Tenebra 3 - Dunkle Burg
Hoheit. Die Straßen sind aber noch aufgeweicht.«
»Ja. Der Zustand der Straßen ist das Einzige, was mich hier festhält. Aber ich muss in drei Wochen fort sein. Wie lang werden Sie in Etterden brauchen?«
»Nur ein paar Tage, denke ich, Hoheit. Asta scheint mir einen guten Verstand mit schneller Auffassungsgabe zu besitzen. Wir sollten imstande sein, nach wenigen Tagen die ersten Talentproben zu bekommen.«
»Nun, sollte ich schon abgereist sein, können Sie mich einholen. Perland wird dafür sorgen, dass Sie eine Vollmacht für Lebensmittelvorräte und Pferde bekommen. Verlieren Sie keine Zeit. Ich möchte eine angehende Magierin sehen, keine schmutzige Straßenratte, bevor ich einen Tag draußen im Moorgebiet bin. Dort gibt es eine weitere Quelle, wurde mir gesagt.«
»Ja, Euer Hoheit. Die Hexe Arienne machte Gebrauch davon. Ich bin überzeugt, dass Asta mindestens so stark ist wie sie.«
»Also gut. Sehen Sie zu, dass sie gründlich gesäubert, ordentlich ernährt und gekleidet wird. Hast du das gehört, Asta? Keine Diebereien auf den Straßen mehr, kein Herumtreiben.« Aber sein Blick ging zurück zu Teska. »Und suchen Sie eine Frau, die über sie wacht. Eine Matrone. Eine zuverlässige Person. Und dass sie nicht die Bewacher bezaubert; diese sind jede Woche auszuwechseln. Schreiben Sie das in die Vollmacht mit hinein, Perland. Teska hat Anspruch auf volle Kooperation der örtlichen Kommandeure und erhält auf Verlangen jede Eskorte, die er für zweckmäßig hält.«
Ein Diener nickte, während er hastig kritzelte. »Jawohl, Euer Hoheit.«
»Nein, warten Sie«, sagte der Fürst, und der andere hielt inne. »Fügen Sie der Anweisung zwei kurze Worte hinzu. Von nun an heißt es Ser de Teska.«
Teska sog den Atem ein. »Euer Hoheit…«
Der Fürst lächelte leutselig, großzügig. »Wir werden den Treueid beim Verlesen der Urkunde ablegen, Ser de Teska. Wenn Sie mir eine vollwertige Magierin bringen, wird er wahrscheinlich durch einen anderen, höheren Eid ersetzt werden. Aber lassen Sie mich in dieser Sache nicht im Stich.«
Teska verbeugte sich tief. »Mein Leben darauf, Euer Hoheit.« Das Schreckliche dabei war, dass es ihm ernst war.
»Ich will Ihr Leben nicht. Ich will ein Mittel, den Orden zu schlagen. Verschaffen Sie es mir und Sie können Graf von Ys werden.« Er nickte. Teska war entlassen. »Was diese Belagerungsmaschinen betrifft, Perland…«
Teska zog sich unter Verbeugungen zurück. Ich beobachtete ihn und tat es ihm nach. Wie es schien, würde ich es von nun an oft tun müssen.
KAPITEL IV
WILL
»Also zieht er gegen uns ins Feld.«
»Ja, Schwester Priorin. Sein Tross und die Belagerungsmaschinen mussten auf trockene Straßen warten, aber vor einer Woche brach er sein Lager ab und nahm ein Schiff flussaufwärts nach Conflans. Von dort sollten seine Ingenieure und Pioniere die Arbeiten zur Wiederherstellung der alten Straße durch die westlichen Marken zum Orimentpass beendet haben. Seine Kavallerieabteilungen sind bereits zehn Meilen voraus und durchstreifen auf der Suche nach meinen Beobachtern Heide und Moor.«
»Hast du welche verloren?«
»Schwester Halmasdottir hätte sich inzwischen durch Brieftaube melden sollen, Schwester Priorin. Aber sie…«
»…nahm schon immer zu viele Risiken auf sich.« Priorin Winterridge presste die Lippen zusammen. »Wir waren beide Novizinnen. Vielleicht wagte sie sich zu nahe an Nathans Lager heran. Die Nordleute!« Sie schwieg eine Weile. »Wie lang ist sie überfällig?«
Schwester Berichterstatterin blickte auf ihre Hände. »Eine Woche, Schwester Priorin«, sagte sie leise.
Die Priorin nickte. »Ich werde sie in meine Gebete mit einschließen. Wie wir alle ist sie immer in den Händen der Göttin. Gibt es andere in der Nähe?«
»Ich habe einen Pferdeknecht in Nathans Lager, Schwester Priorin. Das Problem ist, seine Meldungen hinauszubringen. Dadurch erhalte ich sie oft erst nach Tagen, und in der Zwischenzeit kann sich manches geändert haben.«
»Wenn das Heer so schnell vorrückt, wie es nach Lage der Dinge möglich ist, wo würde es jetzt stehen?«
Schwester Berichterstatterin wandte sich der Streifenkarte zu, die Arienne und ich im vergangenen Herbst von der alten Landstraße angefertigt hatten. Wir hatten sie nach unseren Erinnerungen, einigen Mitteilungen von Schwestern, die als Kundschafterinnen unterwegs gewesen waren, und alten Büchern in der Bibliothek erarbeitet. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, wie genau sie
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