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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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klären Sie das mit der Direktion.«
    Sie stierte mich an. »Dieser gottverdammte Poris kramt wieder seine alten Tricks raus, was?« Sie holte Luft und trompetete los. »Ich bin die Direktion, Plödmann! Du bist von einem Weinsäufer reingelegt worden. Und jetzt chwing deinen Arch hier raus. Und komm bloß nicht angechissen von wegen Kohle zurückhaben und so.«
    Sie war das reinste Traumschiff.
    Sie wendete und dampfte ab. Ich blieb in Deckung. Wenn das Gebäude einstürzte, konnte ich mit dem Boden nach unten segeln. Sie murmelte während ihres Abgangs vor sich hin. »Diesmal werde ich diesen Hundesohn umpringen.«
    Was für ein Schätzchen. Ein Glück, daß sie mir nicht an die Wäsche gegangen war. Ich glaube nicht, daß ich es mit ihr hätte aufnehmen können.
    Ich sah mich noch mal kurz um, doch als das Geschrei von unten lauter wurde, war es wohl an der Zeit, sich dünnzumachen.
    Da fiel mir etwas auf.
    Es war eine Kupfermünze, die in einen Spalt zwischen zwei Bodendielen gerollt war. Ich zog ein Messer raus und fing an zu graben.
    Es gab keinen Grund zu der Annahme, daß die Schmitts diese Münze verloren hatten. Sie hätte schon seit hundert Jahren dort liegen können.
    Hätte sie. Aber das glaubte ich nicht eine Sekunde. Vielleicht hatte ich es mir fest genug gewünscht. Der kleine, abgeschabte Kupfertaler war der Zwillingsbruder der Münze, die ich schon eingesammelt hatte.
    Klick, klick, klick. Die Stücke fügten sich zusammen. Alles war Teil desselben Puzzles, bis auf Magister Peridont, obwohl das wenig wahrscheinlich war. Und zwar deswegen, weil er gelogen hatte. Er wußte etwas über das, was hier vorging, auch wenn er vielleicht selbst nicht darin verwickelt war.
    Es wurde Zeit zu gehen.
     
     

 
23. Kapitel
     
    Big Mamma war auf Hochtouren, als ich unten ankam. Sie hetzte den Säufer, dem ich das Trinkgeld zugesteckt hatte. Er wich ihr mit einer Behendigkeit aus, die langjährige Übung verriet. Sie holte gerade zu einem mächtigen Schwinger aus, als ich ankam, aber der Hieb rauschte ins Leere. Ihr Prügel traf einen Tisch. Sie jaulte auf und verwünschte den Tag, an dem sie ihn, den Säufer, geheiratet hatte.
    Der monologisierende Schluckspecht achtete nicht auf sie. Vielleicht war er Stammgast und kannte die Nummer schon. Der andere war verschwunden. Ich fand, ich sollte seinem leuchtenden Beispiel folgen.
    Langsam schob ich mich zur Tür.
    Big Mamma erblickte mich und jauchzte förmlich. »Du Hurensohn! Du verlogener Hurensohn!« Sie kam auf mich zu wie eine Galeone unter vollen Segeln.
    Ich bin nicht immer ein Idiot. Mit einem gewaltigen Satz war ich draußen. Ihr betrunkener Ehemann hatte offenbar einen Kollisionskurs erwischt. Er segelte Hals über Kopf durch die Tür und landete japsend und kotzend auf dem nassen Boden davor. Drinnen brüllte die Frau sich die Seele aus dem Leib, aber sie kam nicht raus, um ihm den Todesstoß zu versetzen. Als sie ruhiger wurde, trat ich zu dem Burschen, um nachzusehen, wie es ihm ging.
    Er hatte Kratzer und eine blutige Nase und brauchte dringend ein Vollbad im Fluß, aber er würde es überleben. »Komm mit.« Ich reichte ihm die Hand.
    Er nahm sie, stand langsam auf, taumelte und warf mir einen entgleisten Blick zu. Seine Augen gehorchten ihm irgendwie nicht richtig. »Da hass’u mir echt was eingebrockt, Mann.«
    »Ja. Tut mir leid. Wußte nicht, daß deine persönlichen Lebensumstände so beschissen sind.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn sie sich ers’ ma’ wieder abgeregt hat, fleht sie mich an, zu ihr zurückzukommen. Es gibt heute viele Frauen, die gar keinen Ehemann ha’m.«
    »Da hast du recht.«
    »Ich betrüg sie nich, und ich schlag sie auch nich.«
    Ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß er Frauen schlagen würde. Nicht bei so einer Ehefrau.
    »Was hattest du überhaupt da oben vor?« wollte er wissen.
    »Ich wollte was über die beiden Schmitts rausfinden. Ein paar Freunde von ihnen haben einen Kumpel von mir umgelegt. Komm, wir sollten uns irgendwo hin ins Trockene setzen.«
    »Warum sollte ich dir noch was glauben, nach dem Märchen, dass’u mir da aufgebunden hast?« Er hatte leichte Schwierigkeiten mit der klaren Aussprache, aber das war ungefähr, was er hatte sagen wollen.
    Er war nicht sehr glücklich mit mir, was ihn allerdings nicht daran hinderte, hinter mir her zu zockeln. »Ich muß mich waschen«, lallte er.
    Also hing er nicht ganz an der Flasche. Noch nicht. Es gibt einen Punkt, von dem an einen nichts mehr

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