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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Ihre Stimme klang ein wenig zerstreut, als dächte sie gleichzeitig an etwas anderes.
    Während sie langsam die Hände hob, die Innenflächen nach außen, bückte Silvus sich ebenso langsam und legte die entspannte Armbrust zu seinen Füßen ab. Er richtete sich auf und zeigte ebenfalls die Hände vor, wie ein Kind, das seiner Mutter zeigt, dass es sie gewaschen hat. Ich tat es ihnen nach und war sorgsam darauf bedacht, nicht zu lächeln. Die Hand mit dem Dolch wurde gesenkt. Der Kobold musterte unsere Hände, dann studierte er wieder Ariennes Gesicht. Ich sah ihr Gesicht auch recht gern an, hatte aber das Gefühl, dass hier mehr vorging, als ich wusste.
    Ich hörte leise tappende Schritte, dann erschien ein unbestimmter, schwacher Lichtschein hinter einer Ecke, die ich bis dahin nicht bemerkt hatte. Der Lichtschein wurde heller, und eine weitere Lampe vom gleichen Typ wie die erste wurde um die Ecke getragen. Sie lag in der Hand des Ersten einer ganzen Reihe gedrungener Gestalten, die wie die Erste gekleidet und bewaffnet waren. Die Ecke war eine breite Felswulst, die vom Boden bis zur Decke reichte, und der Gang führte an ihr vorbei in unbekannte Tiefen. Der verdoppelte Lichtschein zeigte uns etwas mehr von dem Raum, in dem wir uns befanden. Es war ein teils aus dem anstehenden Fels geschlagenes, teils gemauertes Gewölbe mit dem massiven Block der Felstür hinter uns. Ein Stahlträger durchzog das Gewölbedach und wurde zu beiden Seiten von aufrechten Pfosten gestützt. Die Konstruktion wirkte stark genug, um den ganzen Felshügel mit der Burg darauf zu tragen. Im Übrigen sah es wie der Eingang zu einem Bergwerk aus, mit Pickeln ausgehauen und geglättet, der Boden etwas uneben und die Spuren von Meißeln an den Felsen um uns.
    Niemand sagte etwas; wir standen alle da und starrten einander an. Ich fragte mich, ob wir Gäste, Gefangene, Unterhaltung oder Frühstück waren, als Arienne sich ein wenig entspannte. Jedenfalls ließ sie die Schultern sinken, und der Kurze steckte den Dolch mit einer gewissen Entschiedenheit in den Gürtel.
    Arienne sprach ruhig. Ihre Gesichtszüge blieben nüchtern und unbewegt. »Er sagt, er wird uns aufnehmen. Nur weil wir den… mh – Bau nicht kennen. Und weil wir im Dunkeln nicht sehen und die Richtung nicht wissen. Sie gehen nach den… wie soll ich es sagen… Leuchtsteinen, denen wir nicht folgen können, weil unsere Augen sie nicht erkennen.«
    »Ich verstehe«, sagte Silvus.
    »Ich nicht«, sagte ich. »Es kommt mir so verworren vor wie Politik.«
    »Halten Sie eine Hand vor den Kopf, dass Sie ihn nicht wieder anstoßen. Sie werden uns durch die höheren Gänge führen, aber trotzdem ist es zu empfehlen, weil Sie größer sind als einige von ihnen.«
    »Wohin wollen sie uns bringen?«, fragte Silvus, aber sie antwortete nicht. In diesem Augenblick gingen beide Lichter aus, und die vollkommene Finsternis kam mit einem Rauschen über uns, das ich beinahe hören konnte, wie die Flügel eines Raben. Dann legten sich kühle glatte Hände auf meine Ellbogen, und ein Druck von ihnen drängte mich vorwärts. Ich hielt den Kopf tief und ging los, zuerst unter Schmerzen, weil ich steif geworden war.
    Und so begann der seltsamste Marsch, den ich je gemacht habe. Ich habe Schlimmeres, durchgemacht – der Ausflug, den ich nach meiner Gefangennahme unternehmen musste, war bei weitem schlimmer –, aber dieser schien sich ungewöhnlich lang hinzuziehen, und ich war schon am Anfang in elender Verfassung.
    Der Boden stieg bald an, bald fiel er wieder ab, und in den Geräuschen, die wir erzeugten, gab es nur geringe Variationen. Manchmal knirschte loser Sand unter unseren Füßen; manchmal echoten unsere Schritte und der Atem in einem Raum unbekannter Größe, und manchmal wurde es so eng, dass die Schultern zu beiden Seiten den gewachsenen Fels streiften. Hier und dort hörte man Wasser rieseln und plätschern. Einige Male gingen wir durch seichte Pfützen; einmal hatte das Wasser eine Strömung, die ich als kühlen Druck an der Seite meiner Stiefel fühlte, obwohl es nicht tiefer als ein paar Handbreit war. Die meiste Zeit gingen meine Aufpasser neben mir. Wann immer sie sich zum Gänsemarsch formierten, erwartete ich eine Engstelle; gewöhnlich war diese mit einer niedrigen Decke verbunden, und ich gab Acht auf meinen Kopf, der nach der Behandlung, die er in den letzten Tagen erhalten hatte, zerbrechlich war.
    Mein Kopf mochte zerbrechlich gewesen sein, aber ich glaube nicht, dass er den

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