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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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immer spielte das Feuer darüber hin.
    Ich starrte auf die verkohlten Überreste. Schwester Winterridge schlug einen Stöpsel in ein Rohr, das aus einem Messingzylinder von der Länge und Stärke eines kräftigen Mannes Unterarm führte.
    »Nicht das Feuer berühren. Kommen Sie. Da ist noch einer.«
    Als ob ich es berühren würde.
    Hubert und Silvus hatten sich dem Zweiten entgegengestellt. Hubert blutete aus einer Oberschenkelwunde. Der Untote drang auf sie ein, und sie wichen zurück, führten ihn zu uns. O Götter, da lag ein Mann am Boden. Eumas' Knappe. Ser Eumas beugte sich über ihn.
    Diesmal war es leichter. Ich umging das Ding, durchschlug ihm von hinten beide Beine, und es stürzte zu Boden. Schwester Winterridge zog den Stöpsel aus dem Rohr, richtete es auf das Ding am Boden, und schob an einem Stab. Goldenes Feuer spritzte aus dem Rohr und fiel auf das untote Ding, als ob man Flammen wie Wein aus einem Fass gießen könnte.
    Es kam grässlich wankend auf seine Beinstümpfe, aber das Feuer rann tropfend an ihm herunter und verzehrte es. Es schlug noch einmal, zweimal um sich, dann brach es wieder zusammen und verbrannte zu Asche.
    »Hier.« Sie stieß mir das Gerät in die Arme. »Lassen Sie den Stöpsel darauf.«
    Sie lief zu Eumas' Knappen, fiel auf die Knie und zog den Beutel vom Gürtel. Nahm die kleine Flasche heraus und entkorkte sie.
    Ser Eumas legte die Hand auf ihre. »Nein«, sagte er. »Er ist tot. Starb beinahe augenblicklich. Hatte kaum Zeit zu bluten.«
    Sie sah auf ihre Hasche, in das im Tode ruhig entspannte Gesicht des Jünglings. Hob die Hände, als wollte sie die Flasche von sich schleudern, steckte sie dann wieder ein.
    Eumas bettete den Kopf seines Knappen behutsam auf ein Knie. Tränen vermischten sich mit dem Regen und dem Schweiß in seinem Gesicht. Unterdessen warfen die Söldner hastig mehr Ginster ins Feuer, um das Dunkel fernzuhalten. Der Graf stieß das Schwert in die Scheide -er hatte sich keuchend darauf gestützt - und begann ihnen zu helfen. Raol kam aus der Dunkelheit. Er hatte seinen verschossenen Pfeil geborgen, aber im Feuerschein untersuchte er ihn mit angewiderter Miene, ließ ihn ins Feuer fallen und wischte sich die Hand an seinem Umhang.
    »Er war mein Vetter, Sohn meiner Tante«, sagte Eumas und strich dem Toten über das verklebte Haar. »Ihr zweiter Sohn. Sie war jünger. Ich… weiß nicht, wie ich es ihr sagen soll.«
    Die Schwertjungfrau hatte ihre Flasche wieder in den Beutel gesteckt, beugte sich über den Jüngling und drückte ihm die Augen zu. »Sagen Sie ihr, wie er starb. Tapfer und ehrenhaft, ein wahrer Edelmann im Angesicht des schlimmsten der Feinde. Sagen Sie ihr, was gewiss die Wahrheit ist: So sicher es das Dunkel gibt, so sicher gibt es das Licht im Garten der Göttin, wo sie ihn wiedersehen wird. Und sagen Sie ihr, dass es nicht Ihre Schuld war. Es war mein Fehler.« Und zu meiner Überraschung weinte sie, schlug beide Hände, unbeholfen in den schweren Panzerhandschuhen, vor die Augen.
    Eumas hob den Jüngling auf und stand, schwankend unter der Last. »Ihr Fehler, meine Dame?«, fragte er. »Wieso? Sie und nur Sie hatten das Mittel, diese Untoten zu vernichten. Vier von uns standen diesem gegenüber, und nur Will Parkin dem anderen. Natürlich mussten Sie laufen und Ihre Waffe holen und Will zuerst helfen. Es war meine Pflicht, den Mut des Jungen zu zügeln, und ich versagte darin, genauso wie ich versagte, seine Fechtkunst zu vervollkommnen. Aber ich werde ihn nicht wieder im Stich lassen. Ich schulde ihm seine Vergeltung, und er soll sie gewiss haben.« Seine Stimme erhob sich zu einem Gebrüll, das die nasse Dunkelheit außerhalb des Feuerscheins herausforderte: »Höre mich, schmutzige Abscheulichkeit! Die Götter gewähren mir, dass dein Herzblut meine Hand nässt!«
    Der Regen und das Seufzen des Windes antworteten ihm. Er starrte in die Runde, zu den grimmig blickenden Söldnern und dem abgehärmten Grafen, dann wandte er sich ab und trug den Leichnam seines Knappen wankend zum Fuhrwerk.
    Die Schwester richtete sich auf, sah ihm nach. »Er hat Recht. Wir können den Toten nicht hier zurücklassen. Wer immer uns verfolgt, wird ihn aus seinem Grab holen. Es gibt kein Holz für einen Scheiterhaufen, und ich kann mir nicht leisten, mehr von der flüssigen Flamme zu verausgaben. Er wird mit uns kommen müssen, bis wir genug Holz finden können.«
    Niemand widersprach. Die Flammen der brennenden Ginsterzweige fielen zusammen und

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