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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Winter über bleiben. Der Winter ist grau und farblos, mit seinem Nebel, dem Schlamm und dem verhangenen Himmel. Kam aber der Frühling, wie er sich jetzt ankündigte, sollte alles anders sein. In den Jahren, bevor er der Trunksucht ganz verfallen war, pflegte Sart ein Frühlingsreinemachen zu veranstalten. Dann wurde unser Quartier gefegt und geschrubbt und geputzt, wir reinigten unsere Kleider und nahmen sogar ein Bad, wenn ein Zuber zur Hand war. Danach glänzte dann alles vor Sauberkeit, und die Ratten und die Flöhe und die Wanzen ließen sich eine Weile nicht blicken. Im Frühling sollten die Vögel singen und zu Ehren der Sonne und der neuen Erde wie Juwelen leuchten. Alles sollte sauber und rein sein, klar und glänzend wiedergeboren – wie der Regen auf dem frischen Gras. Es sollte…
    Einer der Soldaten zischte. Ich bemerkte es im Hintergrund meines Bewusstseins, dem Teil, der nicht zum Vogel sprach.
    Sein Gefieder glänzte jetzt, und der Schnabel war von einem leuchtenden Goldgelb. Als ich den Vogel beobachtete, halb mit meinen Augen, halb mit innerer Wahrnehmung, und ihm sagte, wie der Frühling werden würde, verlängerten sich seine Schwanz- und Schwungfedern und entwickelten kupferig schimmernde Spitzen, und dann nahmen die stumpfen Braun- und Grautöne seines Gefieders ein tiefes Moosgrün an, das einen Schimmer bekam wie die Sonne auf dem Fluss. Zwei Schwanzfedern verlängerten sich und bekamen silbrige Spitzen. Er öffnete den Schnabel, und ein volltönender, schmelzender Gesang erklang, voll von Frühling, Sonnenschein und Freude. Das Halsgefieder bildete einen brillanten, golden schillernden Ring.
    Der Vogel leuchtete und schimmerte im weichen Sonnenschein, hüpfte im Käfig hin und her und ließ wieder seinen Gesang ertönen, der von reiner Schönheit und Harmonie war.
    Teskas Gesichtsausdruck hatte sich kaum verändert. Er hob den Käfig auf und betrachtete den Vogel, dann übergab er ihn den ungeschickten Händen des Soldaten neben ihm. Der Mann blickte von dem Vogel zu mir und wieder zurück. Sein Mund stand offen. Der Vogel putzte sein Gefieder. Stolz und liebevoll blickte ich auf mein Werk.
    »Sehr gut«, sagte Teska mit trockenem Ton. »Es war nützlich, das zu tun. Wer möchte schon einen Vogel mit Schuppen, oder zwei Flügelpaaren, oder einem giftigen Biss? Dies ist etwas, was sich verkaufen lässt. Es gibt Leute, die bereit sind, für eine exotische und unbekannte Art von Käfigvogel viel Geld auszugeben.« Er nickte vor sich hin und seine Augen schlössen und öffneten sich wieder. »Gut gemacht«, fügte er wie ein Mann hinzu, der einem Bettler eine Brotkruste hinwirft.
    Er hatte den Käfigvogel betrachtet, aber nun beobachtete er mich wieder. Witwe Pila hatte mich nicht aus den Augen gelassen, ob ich Wunder wirkte oder nicht. Sie wusste, wofür sie eingestellt worden war und dass sie es sich nicht leisten konnte, Maulaffen feil zu halten.
    Der Käfig mit seinem Insassen wurde in einen Tragkorb getan und wir stiegen wieder den Hügel hinab, der Vogel in einem Käfig, ich in einem anderen, und wir beide gekauft und verkauft.

KAPITEL V
WILL
    Der Schnee war jetzt nass und schmolz von den sonnigen Hängen, als wir auszogen. In den schattigen Lagen würde er sich noch eine Weile halten, aber seine Zeit war um. Der Orimentpass war offen, und unsere Unternehmung konnte anlaufen.
    Unsere Marschkolonne war zweihundert Köpfe stark. Voraus ritt eine Kundschafterabteilung, die ausfächern sollte, sobald wir die Passhöhe hinter uns hätten. Dann folgten die Hilfstruppen auf den widerstandsfähigen und genügsamen Pferden des Berglandes. Sie hatten eine Kurzausbildung für beweglichen Kleinkrieg und Gefechtstaktik sowohl berittener als auch zu Fuß kämpfender Abteilungen hinter sich und gute Fortschritte gemacht. Silvus war mit ihnen zufrieden. Was für seine Vielseitigkeit und Wendigkeit sprach. Als Aristokrat war ihm traditionell die Rolle des Ritters vorbestimmt, der auf schwerem Schlachtross in vollem Beinharnisch und mit eingelegter Lanze inmitten einer Aufstellung gleich ausgerüsteter Standesgenossen unter flatternden Wimpeln und mit Federbüschen auf den Helmen auf die gegnerische Reiterei zusprengte, um sie im wuchtigen Ansturm zu werfen, auseinander zu treiben und im Einzelkampf niederzuhauen. Aber als seiner Familie von Fürst Nathans Vater der Adelstitel aberkannt worden war, war Silvus Hauptmann in einem Söldnerregiment von Pikenieren gewesen, wo alles auf Drill und Kampfführung

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