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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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offenen und einem zugeschneiten Pass ausmachen«, beharrte der Graf.
    »Ich sehe die Gefahr nicht. Gewöhnlich beginnen die Schneefälle in den Bergen erst in einem Monat, und wenn man ohne schwerfälligen Tross reist, ist der Pass noch im Schnee passierbar.«
    Silvus ließ den Blick über den Himmel gehen. Schäfchenwolken zogen langsam unter einer hohen, dunstigen Zirrusschicht. »Meinen Sie, dass wir ihn abschütteln können?«, fragte er.
      Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat uns jetzt gesehen und wird uns in diesem leeren Land wiederfinden können, sogar von Ctersi aus. Aber seine Augen können nicht überall sein. Er hat viel zu tun und wir sind die geringste seiner Sorgen. Andere Mitglieder des Ordens sind in verschiedene Länder gereist, um da und dort eine Dankesschuld zurückzufordern, und Ys ist noch immer die stärkste Feste auf Erden.«
    Ich wusste nicht, ob sie es sagte, um uns oder sich selbst Mut zu machen.
    Ruane stand seufzend auf. »Gibt es hier draußen keine Landesbewohner? Keine Hirten, keine Eremiten? Stirbt niemand, außer im Kampf gegen das Dunkel?«
    Sie blickte zu Silvus. Sein Achselzucken war fast unmerklich.
    »Die Toten sind überall, Durchlaucht, und sie können wiedererweckt werden, solange die Gebeine miteinander verbunden sind«, sagte sie. »Manchmal noch danach. Obwohl selbst ein großer Zauberer Aufmerksamkeit und Kraft aufbieten muss, um sie gehen zu machen. Nichtsdestoweniger sollten wir unnötige Risiken vermeiden. Das Lagern in der Nähe von Schlachtfeldern ist töricht. Warum ihm zuarbeiten?«
    Der Graf blickte ihr einen Moment lang ins Auge, dann wandte er sich ab und starrte mit einem beinahe sehnsüchtigen Ausdruck auf die Berge. Ich hatte eine Vision der verbrannten Leichen von Hoppelinmoor, die sich aus der Asche hervorkrallten, um sich an mir zu rächen. Ein Schaudern überlief mich und es ging vorüber.
    »Wir sind zurück gegangen«, fügte sie mit leiser Stimme hinzu. »In früheren Zeiten, bevor die Menschen das Eisen kannten, gab es menschliche Siedlungen auf diesen Ebenen, wie der Untote mit dem Bronzeschwert bezeugte. Sie lebten als Hirten und opferten unbekannten Göttern, die sich schließlich gegen sie wandten. Warum, wissen wir nicht. Die Göttin weiß es, und sie sagt es nicht. Aber vielleicht ist das Dunkel ihr Vermächtnis. Ihrer und ihrer Götter Vermächtnis.«
    Sie schwang sich in den Sattel. Es gab nichts mehr zu sagen oder zu tun. Wir wandten uns nach Süden.
    Das Moor- und Heideland wird allmählich welliger, wenn man von Osten her dem Gebirge entgegenzieht. Niedrige, breite Bodenwellen, die in nordsüdlicher Richtung das Land durchziehen, rechtwinklig zur entfernten See. Wir folgten dem natürlichen Verlauf des Geländes und ich suchte das Gefühl zu unterdrücken, dass wir den Weg des geringsten Widerstandes eingeschlagen hatten. Weit im Süden lag das Meer, und entlang seinen Küsten gab es die unvermeidlichen Siedlungen - Fischerdörfer, Faktoreien, wohin die Fallensteller ihre Felle und die Hirten ihre Wolle zum Verkauf brachten, wo Händler mit ihren Schiffen festmachten. Diesseits des Saumes menschlicher Aktivitäten fiel der bröckelnde braune Stein, der den Untergrund der Moore und Heiden bildete, allmählich zur See ab und baute eine Küste aus niedrigen, felsigen Landzungen und schmalen Buchten auf, in deren Rücken nichts als dreihundert Meilen welliges Heideland, Moore und Sümpfe lagen.
    Zwei Nächte später hatte Silvus die dritte Wache; es war meine dienstfreie Nacht. Solange noch Licht war, machte er die vorbereitende Runde durch das Umfeld des Lagers, stieß mit dem Stiefel in Büsche, schaute in versteckte Mulden und hinter steinige Schichtenköpfe am sanften Hang der Anhöhe. Ich ging mit ihm, um mir die Beine zu vertreten. Das Licht schwand rasch vom Himmel, und die vertrauten Sternbilder erschienen, bewacht von einer Mondsichel.
    Das Aufschlagen des Lagers war längst zur Routine geworden. Die Söldner hatten ein Feuer in Gang gebracht. Das Abendessen kochte. Silvus machte seine Runde und ich ging nach einem Tag im Sattel mit ihm. Wir waren sehr wachsam und vorsichtig geworden.
      Fünfzig Schritte vom Lagerplatz rieselte ein kleiner Wasserlauf durch die breite Talmulde, ein Rinnsal, das kaum Knöcheltiefe erreichte. Silvus hielt seine Hand hinein, um die Stärke der Strömung zu messen, schüttelte den Kopf.
    »Nicht genug Mana für böse Geister?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete er knapp. »Und mach nicht ein so

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