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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Punkt erreicht hatte, wo ihm ganze Gespräche entgingen. Er sagt dies, er sagt das, hatte Arienne uns gesagt. Sagt? Niemand hatte ein Wort gesagt. Wir waren bloß dagestanden und hatten einander beobachtet, ernst wie Katzen.
    Und nun marschierte ich in völliger Schwärze einem unbekannten Ziel entgegen. Nichts ist so geeignet wie völlige Dunkelheit, einen zu verwirren und mit namenlosen Ängsten zu erfüllen. Meine Aufpasser schritten zuversichtlich vorwärts, als ob sie sehen könnten, während ich mit jedem Schritt vorsichtiger und ängstlicher wurde. Ich schwur den Göttern, dass der nächste blinde Bettler, dessen Weg ich kreuzte – wenn ich lebend aus dieser Lage heraus käme – Ursache haben würde, meinen Namen zu segnen.
    Wir marschierten eine Gefällstrecke hinunter. Ich fühlte sie in den Füßen, aber sonst nicht. Eine Hand stieß nicht unsanft meinen Kopf nach vorn, und ich zog ihn ein. Ein paar Minuten später verriet mir ein leichter Stoß ins Kreuz, dass ich wieder aufrecht gehen konnte.
    Nach einiger Zeit dröhnte um uns ein mahlendes, rumpelndes Geräusch. Ich konnte nicht sagen, woher es kam, fühlte die Vibration aber durch die Stiefelsohlen ebenso wie ich sie hörte. Wir hielten einen Augenblick inne, als einer von ihnen mir eine flache Hand auf die Brust legte, doch es lag nichts Beunruhigendes in der Geste. Dann endete das Rumpeln mit einem dumpfen Schlag, und der Fels unter meinen Füßen zitterte, als wäre in der Nähe ein ungeheures Gewicht niedergegangen.
    Sie führten mich wieder vorwärts, und diesmal klangen meine Schritte hohl und metallisch. Der Boden unter mir war elastisch. Wir gingen über eine Brücke. Um uns seufzte die Luft mit dem hohlen Echo weiter Räume und leerer Klüfte. Irgendwo in der Ferne glaubte ich helle Hammerschläge zu hören, wie winzige Funken von Geräusch in der hallenden Stille, und dann das dumpfe rhythmische Pochen einer gigantischen Maschine, die wie das Herz der Erde selbst schlug.
    Ich bekam es wirklich mit der Angst. Es war anders als die Angst, auf diesen Tisch geschnallt und von Barras mit Folterwerkzeugen bearbeitet zu werden, und es war anders als der krankhafte Kitzel, der einen überkommt, wenn man die feindliche Schlachtreihe vor sich sieht. Das sind Dinge, die der Verstand erklären kann, der Teil des Geistes, den man kennt und beherrscht. Diese Angst kam von anderswo, aus dem Unterbewusstsein, das nicht denkt, nicht argumentiert, nicht diskutiert. Es erinnert sich nur, und was es erinnert, ist die uralte Erfahrung, dass die Dunkelheit von Jägern mit Krallen und Reißzähnen durchstreift wird.
    Plötzlich wurde Halt gemacht. Vor uns in der Schwärze bewegte sich etwas. Vielmehr jemand, dessen hornige Füße auf dem Steinboden kratzten. Nach einer Pause, in der das Etwas oder der Jemand aus dem Weg geschafft wurde, marschierten wir weiter, und wieder schloss sich der Fels um uns und die hallenden Echos erstarben in unseren Ohren.
    Nun wurde mein Kopf vorwärts gedrückt, und als ich mich nicht tief genug duckte, noch einmal. Ich krümmte mich, und trotzdem kratzte mein Hinterkopf am Gestein der Decke, und meine Schultern streiften die Wände zu beiden Seiten. An einer Stelle musste ich seitwärts gehen, an einer anderen im Entengang, und die damit verbundenen Schmerzen waren schlimm. Aber es war das letzte Stück. Nach fünf Schritten war ich durch, und eine Hand tätschelte mir den Rücken, als wollte ihr Besitzer mich beglückwünschen. Ich richtete mich auf und ging weiter. Andere Schritte klangen hinter mir. Darauf hörte ich ein Klicken und das Zurückstoßen eines Riegels.
    Stoff raschelte, dann folgte ein Geräusch, als schüttle jemand Bohnen in einem Kasten. Ein blassgrünes Licht leuchtete auf. Wir waren in einem großen, ziemlich niedrigen Raum, der die Größe des Kellers einer anständigen Gastwirtschaft hatte.
    Aber es war kein Keller, auch keine Höhle. Kein Loch in der Erde. Die Wände waren bearbeitet und geglättet und dann poliert worden, um Farben und Kristalle zu betonen, die im schwachen Licht funkelten. Der Boden war eben, gefegt und mit farbigen Steinen gepflastert, die mit Zement verfugt waren. In der Mitte stand ein zierlicher Tisch, wie für ein Kind gemacht – aus silbrigem Metall und Bergkristall. Und auf dem Tisch stand eine Lampe, eine Glaskugel, die ein Licht verströmte wie die Sonne, durch ein Frühlingsblatt gesehen. Es war trüb, aber nach einer langen Zeit in der Dunkelheit werden die Augen

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