Temptation: Weil du mich verführst
ab.
Ian
Sie runzelte die Stirn. Es klang, als wäre sie ein Koffer oder ein Lieferpaket.
Um zehn nach neun stand sie mit ihrer Reisetasche und ihrer Handtasche auf der Schulter im Wohnzimmer. Ein Teil von ihr bedauerte, jene luxuriösen Räume verlassen zu müssen, in denen Ian ihr so viel über sexuelle Begierde beigebracht hatte, während sich der andere Teil nach der Normalität, der banalen Unkompliziertheit ihres täglichen Lebens zurücksehnte.
Sie sah auf die Uhr. Weit und breit kein Ian.
Egal.
Sie kritzelte eine Notiz, dass sie in der Lobby auf ihn warten würde, und verließ die Suite. Es würde sie ein wenig ablenken, all die reichen, gut gekleideten Menschen zu beobachten, während sie auf ihn wartete.
Sie fuhr nach unten, ließ sich in einen der üppig gepolsterten Sessel fallen und zog ihr Handy aus der Tasche, um ihre Nachrichten zu checken, als sie aus dem Augenwinkel eine vertraute Gestalt bemerkte. Ian. Sie spähte über die dick gepolsterte Rückenlehne des Sessels. Er trat aus dem La Galerie, einem der hoteleigenen Restaurants, und hatte einen Arm um eine gut gekleidete, dunkelhaarige Frau in den Dreißigern gelegt. Francesca konnte zwar nicht verstehen, was sie redeten, doch ihre Unterhaltung wirkte sehr innig, fast intim.
Tauchte sie deshalb hinter der Lehne ab? Damit er sie nicht sah?
Ian griff in die Innentasche seines Sportjacketts und zog einen Umschlag heraus, den er der Frau reichte. Sie nahm ihn entgegen, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Francescas Herz zog sich zusammen, während sie beklommen beobachtete, wie Ian ihr die Hände auf die Schultern legte und sie auf beide Wangen küsste.
Sie lächelten einander zu – schmerzlich. Traurig. Die Frau nickte knapp, als wolle sie signalisieren, dass alles in Ordnung war, dann senkte sie den Kopf und hastete davon, wobei sie den Umschlag in ihrer ledernen Aktentasche verstaute. Einen Moment lang stand Ian da und sah ihr nach. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den sie noch nie an ihm beobachtet hatte.
Er wirkte beinahe verloren.
Francesca lehnte sich zurück und starrte blicklos auf das extravagante Blumenarrangement auf dem Tisch vor ihr. Ihr Herz zog sich zusammen. Es fühlte sich an, als hätte sie ihn gerade in einem höchst privaten Moment ertappt. Sie verstand zwar nicht, was sich zwischen den beiden abgespielt hatte, doch aus irgendeinem Grund war ihr klar, dass es etwas Wichtiges gewesen sein musste; etwas, was Ian sehr am Herzen lag … etwas, wovon er nicht wollte, dass sie es sah.
Als sie ihn einen Moment später vor dem Schaufenster eines Juweliergeschäfts in der Lobby stehen sah, sprang sie auf und lief in Richtung Aufzug.
»Hi. Ich dachte, ich warte in der Lobby auf dich«, begrüßte sie ihn mit aufgesetzter Fröhlichkeit, als sie sich Augenblicke später scheinbar zufällig vor den Aufzügen in die Arme liefen.
»Ich dachte, ich hätte gesagt, ich hole dich in der Suite ab«, sagte er und sah sie leicht verblüfft an. Wieder einmal fiel ihr auf, wie unfassbar attraktiv er war. Würde sie jemals an den Punkt gelangen, an dem seine maskuline Schönheit sie nicht wie ein Fausthieb in den Magen traf?
»Ja. Ich habe deine Nachricht gesehen.« Sie sah, wie sich seine beinahe schwarzen Brauen drohend zusammenzogen. »Und ich habe dir eine Nachricht hinterlassen, dass wir uns hier unten treffen.«
Seine vollen Lippen zuckten – allerdings war sie nicht sicher, ob aus Verärgerung oder vor Vergnügen.
»Ich muss mich für die Verspätung entschuldigen. Ich habe mich mit einer engen Freundin der Familie getroffen, die zufällig an einem Kongress in der Stadt teilnimmt. Ich gehe nur kurz nach oben und hole meine Sachen. Bin gleich wieder da.«
»Okay«, sagte sie und rätselte noch immer, wer diese bildschöne, enge Freundin der Familie sein mochte, der es allem Anschein nach mühelos gelang, seinen undurchdringlichen Schutzpanzer zu durchbrechen.
Hatte er bei diesem Juwelier etwas für die geheimnisvolle Frau gekauft?
Wohl wissend, dass sie ihm diese Frage nicht stellen konnte, trat sie an ihm vorbei, als er ihr die Hand auf den Arm legte.
»Das wegen gestern Abend tut mir leid.«
Verblüfft sah sie ihn an. Sein Tonfall ließ vermuten, dass seine Reue aufrichtig war.
»Was genau meinst du?«
»Ich glaube, das weißt du«, sagte er nach einem kurzen Moment. »Ich war gestern Abend sehr weit weg und fürchte, dass du dich deswegen vernachlässigt gefühlt hast.«
»War es
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