Temptation: Weil du mich verführst
mit ihr verbracht, sondern ihr zudem noch ein absolut einzigartiges Erlebnis beschert. Nachdem sie beide getrennt voneinander geduscht hatten, war er ins Zimmer zurückgekehrt – unglaublich attraktiv in einer grauen Hose, die seine schmalen Hüften und seine langen Beine perfekt zur Geltung brachte, einem hellblauen Hemd und einem Sportjackett.
»Bist du fertig? Wir essen im Le Cinq«, hatte er erklärt und war im Türrahmen des Wohnzimmers stehen geblieben.
Entsetzt sah sie an sich hinunter. »Ich dachte, wir essen hier. Ich kann doch so nicht ins Le Cinq gehen!«, rief sie. Wieso hatte Ian einfach ihre Pläne über den Haufen geworfen? Er hatte doch vorhin gesagt, dass er etwas zu essen bestellen würde. Empfand er die Aussicht, allein mit ihr hier oben zu sein, plötzlich als zu intim?
»Aber natürlich kannst du«, widersprach er mit der typischen Arroganz eines britischen Adligen und streckte die Hand nach ihr aus. »Ich habe die Terrasse für uns reserviert.«
»Ian, ich kann so nicht gehen! Das ist völlig ausgeschlossen!«, protestierte sie.
»Doch, du wirst!«, beharrte er mit einem amüsierten Grinsen. »Die anderen Gäste werden uns nicht sehen. Und wenn auch nur einer über deine Kleidung die Nase rümpft, werde ich dieser Nase höchstpersönlich einen Denkzettel verpassen.«
So reizend und süß seine Worte auch gewesen sein mochten, konnten sie nicht über seine wachsende Distanziertheit hinwegtäuschen, die seit ihrem elektrisierenden Liebesspiel von ihm Besitz ergriffen hatte.
Zweifelnd zog sie ihre Schuhe an und nahm seine ausgestreckte Hand. Sie folgte ihm zum Aufzug und die weitläufigen Hotelkorridore entlang – unter besorgten Protesten, dass sie ihr wahrscheinlich nicht einmal erlauben würden, einen Fuß in das luxuriöse Restaurant zu setzen, doch Ian achtete nicht auf ihre Einwände, sondern marschierte unbeirrt weiter.
Der lächelnde Oberkellner begrüßte Ian wie einen alten Freund, während Francesca verlegen neben den beiden Französisch redenden Männern stand und sich wünschte, der Marmorboden möge sich unter ihren Füßen auftun und sie verschlucken. Doch als Ian sie dem Oberkellner vorstellte, lächelte dieser nur breit, ergriff ihre Hand und hob sie an die Lippen, als wäre sie Cinderella am Ballabend und nicht eine zutiefst beschämte Francesca Arno in Jeans und T-Shirt.
Augenblicke später betraten sie eine von Kerzenschein erhellte Privatterrasse, von der sich ein atemberaubender Blick auf den abendlich erleuchteten Eiffelturm bot. Ihr blieb der Mund offen stehen. Zwei Heizpilze waren gegen die herbstliche Kühle aufgestellt worden. Der Tisch selbst war ein glitzernder Traum aus Kristall und Silberbesteck mit einem prächtigen Hortensiengesteck in der Mitte.
Verblüfft sah sie Ian an und stellte fest, dass sich der Oberkellner zurückgezogen hatte und sie ganz allein auf der Terrasse waren. Ian deutete einladend auf ihren Stuhl.
»Hast du all das arrangiert?«, fragte sie und blickte ihm über die Schulter hinweg ins Gesicht.
»Ja.« Er schob ihren Stuhl zurecht.
»Ich hätte mich in Schale werfen sollen.«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass eine Frau die Kleider trägt, nicht umgekehrt, Francesca.« Er nahm gegenüber von ihr Platz. Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie der Abendhimmel im Kerzenschein. »Wenn eine Frau erst einmal ihre Macht erkennt, kann sie sich in Lumpen hüllen, und trotzdem wird jeder sehen, dass eine Königin vor ihm steht.«
Sie schnaubte. »Das klingt nach einer Lektion aus dem Handbuch für Adlige. Aber ich fürchte, ich lebe in einer anderen Welt.«
Sie plauderten, tranken Rotwein und genossen das köstliche Gourmetmenü, das nicht nur von einem, sondern gleich von zwei Kellnern serviert wurde, von denen keiner beim Anblick von Francescas Outfit auch nur mit der Wimper zuckte. Offenbar verlieh ihr die Tatsache, dass sie sich in Ians Begleitung befand, automatisch einen Sonderstatus. Als sie in der abendlichen Brise erschauderte, sprang Ian unverzüglich auf, zog sein Jackett aus und bestand darauf, dass sie es überzog.
Jede andere Frau hätte diesen Abend als romantisches Dinner wie aus dem Bilderbuch empfunden, stattdessen wuchsen Francescas Frust und Verunsicherung über Ians Distanziertheit mit jeder Minute. Schön und gut, er war liebevoll und höflich – der perfekte Begleiter. Anfangs schob sie seine Zurückhaltung darauf, dass die beiden Kellner um sie herumscharwenzelten und sie keine Sekunde aus den Augen ließen,
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