Tenebra 3 - Dunkle Burg
Pferde für vierzig. Silvus befahl, nach einer abgesonderten Abteilung zu suchen. Vielleicht waren sie klug genug, ihr Lager durch einen eigenen Hinterhalt zu schützen, oder wenigstens durch Außenposten.
Eine weitere, längere Wartezeit. Die Kundschafter waren sehr vorsichtig. Sicherlich würden sie mit etwas Übung schneller, aber gegenwärtig war ich froh, dass sie langsam und sicher vorgingen.
Endlich. Ein weiteres gemurmeltes Gespräch. Silvus nickte, wandte sich um und gab Befehle. Diese Unternehmung musste zu Fuß durchgeführt werden – der Feind würde die Annäherung von Pferden mit Sicherheit hören, und nach der Schätzung unserer Kundschafter war er nur eine Schwadron stark. Ich fragte mich, wo ihr Regiment stand. Jedenfalls nicht in der Nähe, sonst hätten wir es inzwischen gefunden. Oder wir wären entdeckt worden. Unachtsam von ihnen. Es würde sie teuer zu stehen bekommen.
Die Vorbereitungen liefen gut. Unsere Hilfstruppen zogen in kleinen Gruppen los, jede angeführt von einem Kundschafter. Sie sollten das Lager einschließen. Unterdessen teilten die Schwestern sich in zwei Kompanien und gingen rechts und links vor. Dir Auftrag war es, Ausbruchsversuche zu verhindern. Wir, der Kommandotrupp, schlossen uns ihnen an.
Die letzten zweihundert Schritte mussten sehr langsam und still zurückgelegt werden. Wir sahen ihre Lagerfeuer und Gestalten, die sich in ihrem Umkreis bewegten, als wir anhielten. Sie hatten ihr Lager in einer windgeschützten Senke aufgeschlagen, eine naheliegende Entscheidung, aber töricht. Hatten sie nicht gehört, dass sie sich im Krieg befanden?
Die Befehle lauteten, dass die Abteilung Hilfstruppen, die den weitesten Weg hatten, weil sie das Lager zur gegenüber liegenden Seite umgehen mussten, zuerst angreifen sollte. Ich merkte erst, dass der Angriff begonnen hatte, als einer der Wächter fiel. Er hatte sich auf seine Lanze gestützt und näher als zweckmäßig gewesen wäre am Lagerfeuer gestanden. Lagerwachen sollten außerhalb des Lichtscheins der Lagerfeuer und selbst in Deckung sein. Nathans Vorhut hatte ihre Sache, im Ganzen gesehen, bisher nicht gut gemacht. Zweifellos würden ihre anderen berittenen Abteilungen rasch dazulernen.
Diese Gruppe aber bekäme die Gelegenheit nicht. Das Schlimme an Schleudern ist, dass sie beinahe lautlos sind – man kann das leise Zischen nur hören, wenn ein Geschoss nahe am Ohr vorbeigeht –, und so dauerte es eine kleine Weile, bis die Männer der Vorausabteilung erkannten, dass sie angegriffen wurden. Auch dann dachten sie noch, dass nur ein paar Bauern draußen in der Dunkelheit lauerten, und ihre erste Reaktion entsprach dem Naturinstinkt des Kavalleristen. Sie liefen zu ihren Pferden und versuchten aufzusitzen und die Angreifer niederzureiten. Aber auf den Pferden waren sie noch besser zu sehen als zu Fuß, und als Silvus in seine Pfeife blies – zweimal kurz und einmal lang –, und die Schwestern ins Lager stürmten, waren dort nur noch zehn oder fünfzehn auf den Beinen. Nur vier hatten den Verstand, das Weite zu suchen, bevor sie in Reichweite der Stangenwaffen kamen, und sie wurden im Umkreis des Lagers niedergemacht. In drei Minuten war alles vorbei, und ich hatte keinen Finger gerührt und alles aus sicherer Entfernung beobachtet. Arienne wäre erfreut gewesen. Sie hatte sich sehr beredt über das Thema meiner törichten Gewohnheit verbreitet, alle Arten von Ungemach auf mich zu ziehen.
Auch Silvus war sicherlich erfreut, obwohl man es nicht leicht gehabt hätte, etwas davon zu merken, wenn man ihn nicht gut kannte. Er und Schwester Berichterstatterin arbeiteten gut zusammen. Er schlenderte in den Lichtkreis der Lagerfeuer, um die Gefangenen zu vernehmen, ein gelassener Aristokrat, der niemals die Haltung verlor, während sie vor Wut zitterte und beinahe Schaum vor dem Mund hatte. Was mich betraf, so hatte ich ein Messer aus dem Gürtel gezogen und begann die Klinge im Feuer zu erhitzen, wobei ich ihnen von Zeit zu Zeit Blicke zuwarf.
Es waren zehn oder elf Gefangene, größtenteils jung, angeführt von einem Fähnrich etwa meines Alters. Auch ein abgebrühter Unteroffizier mit scharfen Gesichtszügen war darunter, nur leicht verwundet. Es war zweckmäßig, ihn gleich von den anderen zu trennen.
Silvus war einverstanden, er rückte dem Veteran höflich zu, und zwei Schwestern machten sich über ihn her und zogen ihn auf die Beine. Ich drehte die Klinge im Feuer und starrte ihn unheilvoll an.
»Graf Corwels
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