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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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enttäuschtes Gesicht.«
    »Das ist nicht Enttäuschung. Es ist Erleichterung. Ich kann das Wasser gebrauchen. Es ist meine dienstfreie Nacht und ich muss mich waschen.«
    »Das musst du ganz sicher. Wie oft habe ich dir gesagt, dass ein guter Soldat…«
    »…ein reinlicher Soldat ist. Viele Male.«
    Er schüttelte den Kopf. »Also geh«, sagte er. Und ich gingSchwester Winterridge hatte mit dem Grafen die erste Wache. Ich konnte mit der gebotenen Schicklichkeit baden. Obwohl ich die Gleichgültigkeit der guten Schwester gegen solche Dinge kannte, hätte es meinem natürlichen Schamgefühl widersprochen, wenn ich vor den Augen der anderen nackt herumgesprungen wäre. So etwas störte mich genauso sehr wie der Gestank in meiner Rüstung. Nach dem kalten Bad in einer kleinen Gumpe unter die wärmenden Decken nahe dem Feuer. Silvus bereitete sein Lager auf der anderen Seite, wo er nicht über mich würde steigen müssen, um zur Wache zu gehen. Hubert, der die zweite Wache hatte, hatte sein Lager jenseits von ihm, sodass er ihn wecken konnte.
    Schlaf ist so eine Sache, wenn man im Freien biwakiert. Das war es jedenfalls für mich. Schlafen und Wachen sind verschiedene Länder, aber zwischen ihnen gibt es breite, schattige Grenzbereiche, und dort, in dem umstrittenen Territorium schien ich meine Zeit zu verbringen.
    Und in diesen Ländern nehmen die Dinge andere Formen und andere Töne an. Sinkt man in den Schlaf, verliert man die Übersicht über einige Dinge um einen herum, doch bleibt man sich anderer bewusst. Manche Geräusche verschmelzen, andere bleiben deutlich. Das Schnarchen um mich her wurde zum Hintergrund für das Rascheln des Nachtwindes, und der Wind wiederum verschmolz mit dem leisen Zischen des schwelenden Torffeuers einen Schritt von mir. Neben meinem Lager wiegten sich die Schatten im Feuerschein, wurden zu Mustern, verloren Bedeutung, Konturen und Farbe. Und dann bewegte sich etwas anderes - und etwas anderes drang an mein Ohr.
    Eine Bewegung mit einem Geräusch. Dann nichts. Ich war nicht wach, und doch hörte ich es und sah es, und dann erwachte ich, und da war nichts. Nichts.
    Silvus regte sich im Schlaf und zuckte; er murmelte. Das hatte mich vielleicht geweckt. Er hatte einen schlechten Traum, dachte ich. Sollte ich ihn wecken?
    Alles nahm wieder unbestimmte Formen an, als der Dämmerzustand zurückkehrte und den Schlaf einleitete, dann aber ans Ufer der Wirklichkeit spülte. Das Feuer, der Wind, das Schnarchen. Ich überlegte schläfrig, ob ich vielleicht aufstehen und den langen Stamm weiter ins Feuer schieben sollte.
    Und dann bewegte sich der Stamm. Und hob den Kopf.
    Einen dreieckigen Kopf, der sich von einer Seite zur anderen bewegte. Dann ein langer, dicker, schimmernder brauner Körper. Schuppen reflektierten den Feuerschein.
    Wir mussten ganz in der Nähe seines Baues unser Lager aufgeschlagen haben. Nach dem Körper zu urteilen, musste es ein großes Loch sein, ein Bau, den man nicht leicht übersehen konnte. Aber es wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen, richtete den Vorderkörper auf und schien den im Schlaf zuckenden und murmelnden Silvus zu beäugen. Seine gespaltene Zunge fuhr heraus und verschwand wieder, als wollte das Tier seine Ausdünstungen kosten.
      Mein Schwert steckte in der Scheide und hing an seinem Gurt von der Heckklappe des Fuhrwerks, zwei Schritte entfernt. Ich hatte einen Dolch, den ich meistens zum Essen gebrauchte; er lag bei meinen Kleidern. Und ich war in meine Decken eingerollt. Der Kopf der Schlange hob sich höher, und seine Haube blähte sich wie eine Halskrause. Silvus zuckte im Schlaf und meine Hände waren unter den Decken wie gefesselt. Bis ich sie befreit hätte, konnte das Tier zustoßen oder Silvus' Hals im Würgegriff umschlingen.
    Also warf ich mich mit den Decken auf sie. Sie biss in den Stoff, aber die dicken Falten hemmten die scharfen Zähne, und dann lag ich auf ihr und drückte sie zu Boden.
    Und ich schrie. Laut.
    Das Tier wand sich blindlings, aber mit ungeheurer Kraft unter mir, und ich merkte, dass ich mit den Händen den falschen Teil gepackt hatte und der Kopf frei beweglich geblieben war. Wenn die Schlange ihn aus den Decken befreien konnte…
    Ich fasste wieder zu, suchte die Stelle unter dem Kopf zu packen, verfehlte sie, und sie entwand sich meinem Griff. Kaum hatte ich gedacht, dass sie loskommen würde, da war es schon geschehen.
    Der dreieckige Kopf kam unter den zerwühlten Decken hervor und sie sperrte das Maul auf.

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