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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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gleichzeitig Manöver ausführten und ihre Piken bald senkrecht hielten, bald wie zum Angriff senkten. Ihre Aufstellung änderte sich von Minute zu Minute nach den gebrüllten Befehlen ihrer Offiziere. Sie bewegten sich alle im Gleichschritt, steif wie Puppen. Anderswo wuschen Frauen Kleider und trugen Säuglinge auf dem Rücken und kochten, und lange Reihen von Maultieren und mit Lebensmitteln beladenen Fuhrwerken bewegten sich durch das Lager. Es herrschte ein Lärm und ein Durcheinander wie an einem Markttag.
    Tatsächlich war es eine Stadt für sich, erbaut aus Zelten und Seilen. Zwischen den Zelten waren markierte Gassen und Straßen, und wenn man sich dem Mittelpunkt des Lagers näherte, wurden die Straßen breiter und die Zelte größer und besser ausgestattet, mit Flaggen und Wimpeln auf Masten, farbigen Wappen und Federbüschen auf den Spitzen. Dann kamen wir auf den zentralen Platz der Zeltstadt, und vor uns erhob sich das größte und schönste aller Zelte.
    Ich musste an ein Spinnennetz denken. Überall im Umkreis, aufgereiht an den Straßen, die sternförmig von diesem strahlenden Mittelpunkt ausgingen, standen andere Zelte wie die eingesponnenen Körper von Fliegen. Und ich wurde zur Mitte des Netzes gebracht, um die Spinne zu sehen.
    Jemand führte die Tiere fort, sobald wir vor dem Zelt abgestiegen waren. Es war aus schwarz und gelb gestreiftem Segeltuch und wurde innen wie außen von Stangen gehalten. Es hatte die Größe eines Hauses, und von den Masten, die davor in den Boden gepflanzt waren, wehten Banner mit farbenfrohen Wappen. Ich legte den Kopf in den Nacken wie ein Mädchen vom Lande, das in die Stadt kommt, und sah, dass das vom höchsten Mast wehende Banner ganz aus Seide gearbeitet war. Die Gardisten am Zelteingang trugen goldene Litzen und Tressen an ihren Uniformen und sahen noch prachtvoller aus als die Männer der Palastgarde.
    »Hofadel aus der Umgebung des Fürsten«, murmelte Teska. »Die persönlichen Adjutanten Seiner Hoheit. Sie weichen nicht von seiner Seite.«
    Ich sah sie mir genauer an. Herren von Stand, Ritter, das war leicht zu sehen. Sie hatten Gesichter, die aussahen, als könnten sie mit den Augenlidern Walnüsse knacken. Die Stadtwache wurde von der Garde überwacht, die Garde von diesen ausgesuchten Rittern und Lehnsleuten. Fürst Nathan musste einen Vorteil darin sehen, dass alle für ihn übereinander wachten. Ich fragte mich, wen er so fürchtete. Bestimmt nicht mich.
    Wir alle wurden mit einer raschen, unpersönlichen Sorgfalt, die beinahe fürsorglich wirkte, auf verborgene Waffen durchsucht. Die ganze Zeit standen vier Soldaten mit gezogenen Schwertern um mich. Zwei weitere hielten etwas mehr Abstand. Sie hatten gespannte Armbrüste in den Händen, die nach oben zielten, aber alle sechs wandten ihre Blicke keinen Augenblick von mir; und sie schlossen sich zu einer engen Formation um mich zusammen, als wir mit einem Nicken und einer Handbewegung vom wachhabenden Offizier zum Eintreten aufgefordert wurden, und für die nächsten zwanzig Schritte sah ich nichts als Rüstungen um mich her. Sie waren so nahe, dass ich den Kopf zurücklegen musste, um ihre Gesichter zu sehen. Natürlich unterließ ich es. Was war an ihren Gesichtern schon interessant? Sie waren ausdruckslos wie die eines Wachhundes. Ich folgte dem Vorausgehenden, während der Nachfolgende mir beinahe auf die Fersen trat. Sollte es die nächsten fünfzig Jahre dabei bleiben? Mich schauderte.
    Wir traten durch einen zweiten, inneren Eingang in einer Wand aus schwerer Seide. Zehn Schritte danach machten wir Halt, der stählerne Zaun vor mir öffnete sich nach beiden Seiten, und ich stand Fürst Nathan von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    Zuerst blickte ich umher, ob sich sonst jemand im Raum befand, der durch Kleidung und Haltung alle anderen in den Schatten stellte, denn zuerst übersah ich den Fürsten. Er und Teska waren die am einfachsten und solidesten gekleideten Männer im Raum. Nathan war weder groß noch breit und trug keine Krone. Wie sollte ich wissen, dass er ein Fürst war?
    Und doch spürte ich es. Vielleicht lag es daran, dass alle zu ihm hinsahen, und in ihren Augen bemerkte ich eine leichte Besorgnis, die sich fragte, Ist er zufrieden mit mir? Kann ich mich sicher fühlen? Oder vielleicht lag es daran, dass er der Einzige war, der an einem breiten vergoldeten Tisch saß und etwas tat, während alle anderen still und aufmerksam wartend dastanden. Er las ein Papier. Als er damit fertig

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