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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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schärfer.
    Das Ganze hatte etwas Förmliches an sich, als könnte man jeden Augenblick erwarten, dass der Diener die innere Tür öffnen, einem Umhang und Hut abnehmen und zum Hausherrn führen würde. Und tatsächlich gab es eine innere Tür. Sie war so niedrig wie jene, durch die wir gerade gekommen waren, und aus kupferigem Metall mit Beschlägen und Scharnieren aus dunkler Bronze.
    Silvus trat hinter mir durch die Tür, und ihm folgte Arienne, beide mit jeweils zwei Aufpassern. Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken, und wir alle standen da und starrten einander wieder an.
     Nach einer Weile wandte sich Arienne zu Silvus. »Der benachbarte Raum ist ein Ruheort. Nahrung wird gebracht. Danach müssen wir bereit sein, Fragen zu beantworten.«
    Silvus nickte. Das Ganze schien ihn nicht aus der Ruhe zu bringen. Ich starrte Arienne an. Woher wusste sie das?
    Sie erwiderte meinen Blick. »Sagen Sie es ihm«, riet Silvus. »Er versteht es nicht. Und sagen Sie es auch mir. Ich bin nicht sicher, dass ich es verstehe.«
    Sie schlug den Blick nieder, und als sie ihn erneut hob, um es uns zu erklären, machten zwei der Bewacher kehrt und gingen. Kein Zeichen, kein Befehl, kein Gespräch; sie gingen einfach fort, hintereinander und mit eingezogenen Schultern. Der Durchgang war selbst für sie niedrig und eng. Die anderen kauerten alle gleichzeitig nieder, als wäre diese Stellung für sie so bequem wie das Sitzen. Ihre Kurzschwerter zogen sie herum, dass sie quer über ihren Beinen lagen, und starrten uns an. Mein Blick ging zu Arienne.
    Sie befeuchtete sich die Lippen, und als sie sprach, kamen die Worte langsam und zögernd. »Ich sagte, ich hätte mit ihnen gesprochen. So ist es. Ich weiß nicht genau, wie ich es tue. Es ist zum Teil das Talent, aber auch etwas, was man als Kind lernen muss, genauso wie die Sprache. Dazu gehört, dass man sie sehr aufmerksam und genau ansieht. Es gibt winzige Veränderungen im Gesicht und in den Augen, und kleine Gesten. Aber ein Teil davon ist… nun…«
    »Gedankenlesen«, sagte ich, und die schrecklichen Zusammenhänge, die sich daraus ergaben, erschreckten mich. Sie musste es mir angesehen haben.
    »Nein!« Sie schien aufgeregt. »Ich kann nicht anderer Leute Gedanken lesen!«, erwiderte sie vehement.
    »Oder ihre?«, fragte Silvus und nickte zu den Kobolden.
    »Nein. Ich meinte auch sie. Es sind auch Leute.« Das Letzte kam in einer Mischung von Trotz und Verzweiflung heraus. »Ich kann nur hören, was sie mich hören lassen wollen. Umgekehrt ist es genauso.«
    »Sie können menschliche Gedanken nicht lesen?« Silvus wollte es ausdrücklich bestätigt wissen.
    »Nein. Sie sagen, niemand könne menschliche Gedanken lesen. Nur bei den sehr wenigen Menschen, die das Talent haben, könnten sie die Gedanken lesen, und auch die nur, wenn der Betreffende es wünsche und sie bewusst ausstrahle. Der menschliche Geist hat eine Art Barriere, die sich nicht durchdringen lässt. Wie ein Blinder zwar nichts sehen, aber von Illusionen und Trugbildern getäuscht werden kann. Nun, ein Meister der Schwarzen Magie ist jemand, der andere Leute, vor allem aber die Kobolde, mit Illusionen überwältigen kann. Nicht mit Illusionen gezielter visueller Wahrnehmung, aber mit Illusionen von Gefühlen und Gemütsbewegungen. Er kann sie mit Hass gegen andere erfüllen, oder mit Liebe zu ihm, oder mit Blutgier. Es ist eine Täuschung, aber sie können sie nicht von ihren eigenen wahren Gefühlen unterscheiden. Und sie verhalten sich entsprechend.«
    Silvus nickte. »Das erklärt vieles.«
    Allerdings. Jeder Meister der Schwarzen Magie machte Gebrauch von den Unterirdischen, wenn möglich, von ganzen Horden auf einmal. Er zwang ihnen unnatürliches Wachstum auf oder züchtete sie in verschiedenen abstoßenden Formen, um Ungeheuer zu erzeugen. Ich hatte selbst gesehen, dass es nicht durch ihren eigenen freien Willen geschah. Kein Wunder, dass sie sich im Inneren der Berge verbargen.
    Ich sah in die Gesichter der kauernden Gestalten, die im blassgrünen Licht schlecht zu sehen waren. Die Schatten schienen sie in tragische Masken zu verwandeln, die eine große und alte Traurigkeit verdeckten. Wie groß und wie alt, konnte ich nur vermuten. Mir war, als wäre ich auf einem Weg, den ich gut zu kennen glaubte, plötzlich auf eine Schlucht gestoßen, hätte hineingespäht und den Grund nicht sehen können – hätte dabei aber gewusst, dass sie immer schon dagewesen ist, nur hatte ich sie bis dahin nicht

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