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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Versorgungsschacht? Ist das Essen von dort gekommen?«
    Sie lachte. »Natürlich. Wie sollte es sonst gekommen sein, durch Zauberei?«
    Tatsächlich war mir der Gedanke durch den Kopf gegangen, aber ich hütete mich, es zu sagen. »Sehr abgeschlossen«, bemerkte ich stattdessen.
    Sie nickte. »So ist es beabsichtigt.«
    Mit anderen Worten war dies ein Mittelding zwischen einem Gästezimmer und einer Zelle. Oder vielleicht war es nur eine Zelle. Die Kobolde – in letzter Zeit fand ich es richtiger, sie Unterirdische zu nennen – waren im Hinblick auf Gefängnisse möglicherweise humaner als wir Menschen. Ich dachte wieder an die Zellen unter dem alten Palast, die mit fließendem Wasser. Wahrscheinlich sehr viel humaner, wenn ich es mir recht überlegte.
    Der einzige Nachteil war, dass es nichts zu tun gab. Die Wachen waren verschwunden. Vielleicht warteten sie vor der Tür in dem engen Gang, den wir passiert hatten, um hereinzukommen. Ich schüttelte die leuchtende Kugel, bis sie genug Licht gab, um dabei zu lesen, wenn es etwas zu lesen gegeben hätte. Aber wir konnten nur warten.
    Arienne setzte sich auf den Boden, und ich gesellte mich zu ihr. Anscheinend hielten die Unterirdischen nichts von Stühlen. Ihre Hand befand sich in einladender Nähe, und nach einer Weile kam mir der Gedanke, ich sollte herausfinden, ob sie es bleiben würde, wenn ich sie in meine nähme.
    Arienne entzog sie mir nicht.
    Wir saßen zusammen im kühlen Licht, das allmählich matter wurde. Ich ersparte mir die Mühe, aufzustehen und das Ding wieder zu schütteln. Stattdessen legte ich meinen Arm Arienne um die Mitte und küsste sie. Zu meiner Überraschung wurde ich nicht zurückgestoßen, und als ich merkte, dass sie sich sogar an mich schmiegte, wurde mir schwindlig.
    Ich kann nicht sagen, wie lange unsere Gefangenschaft dauerte. Wir bekamen zwei weitere Mahlzeiten – dunkle Schnitten von etwas wie Roggenbrot, ein Salat aus süßsauren Beeren und würzig schmeckenden Blättern und etwas, was ich für geröstete Muscheln hielt –, und nach einer weiteren Schlafperiode wurde die äußere Tür geöffnet, und eine Gestalt betrat den Raum. Er war größer und breiter als der Durchschnitt der Unterirdischen, reichte mir beinahe bis an die Schultern und wirkte sehr stämmig und kräftig. Auch waren seine Gesichtszüge nicht so flach wie die der Unterirdischen. Aber er war genauso gekleidet wie die anderen und starrte mich mit ebenso ausdrucksloser Miene an, wie es bisher alle getan hatten.
    Ich stand auf und nickte, vermied es zu lächeln. »In diesem Licht würde man Sie leicht für einen Menschen halten«, sagte ich.
    »Vielen Dank, sollte ich vielleicht sagen«, erwiderte er, und ich erschrak so sehr, dass mir die Worte fehlten.
    Arienne seufzte. Ich hatte das Gefühl, dass sie damit gerechnet hatte. »Mutter oder Vater?«, fragte sie.
    »Vater. Und eine Großmutter«, antwortete er, als ob die Frage einen Sinn ergeben hätte. Sie nickte, als hätte die Antwort es getan.
    Sie wandte sich zu mir. »Dieser Herr…« sagte sie und blickte ihn fragend an.
    Er lächelte. Anscheinend hielt er es nicht für ein Zeichen schlechter Manieren, die Zähne zu zeigen. »Kaitief«, sagte er. »Dieser Herr Kaitief ist mehr als zur Hälfte ein Mensch. Will de Parkin…«, und als Silvus aus dem halbdunklen Nebenraum erschien, »… Ser Silvus de Castro. Und Arienne Brook, zu Ihren Diensten.«
    »Ich kenne Sie, Arienne Brook, und Sie kennen mich.« Kaitief hatte uns zugenickt, aber nun sah er sie an, ohne eine Regung zu zeigen. Ihre Augen wurden schmal, aber ich sah, dass sie ihn nicht wiedererkannte.
    Nachdem er eine kleine Weile gewartet hatte, sagte er: »Ich kannte einen Jungen vom Volk unter den Golpihügeln in Wendland, der noch keinen Namen angenommen hatte und zu seinen Leuten zurückkehrte. Es war vor langer Zeit, und ich kannte ihn nur flüchtig.«
    Er zuckte die Achseln in einer seltsam anmutenden menschlichen Geste. »Die Sonnenleute wollten mich nicht haben.« Sein Blick ging zu mir. »Das Licht war nicht immer schwach genug.«
    Die Bitterkeit in seiner Stimme ließ mich zusammenzucken. Er verzichtete auf weitere Erklärungen, und als er sich wieder Arienne zuwandte, sagte er in verändertem Ton: »Und nun müssen Sie mitkommen.«
    Sie war sofort wieder auf der Hut. »Wohin?«
    »Wie soll ich es erklären? Sie wissen nicht, wo wir sind, also würde die Angabe einer Richtung nicht helfen. Wie sollte es von Bedeutung sein? Es ist bloß ein Ort,

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