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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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spritzte.
    Es hätte einfach nach mir greifen und mich zu sich ziehen können. Ich war wie gelähmt, konnte nicht schreien, war zu keiner Bewegung fähig. Ich glaube, ich wäre daran gestorben. Aber es schwang das Schwert in weit ausholendem Bogen, sodass Wasser von der Klinge spritzte, und das war etwas, was mein Körper kannte, womit er umgehen konnte. Mechanisch, ohne zu überlegen, riss ich den Spieß hoch, dass er die pfeifende Klinge parierte.
    Es hielt nicht inne, holte wieder aus, unnatürlich stark, und ich zog mich zurück. Jetzt konnte ich schreien - und ich schrie. Meine Stimme schnappte über, und ich parierte einen weiteren Hieb mit der Spitze des Spießes und rammte ihn unter seine halb entblößten Rippen, bis das verwesende Fleisch der Bauchdecke weit aufriss. Aber das ruinierte Gesicht veränderte sich nicht. Es versuchte mit dem Spieß im Leib auf mich zuzugehen, wurde aber gehemmt. Nun wandte es sich halb zur Seite und schlug abermals zu. Ich konnte den Spieß nicht rechtzeitig herausziehen und warf mich rückwärts, um dem Hieb zu entgehen, dann stolperte ich über den Umhang und fiel, verlor den Spieß und krabbelte und wälzte mich schreiend und in namenlosem Entsetzen fort, ein Her, das dem Messer auszuweichen sucht.
    Wahrscheinlich hätte es mich in diesen Augenblicken töten können, tat es jedoch nicht. Es wandte sich ab und tappte auf das Feuer zu, das plötzlich, von zwei Männern genährt, aufflammte. Rufe wurden laut. Silvus und andere fanden in einer Gruppe zusammen, Stahl blinkte. Es bewegte sich auf sie zu, ohne mich zu beachten, als ich mich aufrappelte.
    Mir stockte der Atem. Eine zweite Gestalt hob sich auf der anderen Seite des Lagerfeuers ins Licht, ein Ding in den Fetzen eines Kettenhemdes, mit einem rostigen Helm auf dem Kopf, ohne Nase, mit leeren, von Krähen ausgehackten Augenhöhlen. Der erste Untote hob die Waffe, um Silvus von hinten niederzuschlagen.
    Irgendwie konnte ich das Schwert ziehen und dazwischen springen. Meine Klinge parierte den Hieb mit einem Geräusch wie eine gesprungene Glocke. Ich hörte das tiefe Schwirren einer Bogensehne und ein Pfeil fuhr glatt durch seine Brust und auf der anderen Seite heraus. Es verhielt nicht einmal im Schritt. Es ging einfach vorwärts und holte zum nächsten Schlag aus.
    Ich blockierte ihn mit der Parierstange meines Schwertes. Die bronzene Klinge knirschte und gab nach. Ich machte mich los, schlug sie zur Seite und hieb nach dem grässlichen Schädel. Mein Schwert biss tief in den verrotteten Knochen, der auseinanderfiel. Das Gesicht des Untoten hing in Fetzen auf die Brust. Es ging einen weiteren schleppenden Schritt vor und schlug wieder zu und die Parade bog sein Schwert zurück. Ich dankte allen freundlichen Göttern für guten Stahl.
    Aber wie konnte ich es unschädlich machen? Ich erinnerte mich eines Rates, den Silvus mir einmal gegeben hatte, als er vor dem Duell mit de Lacy meine Helmspangen befestigt hatte: »Wenn alles andere versagt, geh auf die Kniescheibe.«
    Ich legte meine ganze Kraft in einen tiefen, seitlich ausholenden Schwerthieb gegen sein Bein, knapp über dem Stiefel. Es unternahm keinen Versuch zu parieren und die Klinge durchschlug das nasse Fleisch und den Knochen und kam auf der anderen Seite wieder heraus.
    Ich wich zurück. Es tat einen Schritt, fiel vorwärts auf das Bein, das nicht mehr da war und schlug lang hin. Einen Augenblick lang dachte ich, es sei erledigt. Dann schob sich das abgetrennte Bein mit Fersen und Zehen wieder heran, fand Anschluss an den Körper, der sich auf die Beine zog und weiter vordrang. Das war das. Es war nicht aufzuhalten. Ich war ein toter Mann, so tot wie diese Schreckensgestalt.
    »Zur Seite, Parkin! Nach rechts, schnell, oder Sie werden geröstet.«
    Wenn mir jemand so ins Ohr schreit, denke ich an meinen ersten Tag bei der Stadtwache und an den Unteroffizier, den ich damals hatte, und überlege nicht lange. Er machte keine leeren Worte und Schwester Winterridge tat es offensichtlich auch nicht.
    Ich warf mich nach rechts. Es gab ein Geräusch wie von einem Siphon und einen Geruch wie von heißen Lampen, nur bitterer. Dann flammte goldenes Licht auf, und als ich den Kopf wandte, sah ich eine Brücke gelber Flammen von der Schwertjungfrau zu dem Ding überspringen. Es zerfiel, und seine brennenden Brocken zischten und knackten auf dem nassen Boden.
    Die geschwärzten Knochen zuckten und wanden sich im hell lodernden Feuer, schrumpften zu schwarzer Asche. Und noch

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