Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tender Bar

Tender Bar

Titel: Tender Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Moehringer
Vom Netzwerk:
seinen Wettschein.
    »Koosman wirft«, sagte ich.
    »Na und?«
    »Geld auf Koos bist du los.«
    Er hörte zu kauen auf und starrte mich an. »Dir entgeht aber auch nichts, oder?« Er schluckte, faltete die Zeitung zusammen, stand vom Tisch auf und sah mich dabei die ganze Zeit an. Dann ging er durch den Flur in sein Zimmer. Ich trank sein Bierglas leer, gerade noch rechtzeitig, bevor Oma ins Esszimmer kam.
    »Wie wär’s mit einem saftigen Stück Kuchen?«, fragte sie.
    »Falsch. Kekse. Kapiert?«
    Oma fiel die Kinnlade runter.
    Wenn Onkel Charlie zu verkatert war, um zum Strand zu fahren, sagte Oma nie, er sei verkatert. Sie sagte, er habe zu viele Kartoffelchips in der Bar gegessen und sich den Magen verdorben. Eines Morgens bemühte sie noch nicht mal die Kartoffelchips-Arie, denn Onkel Charlie war übel gelaunt und die Whiskeyschwaden aus seinem Zimmer waren überwältigend. Ich schaukelte hinten in der Hängematte und war beleidigt.
    »Was läuft, Kleiner?«
    Ich richtete mich auf. Bobo stand im Durchgang, neben ihm Wilbur. Sie seien gekommen, um mich zu »retten«, verkündete er. »Warum soll Onkel Goose allen den Spaß verderben?«, sagte er. »Scheiß auf Goose. Heute heißt es nur du, ich und Wilbur. Die drei Amigos.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, was Hobo zu diesem Angebot veranlasste, außer er kannte den Weg zum Gilgo Beach nicht und brauchte meine Hilfe, um ihn zu finden. Vielleicht hatte er mich ja wirklich gern in seiner Nähe. Oder vielleicht Wilbur. Oma war noch verwirrter als ich. Sie kam heraus, musterte Bobo und war kurz davor, die Polizei zu rufen. Nur weil Bobo ein Freund von Onkel Charlie war und Wilbur sie so flehentlich anschaute, durfte ich mitkommen.
    Als wir auf die Plandome Road einbogen, hielt ich Bobo für sehr müde. Ich begriff nicht, dass er betrunken und stoned war. Er trank in drei Schlucken ein Heineken leer und schickte mich auf den Rücksitz, um ihm noch eins aus der Styroporeiskiste zu holen. Wilbur lag versteckt hinten in der Mulde, und mir fiel ein, dass Joey D mir erzählt hatte, der Hund wisse genau, wann Bobo sein Limit überschritten hatte.
    Ungefähr drei Kilometer vor Gilgo, als ich gerade mit einem weiteren Heineken auf den Beifahrersitz kletterte, geriet Bobos Auto ins Schleudern. Wir flogen seitwärts, segelten über drei Spuren, Wilbur und ich knallten gegen eine Hintertür. Überall spritzte Bier. Eiswürfel rasselten im Auto wie Steinchen in einer Maraca. Ich hörte Reifen quietschen, Glas bersten, Wilbur winseln. Als das Auto zum Stillstand kam, öffnete ich die Augen. Wilbur und ich waren verletzt und trieften vor Bier, aber wir waren auch dankbar, weil wir beide ahnten, dass wir ebenso gut hätten tot sein können. Unsere Rettung war eine große weiche Düne gewesen, sie hatte die Wucht des Aufpralls abgefangen.
    Jn jener Nacht hatte ich einen Traum. (Oder einen Alptraum, je nachdem.) Ich war am Strand. Es wurde langsam dunkel und ich musste nach Hause. Aber Bobo war nicht fahrtüchtig. Dann wird Wilbur wohl fahren müssen, sagte er zu mir. Während Bobo auf dem Rücksitz schlief, beobachtete ich als Beifahrer, wie Wilbur uns über die Schnellstraße chauffierte. Von Zeit zu Zeit fummelte der Hund am Radio herum, grinste mich dämonisch an und entblößte dabei sein Gebiss, als wollte er sagen – Was ist denn?
    Tante Ruth bekam Wind von meinen Gilgo-Ausflügen und wollte, dass McGraw auch mitkam. Eines Morgens setzte sie ihn bei Opa ab, und so aufgeregt hatte ich ihn noch nie gesehen. Als der Vormittag verging und Onkel Charlie sich nicht rührte, verlor er den Mut. »Ich schätze, es wird wohl nichts«, sagte er, schnappte sich einen Schläger und trottete hinaus in den Garten. Ich folgte ihm.
    Im selben Moment hörten wir, wie Onkel Charlie Türen knallte und hustete, bevor er nach einer Coke und Aspirin verlangte. Oma eilte durch den Flur und fragte Onkel Charlie, ob er zum Strand führe. »Nein«, schnauzte er sie an. »Vielleicht. Keine Ahnung. Warum?«
    Sie senkte die Stimme. McGraw und ich verstanden nur ein paar geflüsterte Worte. »Ruth dachte … McGraw mitnehmen … gut für die Jungen …«
    Dann hörten wir Onkel Charlie. »Barmänner, keine Babysitter … genug Platz im Cadillac … verantwortlich für zwei kleine …«
    Nach einigem Hin und Her, das wir nicht verstanden, kam Onkel Charlie in den Garten; McGraw und ich saßen auf der Vortreppe, jeder hatte seine Badehose unter der Jeans an und hielt eine A&P-Tüte im Arm, in der sich

Weitere Kostenlose Bücher