Tenebra 3 - Dunkle Burg
verstecken. Fortlaufen ist einfacher, wenn du ohne viel Gepäck reitest. Verstecken und Anschleichen ist einfacher, wenn du unauffällig bist.«
»Als Methode ist es nicht ehrenhaft«, bemerkte ich. Das war kein Zeichen von Missbilligung, ganz im Gegenteil. Ich erforschte nur, was Silvus davon hielt.
Er teilte meine Meinung. »Weniger ehrenhaft, aber zweckmäßiger. Und wenn wir Nathan Schläge versetzt und so weit verlangsamt haben, wie wir können, ist es auch unsere Aufgabe, diese Truppe sicher zurückzubringen. Ganz abgesehen davon, dass die Hilfstruppen größtenteils Frauen und Kinder haben, reitet ein Fünftel der Kampfkraft des Ordens mit uns. Wir dürfen sie nicht verlieren, so bereitwillig sie auch sein mögen, im Kampf für die Göttin zu fallen. Sie werden auf den Mauern gebraucht.«
Ich nickte. Daran hatte ich auch gedacht, aber es war erfreulich, in dieser Weise ermutigt zu sein. Ich merkte, dass meine Bereitschaft zu sterben abgenommen und nicht zugenommen hatte. In dieser Zeit hatte ich mehr, für das zu leben sich lohnte, und das meiste davon war in der Sperrfeste zurück geblieben.
Trotzdem würde ich lieber sterben als in einer Welt leben, die von Nathan beherrscht und von seinen Kreaturen bevölkert war.
»Heute eine lange Etappe, morgen eine kürzere«, sagte Silvus und unterbrach meine zunehmend trübsinnigen Betrachtungen. »Sobald wir die Berge hinter uns haben, werden wir tägliche Übungen abhalten, um die Zusammenarbeit der Einheiten im Einsatz zu vervollkommnen. Die Hilfstruppen überfallen den Feind und ergreifen die Flucht, sobald er Verstärkungen heranholt, die Schwestern werden die Verfolger angreifen, sobald diese ihre Pferde erschöpft haben. Oder wir könnten sie zwischen uns in eine Falle locken.«
Ich schüttelte mich. Meine Aufgabe war es, Mittel und Wege zu finden, um Silvus' Wünsche in die Tat umzusetzen. »Sie werden über größere Entfernungen zusammenarbeiten müssen…«
»Ja. Darum werden wir Signale verwenden. Ich dachte an Flaggen oder Spiegel. Wir werden meistens im Morgengrauen oder in der Abenddämmerung angreifen, wenn es ein Lager ist. Das würde bedeuten…«
ASTA
»Eine Handspanne größer, Ser de Teska. Und sehen Sie sich die Haltung und den Körperbau an!« Der Pferdeknecht versuchte begeistert und erfreut zu scheinen; vielleicht war er es wirklich, aber dann lag es daran, dass er Pferde und Geld schätzte, nicht aber das, was wir taten. Niemals sprach er gezielt zu mir, und ich wusste, dass er mich nicht mochte. Wenn etwas nicht klappte und ich in gereizter Stimmung war, spürte ich auch seine Furcht. Die Leute mögen das Dunkel nicht.
Teska grunzte und schenkte dem Pferd einen flüchtigen Blick. Witwe Pila tat weder das eine noch das andere. Ich versuchte sie alle im Auge zu behalten, das Pferd, den Knecht und meine Aufpasser.
»Zu langsam«, erklärte Teska. »Drei Tage, und wir haben nichts vorzuweisen als ein etwas größeres und viel stattlicheres Pferd. Die Farbe ist recht gut, aber ich dachte mehr an ein Schlachtross.«
»Ich tue mein Bestes«, sagte ich und ärgerte mich über das Winseln in meinem Tonfall.
»Hoffen wir es«, erwiderte Teska mit düsterer Miene. »Ich muss Seiner Hoheit jetzt sehr bald etwas zeigen.«
»Etwas zum Wachsen bringen ist viel schwieriger. Alles muss zusammenarbeiten, Knochen, Muskeln, Sehnen, Blut – alles. Es ist nicht wie eine Veränderung der Farbe, oder die Heilung von Krupp.«
»Mm.« Teska starrte mich düster an. Das war schlecht. Ich konnte schon das leise Knistern des Reisigs unter meinen Füßen hören.
»Aber ich habe eine Überraschung.« Ich hoffte, ihn damit ablenken zu können.
»Was?« Teska hörte sich wie jemand an, der Überraschungen nicht schätzt.
»Sie sagten, Sie wollten ein Reittier, das für einen Fürsten geeignet ist. Groß, milchweiß, mit goldener Mähne und Schweif. Schöne Haltung und Bewegungen, schnell.«
»Ich weiß, was ich sagte.«
Ich versuchte meiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu geben. »Aber jeder Fürst hat solch ein Pferd.« Ich nickte dem Pferdeknecht zu. »Führen Sie es herum.«
Die Mähne war der einfachste Teil gewesen. Ich hatte sie lang und lockig gemacht, nun teilte ich das seidige goldene Haar, damit sie sehen konnten.
Teska zog für einen Augenblick die Brauen hoch. »Interessant«, gab er zu. »Allerdings wird es länger sein müssen. Aber interessant.«
Witwe Pila schnupfte. Ich würdigte sie keines Blickes. »Wie viele Fürsten können
Weitere Kostenlose Bücher