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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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»Nein, ich dachte an etwas anderes.«
    »Und was war das?«
    Sie hatte ihr Urteil aufgeschoben. Vielleicht, wenn ich nicht einen weiteren plumpen Fehler machte…
    »Ja, Sie sagten, es sei bloß eine Vorstellung mit Zaubertricks, Hokuspokus, Fingerfertigkeit, solche Dinge.«
    Sie nickte. »Es gibt andere Vorstellungen dieser Art. Viele.« Sie beobachtete mich, ruhig wie eine Katze.
    Ich spürte, dass nichts als die Wahrheit dienlich sein würde. »Ich frage mich, was Barras dazu brachte, Fürst Nathan besonders auf Sie hinzuweisen, und wie es kommt, dass Nathan Meister Grames zu seinem neuen Leiter eines Instituts für magische Studien machte?«
    »Ach so.« Anerkennung spiegelten ihre Augen, und ich sonnte mich darin. »Gute Frage. Wegen des Finales.«
    »Des Finales, das ich sah? Als das Kaninchen verwandelt wurde?«
    »Ja. Es ist unsere beste Nummer. Und sie wird auf der offenen Bühne vorgeführt, wo die Leute sehen können, wie die Verwandlung geschieht.«
    »Es sieht… unmöglich aus.« Ich wusste, dass es nicht unmöglich war, aber auch, was dazu benötigt wurde.
    »Ja, das ist richtig. Aber die ganze Vorstellung besteht aus Dingen, die unmöglich aussehen, und die Bauern… das heißt, das Jahrmarktspublikum… gewöhnt sich daran. Die Leute denken nicht, dass diese Nummer vielleicht wirklich unmöglich ist.« Sie seufzte. »Aber Barras merkte es sofort. Tatsächlich ist er viel schlauer, als er aussieht – oder redet. Er erkannte den Unterschied. Und so kam er nach der Vorstellung zu uns, verscheuchte alle anderen, und dann…«
    »Wurden Sie Nathan vorgestellt.«
    »Ja. Ich wollte es leugnen und vorgeben, es sei alles bloß Einbildung, aber Meister Grames…«
    »Witterte Geld. Und mehr als Geld. Prestige. Macht.«
    Sie machte ein gequältes Gesicht. »Das war nicht alles. Ich bin überzeugt, dass ihm hauptsächlich an… Anerkennung lag.«
    »Anerkennung der Gabe.« Ich nickte weise.
    Sie hatte zur Seite geblickt und versucht, die Einzelheiten zu erklären. Nun sah sie mir in die Augen und sagte: »Ja. Für die Gabe.«
    Wir verbrachten den Nachmittag auf dem Vordeck. Manchmal sprachen wir, manchmal nicht. Zu beiden Seiten glitten die Felder, Gehöfte und Waldstücke vorbei, still und glatt, als schwebten wir in einem Traum dahin. Silvus blickte zu uns herüber, ging unter Deck und kehrte mit Hüten für uns beide zurück. Wir setzten sie auf, und er trat wieder zum Achterdeck, wo er ein Gespräch mit dem Schiffsführer begann, der das Ruder hielt. Ich glaube, alle anderen mit Ausnahme eines gelangweilten Gardisten auf dem Ruderhaus und eines anderen, der mit dem Treiber auf dem Treidelweg ging, machten ein Nachmittagsschläfchen.
    Die Zugpferde schritten geduldig und gleichmäßig dahin, das Zaumzeug glänzte im Sonnenlicht. Brücken glitten vorüber. Sie waren so gebaut, dass der Treidelpfad innerhalb ihrer Spannen verlief, um die Zugtiere durchzulassen. Vereinzelte Weiler und Dörfer lagen am Fluss, wo das Ufer hoch genug war, um Überschwemmungen zu verhindern, und andere Dörfer lagen abseits und kehrten dem Fluss den Rücken. Wo die Barke den still ziehenden Wasserspiegel durchschnitt, blitzte das Licht von den Wellenriffeln wie Funken in einer Schmiede.
    Es war wahrscheinlich der beste Nachmittag, den ich je verbracht hatte. Mit Willenskraft versuchte ich die Sonne am Himmel zu halten, aber sie glitt unaufhaltsam tiefer. Als sie nur noch eine Handbreit über den Hügeln im Westen war, legten wir an und vertäuten die Barke für die Nacht am Ufer.
    Ein paar hundert Schritte entfernt gab es ein Dorf, eine Gruppe von Häusern, die einen grünen Dorfanger umstanden. Die Pferde wurden abgeschirrt und ins Dorf geführt, wo sie ein Stall und Futter erwartete, und wir vertraten uns die Beine auf festem Boden.
    Schon vor dem Anlegemanöver war Barras gähnend auf Deck erschienen. Nun kam ein Gardist in Gelb und Schwarz mit einer langen, flachen Kiste an Land. Sie wurde auf den Boden gelegt und Barras machte sich daran, auf einer ebenen Fläche Pflöcke einzuschlagen. Ich sah ohne Interesse zu, als er mit den Fechtübungen begann.
    Er hatte vier Gardisten mitgebracht, wie ich vermutet hatte, wahrscheinlich um sicherzustellen, dass mindestens zwei jederzeit im Dienst sein konnten. Und Barras. Ich sah, dass sie sich im Umgang mit ihren Waffen auskannten. Wahrscheinlich waren sie nach diesem Gesichtspunkt ausgewählt worden.
    Sie benutzten stumpfe Übungsschwerter mit hölzernen Kugelkappen an den Spitzen,

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