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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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länger. Nach kurzer Pause ging sie auf die Frage ein. »Nein, ich schade dem Tier nicht, wenn ich nur seine Sinneswahrnehmungen mit ihm teile. Aber ich werde nicht gegen seine Natur handeln. Ich werde es nicht zwingen, etwas zu tun, was es nicht will. Ich werde es nicht ängstigen oder in Zorn bringen oder täuschen oder gefährden, sei es um meinetwillen oder für andere. Nie wieder.« Sie erschauerte.
    »Gut. Also ist es nicht Umgang mit dem Dunkel, nur ein Tier als Ausguck zu benutzen, wenn die Beobachtung des Geländes seiner Natur entspricht und das Tier es ohnehin tun würde?«
    Sie dachte nach, suchte in meinen Worten nach einer Falle, Sie hatte ein Recht darauf, ein Recht, mir nicht zu trauen. Ich hatte sie verraten. Dann nickte sie zögernd. »Nein, ich glaube nicht. Was bezweckst du mit diesen Fragen?«
    Ich sagte es ihr. Sie saß auf ihrem nassen Felsblock und starrte mich an. Silvus saß auf seinem und tat das Gleiche. Nach einer Weile starrten sie einander an.
    Der Abend dämmerte. Der Nachmittag war düster und nass und kalt gewesen, und der Abend versprach noch schlimmer zu werden. Barras, der vom Sonnenuntergang weiter entfernt war, würde bereits Halt gemacht haben und absatteln, die Pferde abreiben und füttern.
    Wir hatten unsere letzten Tragtiere freigelassen. Sie würden uns jetzt nur aufhalten und mussten mit dem Grünund Raufutter der Heiden und Hochmoore Vorlieb nehmen. Da sie sich in der Freiheit ganz der Futtersuche widmen konnten, waren ihre Aussichten, den Winter zu überleben, nicht schlecht. Wir beschränkten unsere Traglasten auf das Nötigste: Lebensmittel, Bettzeug und unsere Waffen. Zur Nahrungssuche würde keine Zeit sein, abgesehen vielleicht von ein paar Beeren, die sich im Vorbeigehen von Sträuchern streifen ließen. Wir aßen im Gehen, als der Abend kam, und wanderten weiter in die Nacht hinein.
    »Da ist eine«, rief Arienne mit gedämpfter Stimme. Es war eine Eule, die nicht weit vor uns in lautlosem Flug zwischen einem Dickicht und einem von Blöcken und Gesteinsschutt übersäten Hang vorüberstrich. »Ah.«
    Ich ging neben ihr und beobachtete sie, als sie das Bewusstsein des Tieres erreichte und an seinen Wahrnehmungen teilhatte. Sie lächelte und erfreute sich für ein paar Augenblicke der überragenden Nachtsicht des Eulenauges. Es war gut, sie wieder lächeln zu sehen.
    »Die Nacht wird hell, aber nicht wie bei Tag. Sie scheint Licht zu sehen, das vom Himmel herabkommt und von der Erde herauf, beides zugleich«, sagte sie. »Und Eulen bevorzugen die offenen Flächen zwischen Sträuchern und Dickichten, wo sie Mäuse und Maulwürfe greifen können und auf der Jagd nicht zu vielen Hindernissen ausweichen müssen. Also haben sie ein sehr gut ausgebildetes Gespür für offene Flächen. Ich kann die Straße als einen wohlbekannten Jagdgrund betrachten.« Sie lächelte. »Die Eule sieht uns auch, natürlich, und wünscht, wir würden fortgehen. Anscheinend verscheuchen wir die Beute.«
    »Dann wollen wir ihr den Gefallen tun«, erwiderte ich. Wir gingen weiter.
    Wenn Barras hinter einem ist, und vor einem die Sicherheit, verlangt man sich viel ab. Von Zeit zu Zeit legten wir kurze Pausen ein, wenn Arienne die nächste Eule fand. Gewöhnlich jagten sie entlang der Straße, und ihr durchschnittliches Territorium hatte eine Ausdehnung von ungefähr einer halben Meile im Quadrat. Jede von ihnen wusste ungefähr, wo die nächste anzutreffen war, und Arienne meinte, es sei nicht schwierig, die Sinneswahrnehmungen der Eulen zu gebrauchen, um die nächste zu finden.
    Nun waren Müdigkeit und Erschöpfung der einzige Feind. Aber Arienne schritt noch immer leicht und elastisch aus, Silvus war die Ausdauer selbst, und ich hatte mich gut erholt. Krieger sind das Marschieren gewohnt. Und wenn wir andere, weniger anständige Dinge tun, können wir die langen Abschnitte stumpfsinnigen Marschierens wenigstens dazu nutzen, unser Tun zu überdenken und im mechanischen Rhythmus unserer Schritte Gebete zu sprechen.
    Wir machten erst Halt, als wir nicht mehr weitergehen konnten. Es musste beinahe Mitternacht gewesen sein, und noch immer rieselte leichter Regen. Wieder kein Feuer. Schlaf.
    Wir brachen auf, bevor die Morgenröte den Osthimmel färbte. Georghe Barras tat das Gleiche, aber er war weiter entfernt als zuvor. Sechs Stunden Marsch in der Dunkelheit bei vielleicht eineinhalb Meilen in der Stunde, mit weniger Pausen. Ich schätzte, dass wir sieben Meilen zurückgelegt hatten, vielleicht

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