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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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hätte man inzwischen andere Gäste vor die Tür setzen müssen, um Platz für uns zu schaffen, und der Gedanke, mir so früh schon neue Feinde zu machen, war mir zuwider. Das Dorf nannte nur ein Gasthaus sein Eigen, das aber war neu und größer, als man in einem verhältnismäßig kleinen Dorf erwarten würde. Jemand machte ein gutes Geschäft aus der neuen Poststraße. Sogar jetzt, im Dunkeln, rollten Fuhrwerke durch den Ort. Als wir das Haus betraten, spitzte ich in der Hoffnung die Ohren, heisere Rufe aus dem Schankraum zu hören. Es war spät für die Landleute, die früh aus den Federn mussten, aber ich hatte trotzdem mit ein paar Betrunkenen gerechnet. Betrunkene geraten leicht in Streit und neigen zu unberechenbarem Handeln. Wenn es zu Krawall käme, würde es die Aufmerksamkeit meiner Begleiter vielleicht für ein paar Augenblicke von mir ablenken.
    Ich hatte kein Glück. Es ging ordentlich und gesittet zu, und alle Trunkenbolde waren entweder schon heimwärts gewankt oder sicher verstaut. Es war sauber wie in einem Tempel und still wie fallender Schnee. Die Räume standen bereit. Ich teilte mein Zimmer mit der Witwe, natürlich. Sie schloss das Fenster und schob ihr Bett darunter. Ich sah mir unauffällig das Türschloss an und erkannte, dass es von der üblichen Art war; ich hätte es mit einer ihrer Stricknadeln öffnen können. Bloß – es war nicht verschlossen. Stattdessen hielt draußen im Gang ein großer, haariger Soldat Wache, und es verstand sich von selbst, dass er später abgelöst und die ganze Nacht jemand vor unserer Tür aufpassen würde. Und so würde es von nun an immer sein, ganz gleich, in welchem Raum ich schlief; für den Rest meines Lebens würde jede Nacht jemand vor meiner Tür Wache halten. Ich begann mich bereits an den Gedanken zu gewöhnen. Ein wenig, vielleicht. Ich schlief ein, als Witwe Pila mich noch beobachtete, wie jemand es von nun an die ganze Zeit täte. Auch die Kerze würde die ganze Nacht brennen. Wenn der alte Besen überhaupt schlief, dann jedenfalls nicht, solange ich wach war.
    Wenn man an dem, was mit einem geschieht, nichts ändern kann, sollte man es mit Fassung ertragen, zugleich aber wachsam bleiben. Jemand mochte eine Unachtsamkeit begehen. Und bis das geschah, konnte ich nichts tun. Einstweilen wurde ich wie ein Schaf zu einem Tor getrieben, und hinter dem Tor stand ein Mann mit einem Messer. Hinter mir war Feuer und trieb mich vorwärts. Feuer war in meinen Träumen. Feuer an meinen Füßen und meinem Rücken.
    Am Morgen hatte der Regen aufgehört, und die Luft roch gewaschen und nach frischem Grün. Die erste Frühlingswärme berührte die Felder. An den Waldrändern blühten Schafbockskraut und Buschwindröschen und die Leute schauten aus ihren Türen und überlegten, ob es schon Zeit sei, ihre Wintersachen wegzuhängen. Sie blinzelten in die schwache Sonne, die klar aber blass am Himmel stand, und dachten: Vielleicht noch nicht. Aber wir könnten diese Woche die Erbsen säen.
    Witwe Pila brachte das Frühstück auf einem Tablett herein, das vom Serviermädchen vor der Tür abgestellt worden war. Sie öffnete die Tür weit, damit der Wächter mich während der zwei Herzschläge, die sie brauchte, um das Tablett aufzuheben, beobachten konnte, und ich saß still und stocksteif auf meinem Bett, während er misstrauisch hereinspähte. Wir aßen, ohne dass sie den Blick von mir wandte. Als zehn Minuten später Teska hereinkam, ersparte er sich die Mühe anzuklopfen.
    »Fertig?«, fragte er und er richtete das Wort nicht an mich. Witwe Pila nickte einmal. Mich fragte niemand.
    Wir gingen hinunter, zwei Soldaten voran, dann Teska, dann ich, dann Witwe Pila und am Schluss zwei weitere Soldaten, von denen einer eine Reisetasche trug. Wo der Raum es zuließ, gingen Teska und die Frau neben mir, und die Soldaten hielten etwas mehr Abstand, um im Fall des Falles schneller reagieren zu können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Ich ging still und mit erhobenem Kopf, wie ein Räuber, den ich einmal auf dem Weg zum Galgen gesehen hatte. Er hatte einen guten Eindruck auf mich gemacht. Es gab keinen Grund dafür, aber es verschaffte mir ein besseres Gefühl, so zu gehen.
    Wir entfernten uns von der Straße und verließen das Dorf auf einem Pfad, der zwischen Feldern dahinführte, dann neben einer Hecke und dann hügelaufwärts durch eine Pflanzung mit Pflaumenbäumen, die kahl waren, aber gerade zu knospen begannen. Ich fühlte, dass Kraft in der Luft war, und das

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