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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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etwas mehr. Er würde diese Strecke an einem Tag aufholen, aber dann liefen wir ihm bei Nacht wieder davon.
    Arienne musste mit Mana haushalten. Der Tag trübte sich bald wieder ein, von Zeit zu Zeit regnete es, und die Bäche waren von den Niederschlägen angeschwollen. Die Hügelketten verliefen jetzt wieder in nordsüdlicher Richtung. Die Hügel waren nicht sehr hoch, weil das Land insgesamt höher lag als weiter östlich, aber die von Heide überwachsenen Höhenzüge bildeten nach wie vor lange Bollwerke, die den geraden Weg versperrten und die Straße zu weiten Umgehungen zwangen. Ihre Erbauer hatten stets die leichteste Route gewählt und starke Steigungen vermieden. So umging sie die steilen Hänge und den zutage tretenden Fels, und an diesem und dem nächsten Tag war keine Manaquelle zu finden.
    »Wirst du heute Nacht noch auskommen?«, fragte ich sie besorgt.
    »Wenigstens noch zwei Nächte. In der Quelle war ein guter Vorrat.« Ernüchtert beäugte sie den nächsten Hang, dann blickte sie zu mir. »Obwohl ich ziemlich viel gebrauchte«, fügte sie hinzu.
    Ich starrte auf den Boden, der unter meinen Füßen zurückblieb. Gehen, gehen, gehen, sagte ich mir. Das ist alles, was du einstweilen tun kannst.
    Es war gut, dass Eulen im baumarmen Hügelland zahlreich vorkamen. Manchmal gebrauchte Arienne andere Beobachter – ein Wiesel, Wildkatzen, einmal einen Ziegenmelker, der im Zwielicht Insekten jagte. Einmal passierten wir in der Abenddämmerung eine Felshöhle, als ein Schwärm Fledermäuse wie eine lebendige Wolke herausströmte. Ich sah ihn in einem schwarzen Gittermuster an der unvollkommenen Scheibe des zunehmenden Mondes vorbeifliegen, und mir kam ein Gedanke. »Sie müssen gut zu gebrauchen sein, mit der Nachtsicht, die sie haben«, bemerkte ich, um etwas zu sagen.
    Sie schüttelte abwesend den Kopf. Sie hatte Verbindung mit einer Eule aufgenommen, die eine halbe Meile voraus in einem dürren Baum saß. »Fledermäuse sind schlechte Übermittler. Ich glaube, sie fliegen mehr nach dem Gehör als nach der Sicht. Ich werde nie schlau daraus, wie sie die Welt sehen.«
    »Weil es Geschöpfe des Dunkels sind, wie manche sagen?«, fragte ich. Ich konnte es mir gut vorstellen.
    Ein weiteres Kopfschütteln, diesmal ungeduldiger. »Nein. Kein natürliches Wesen ist ein Geschöpf des Dunkels. Es liegt daran, dass für eine Fledermaus alles anders aussieht, so sehr, dass ich es die meiste Zeit nicht wiedererkennen kann. Alles scheint still und dunkel, nur im näheren Umkreis gibt es Leben und Licht, das wegen ihrer ständigen schnellen Richtungsänderungen ganz ungleichmäßig erscheint. Hinzu kommt, dass ihre ganze Aufmerksamkeit auf Nachtinsekten gerichtet ist. Ich kann ihren erratischen Bewegungen nicht folgen. Darum lasse ich Fledermäuse in Ruhe.«
    Es war noch früh in der Nacht, in dem Zeitabschnitt nach der Essenspause und bevor wir zu müde wurden, um zu reden. Dieser Zeitabschnitt wurde von Tag zu Tag kürzer. Danach trotteten wir stumpf und mechanisch weiter, bis wir nach unserem Gefühl die fünf Meilen gutgemacht hatten, die Georghe tagsüber aufgeholt hatte. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn wir einen Adler gebrauchen konnten, um den Standort der Verfolger festzustellen, fanden wir diesen Bewegungsrhythmus bestätigt, und dabei blieb es.
    Ich nehme an, dass wir in einer Weise Glück hatten. Barras konnte im allmählich ansteigenden Gelände kein allzu halsbrecherisches Tempo vorlegen. Abgesehen davon, dass er die Pferde erschöpfen und zuschanden reiten würde, musste er wissen, dass wir eine Armbrust hatten und dass es immer wieder gute Gelegenheiten für einen Hinterhalt gab. Er musste einen Mann als Vorhut vorausreiten lassen und Vorkehrungen gegen Überfälle treffen, was bedeutete, dass er sich gefährlichen Stellen vorsichtig nähern und Kundschafter aussenden musste. Er konnte das Tempo nur erhöhen, wo die alte Straße gerade und gut zu überblicken war.
    Dennoch zermürbte uns der Marsch im Laufe der Tage. Es gab einen kurzen Triumph, als wir am Morgen bei klarem Himmel den Rücken eines Höhenzuges erreichten und weit im Westen eine ferne Kette scharf gezackter Gipfel sahen, rosig im Morgenlicht.
    »Das Bruchfaltengebirge«, sagte ich und hob den Arm. Arienne blickte mit einer Anstrengung auf. Die wenigen Stunden Schlaf hatten ihre Erschöpfung nicht wettmachen können, und sie verfügte kaum noch über Mana. Ihr Gesicht war jetzt feiner geschnitten, und Schatten erschienen unter ihren

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