutsam an. »Das hier ist das Superschwergewicht. Gehen Sie sehr vorsichtig damit um. Die Wirkung ist absolut tödlich. Werfen Sie sie gegen etwas Hartes, das mindestens zwanzig Meter entfernt ist. Näher sollten Sie nicht dran sein. Und wenn die Möglichkeit besteht, rennen Sie in die andere Richtung. Haben Sie das verstanden?«
    Ich nickte.
    »Seien Sie vorsichtig. Ich möchte in zwanzig Jahren noch den einen oder anderen Bierkübel Weiders Lager mit Ihnen leeren und mich an die schlimmen alten Zeiten erinnern.«
    »Vorsicht ist mein zweiter Name, Magister.« Ich verstaute die Flaschen behutsam in meiner Tasche, damit ich sie in großer Eile schnell erwischen konnte. Garrett sieht einem Gaul sowieso nie ins Maul, und einem geschenkten schon gar nicht. Ich kann sie ja immer noch an die Leimfabriken vertickern.
    Ich warf einen verstohlenen Seitenblick in seinen Giftschrank. Was wohl all die anderen Fläschchen bewerkstelligen konnten? Es gab alle Farben darunter. »Danke. Ich finde schon hinaus.« An der Tür schoß ich meine letzte Frage ab. »Haben Sie jemals von einem Kult gehört, der sich die Geschlechtsteile abrasiert? Ich meine damit einen vollständigen Kahlschlag, keine kosmetischen Schnitzereien.«
    Er erbleichte. Damit meine ich, er wurde weiß wie Schnee. Einen Augenblick erwartete ich, daß auch sein Haar weiß würde. Aber er zeigte keine weitere Reaktion. »Nein.« Das war eine faustdicke Lüge. »Wie grauenerregend. Ist das von Bedeutung?«
    »Nö.« Du lügst mich an, ich lüg dich an. »Wir kamen neulich bei einem Saufgelage darauf. Es ging hoch her, und das Bier floß in Strömen. Einer behauptete, er habe es von jemandem gehört, der einen kannte, der es irgendwo aufgeschnappt hatte. Sie wissen ja, wie so was läuft. Man kann einfach die Quelle nicht mehr herauskriegen.«
    »Ja. Guten Tag, Mr. Garrett.« Er hatte es plötzlich sehr eilig, mich hinauszukomplimentieren.
    »Tagchen, Magister.«
    Ich schloß die Tür hinter mir. Grinsemann Sampson stand Hakennase bei Fuß. Er sollte wohl dafür sorgen, daß ich auch wirklich die Straße fand. Kein Problem. Immer seiner Nase nach.

 
22. Kapitel
     
    Es hatte angefangen zu nieseln, und der Wind war frisch. Ich senkte den Kopf und stürzte mich knurrend hinein ins Vergnügen. Wenn man mich endlich mal in Ruhe lassen würde, müßte ich so was nicht auf mich nehmen. Wie unbedacht von der Welt, mich ständig zu belästigen.
    Ich hatte den Kopf gesenkt und dachte über nichts nach – was nach Meinung einiger übelwollender Schelme der Hauptzustand meines Hirns ist –, während ich in ein Viertel auf der anderen Seite der Oberstadt schlurfte, wo sowohl die Stadt als auch die Krone ihre Bürgerbüros unterhalten. Ich hoffte, daß die Leute bei der Königlichen Metallurgie mir sagen konnten, was Peridont mir verschwiegen hatte.
    Der Hund hatte die Münzen erkannt.
    Ich glaubte ohnehin nicht viel von dem, was er mir erzählt hatte. Obwohl einiges durchaus der Wahrheit entsprochen haben mochte. Ich mißtraue nur vereinzelt. Und nehme nichts so, wie es gesagt wird. Überall, wo ich hintrat, war die Religion schon da. Und wenn es um Maskerade, Täuschungen und Illusionen geht, sind Religionen Meister in dem Spiel damit.
    Mein Weg führte mich nur einen Block an der Blauen Buddel vorbei. Dort hatten Schmitt und Schmittke ihre Neugier mit dem Leben bezahlt. Konnte nicht schaden, nachzusehen, ob Maya was übersehen hatte.
    Die Kneipe wirkte nicht besonders einladend. Zu meinen Lebzeiten hatten sie jedenfalls noch nicht renoviert. Aber trotzdem war sie noch eine Klasse besser als die Kaschemmen, in denen man für seine Kupfermünze

Weitere Kostenlose Bücher