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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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war.
    Die alte Landstraße war kaum als solche erkennbar gewesen, als wir sie benutzt hatten, oft nur eine unbestimmte Ausdünnung von Büschen und Gestrüpp, die sich durch das menschenleere, leicht wellige Land der Moore und Heiden zog, sich später dann im Hügelland als undeutliche, von Hangrutschungen unterbrochene Linie über die von Buschwald bedeckten Hügelflanken zog. Oft lag es nur an den Lichtverhältnissen, dass man sie ausmachen konnte oder wieder verlor, wenn man das Gelände beobachtete. Sie führte vom Tal des Wydem bei Conflans zum Orimentpass und war in alten Zeiten von den Unterirdischen angelegt worden, als sie noch im Sonnenlicht gelebt hatten, bevor das Dunkel oder etwas anderes sie in den Untergrund getrieben hatte.
    Schwester Berichterstatterin beugte sich über die Karte und fuhr die Linie der Straße mit dem Finger nach. »Sie können vergangene Woche von Conflans abmarschiert sein. Die schweren Trossfahrzeuge und Belagerungsmaschinen werden den Marsch verlangsamen. Kein Heer dieser Größe kann sich so schnell bewegen wie ein einzelnes Regiment. Das Ende der Kolonnen wird mehrere Stunden hinter der Spitze marschieren. Ich schätze, dass sie auf der guten Straße sechs Meilen am Tag vorankommen werden, auf der alten nur vier. Danach würden sie dort sein.«
    Sie zeigte auf einen Punkt, wo die alte Straße zum Hügelland anstieg, nicht weit von der Stelle, wo wir auf sie gestoßen waren. Ich erinnerte mich, wie es gewesen war, als wir sie zuerst ausgemacht hatten: nur als eine unbestimmte Linie von niedrigerem und lichterem Buschwald, die lediglich durch ihre gerade Führung quer über die verwitterten Hänge von natürlichen Landschaftsbestandteilen unterschieden werden konnte. Leicht ansteigend führte sie nach Westen, wand sich um die steileren Höhen der Vorberge, die schließlich zu den zerrissenen, zerklüfteten Gipfeln und Graten des Bruchfaltengebirges überleiteten. Endlose Meilen von Heide und Ginster, über die aus dem grenzenlosen Himmel ein immerwährender Wind fegte. In den breiten, moorigen Talsenken, wo Salweiden, Erlen und Zitterpappeln die sumpfigen Wasserläufe begleiteten, kehrten die darüber hinwegfahrenden Windstöße für Augenblicke die silbergrauen Unterseiten der Blätter nach oben, so dass das Land wie eine im Mondlicht gesehene geriffelte Wasserfläche schien. Schön und leer und verlassen wie die See.
    Priorin Winterridge starrte auf die angezeigte Stelle. »Nun, du sagst, dass die berittenen Vorhuten des Heeres deinen Kundschafterinnen das Leben schwer machen. Wir haben, denke ich, ungefähr hundert Schwestern, die mit dem Land jenseits der Berge mehr oder weniger vertraut sind. Es sollte mich wundern, wenn wir Nathans Kavallerie nicht unsererseits das Leben schwer machen könnten.«
    Schwester Berichterstatterin lächelte. »Dazu wären auch die Hilfstruppen geeignet, Schwester Priorin.«
    »Gut gedacht. Das ist genau die richtige Arbeit für sie. Wenn sie reiten können.«
    Sie blickte zu mir. Ich blickte zu Silvus. »Ungefähr die Hälfte von ihnen besteht aus leidlich guten Reitern«, sagte er.
    Sie nickte. »Gut. Bitten Sie Meister Rookwod herein. Das betrifft ihn.«
    Eine Botin eilte hinaus, den Kommandeur der Hilfstruppen zu suchen. Die Schwestern verfielen in jene eigentümlich stille Reglosigkeit, die ihnen eigen ist, wenn sie warten, ohne Nebengespräche oder Bewegungen, als könnte sie weder die Verzögerung noch der Ausgang der Sache stören; sie hatten getan, was sie konnten, und der Rest war nicht ihre Sorge. Ich rückte unruhig auf meinem Platz herum. Silvus betrachtete eine Weile die Karte, nickte dann, als wäre er zu einer Entscheidung gelangt. Er fuhr sich über das graue Haar und steckte den Helm in einer förmlich anmutenden Art und Weise unter den Arm. »Schwester Priorin?«
    »Ja, Ser de Castro?«
    »Ich würde dieser Abteilung gern meine Dienste anbieten.«
    »Ich auch«, warf ich ein.
    »Wir werden sehen, was der Befehlshaber der Hilfstruppen zu sagen hat. Ah, Meister Rookwod.«
    Rookwod stand in der Türöffnung. Da er keinen Helm besaß, den er unter den Arm stecken konnte, hatte er sein Barett abgenommen und hielt es mit beiden Händen vor sich, was ihm das Aussehen eines besorgten Bittstellers verlieh. Aber er trug seinen ledernen Kriegsmantel, der zwischen seinen Schichten durch Streifen aus Stahlblech verstärkt war. Auch das Barett wies einen eingearbeiteten Kopfschutz aus korbartig vernieteten Stahlspangen auf. Er trug ein

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