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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Fährten und unsere Witterung auswaschen.
    Die Berge waren jetzt nahe und wir kamen in die Gegend der langen Steigungen. Dieser Teil war mir verhasst. Jedesmal, wenn ich diesen Weg entlang kam, war ich müde und in Gefahr. Das erste Mal war ich im Gefolge des Grafen Ruane gewesen und niemand unter uns hatte in ihm den Meister der Schwarzen Magie erkannt, der er war. Das zweite Mal war ich selbst die treibende Kraft gewesen und hatte Arienne gedrängt, das Dunkel zu gebrauchen, ohne an die Gefahr für unser Seelenheil zu denken. Und nun war es nicht besser. Nathans berittenes Garderegiment stand hinter mir, und wenn es uns einholte, blieb Silvus und mir nichts anderes übrig als zu tun, was die Schwestern getan hatten. Ich fragte mich, ob ich imstande sein würde, mit offenen Augen in den Tod zu gehen – wenn es dazu käme.
    Allmählich war mir auch der Anblick des Zuganges zur Passhöhe zuwider. Was wirklich albern war, denn bei Tageslicht und an einem recht warmen Tag war es ein Anblick, der ebenso ermutigend wie atemberaubend war. Das Bruchfaltengebirge besteht aus zerhackten Felsbastionen und messerscharfen Graten, die wie Wogen einer gefrorenen See aus dem Hügelland und den Hochmooren steigen. Die Vorberge lagen schon querab, und aus ihnen erhoben sich düstere Wände, Schutthalden, Schneefelder, Gratschneiden und spaltenreiche Gletscher bis hinauf zur Region der Gipfel, die noch unnahbar ragende Zacken, Keile und wuchtige, breit hingelagerte und von Schluchten durchrissene Massive bildeten, deren Namen einem das Herz brechen konnten: der Wächter; Nilbogrim; Schehanna; Tresonor; Große Eiswand; und Oriment selbst. Sie schauten düster dräuend auf uns nieder, gehüllt in die weißen, makellosen Leichentücher des ewigen Schnees. Kroch man auf sie zu, fühlte man sich wie ein Nichts, wie ein kurzlebiges, bedeutungsloses, kriechendes kleines Insekt.
    Dort war der Pass, eine Kerbe in der Kammlinie. Der Weg führte über die kahlen Flanken der Vorberge immer aufwärts und erreichte schließlich die Passhöhe zwischen Oriment und seinem Nachbarn. Die Passhöhe selbst lag wie ein enges Tal zwischen felsigen Steilwänden, und hatte man sie hinter sich, wurde die Wegspur zur Straße. Und wo das Tal sich zu weiten begann, stand auf einem felsigen Ausläufer die Sperrfeste wie der Korken im Hals einer Flasche. Sie war ein Korken, den Nathan würde ziehen müssen, wenn er die Westküste erreichen wollte. Ich hoffte, er würde den Wein bitter und stark finden.
    Als der Pass in Sicht kam, waren wir Nathans Heer ein gutes Stück voraus; ich schätzte den Vorsprung auf drei Tage, vielleicht vier. Der Orden hatte am östlichen Zugang zum Pass eine Wache eingerichtet, und weil die Sonne hoch am Himmel stand, blitzten sie uns ein Lichtsignal zu, während wir den langen Hang zu ihnen hinaufzogen. Silvus suchte in seinem Gepäck, zog einen Spiegel heraus und gab die passende Antwort.
    Ich fragte mich, was der Orden dächte und hoffte nur auf seine übliche praktische Nachsicht. Der Orden glaubte immer, dass man sein Bestes getan habe; sie konnten sich dort nicht vorstellen, dass jemand sich mit weniger zufrieden gab. Nun, wir hatten unser Bestes getan und Nathan ein paar Nadelstiche versetzt, aber letzten Endes lief es auf einen schmählichen Rückzug und einen Verlust hinaus, den wir uns kaum leisten konnten. Es half nicht, wenn wir uns einredeten, der Feind habe größere Verluste erlitten. Nathan konnte sie leichter ersetzen als wir, und am Ende waren wir wahrscheinlich schlechter daran. Deshalb kehrten wir vor der erwarteten Zeit zurück – und deshalb gab es in unserer Truppe kein Gelächter und wenig Unterhaltung.
    Wir passierten die Stelle, wo Silvus und ich schon zweimal kampiert hatten. ›Kampiert‹ bedeutete, dass wir an Ort und Stelle erschöpft zu Boden gefallen waren und es fertiggebracht hatten, während der Nacht nicht zu erfrieren. Es war ein etwas ebenerer Streckenabschnitt am Berg, wo zwei Rücken zusammentrafen – der Ort zeichnete sich durch keine offensichtlichen Besonderheiten aus. Doch ich wusste etwas über ihn: ein Stück den Hang hinauf und an der Seite einer kleinen Schlucht, die wie eine Falte das Gesicht des Berges durchzog, gab es einen Eingang zu einem Bau der Unterirdischen, die wir Kobolde genannt hatten. Ruane der Verräter hatte ihn bei unserem ersten Zug nach Westen gefunden und wir hatten ihre Stollen und Höhlen unter dem Berg durchwandert. Ich warf einen Blick in die Richtung und

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