Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
Körperwaffen nicht konnten, mochte diesem offenbar deutlich größeren Kaliber gelingen.
Die Sun Ray schwenkte in ihrer Lafette und bellte eine Salve Panzermunition hervor. Die Garbe durchschlug die Körper der Tentakelkrieger etwa in der Mitte und hinterließ nicht mehr als eine farbigfeuchte Masse Gulasch. Das Dreibein mit dem gerade darauf befestigten Rohr flog in Metallteilen durch die Gegend, die Splitter wurden durch Gebäudewände und in hohem Diskant kreischende Tentakel gestoppt.
»Overkill«, stieß Tooma mit tiefer Befriedigung hervor. Die Sun Ray fuhr wieder herum. Tooma ignorierte die immer noch heran eilenden Tentakel, so lange sie nicht erneut den Versuch unternahmen, schweres Gerät in Stellung zu bringen.
Durch das transparente Fenster des Gewächshauses starrten sie zwei Tentakelkrieger, der »Gärtner«, sowie, völlig blicklos und ohne sichtbare Emotion, die noch nicht den Pflanztöpfen zugeführten Menschen an. Tooma sah, wie die Tentakelkrieger die Menschen aus dem Haus trieben und der »Gärtner« hilflos mit seinen Gliedmaßen wackelte, als er merkte, dass er allein gelassen wurde.
Toomas Daumen presste sich auf den Auslöser. Die fünf rotierenden Läufe der Sun Ray stießen lange Garben der Stahlprojektile aus. Das Gebäude verging in einer Orgie zersplitternder Wände, und als die gepeinigten Menschen mit ihren geöffneten Schädeln unter dem zusammenbrechenden Dach begraben wurden, schaltete Tooma erneut auf Plasmabolzen und fing an, den Ort des Schreckens systematisch zu zerkochen. Erst als sich ein glühender Teich geschmolzener Erde gebildet hatte, rot schimmernd wie austretende Lava, hielt sie inne.
»Was … war ging darin vor?«, stammelte Dolcan, weiß im Gesicht. Die elektronische Wiedergabe hatte nicht viel gezeigt, aber es hatte offenbar gereicht.
»Später. West, langsame Fahrt.«
Dolcan gehorchte. Der Lexington schwang herum, direkt auf die sich weiter versammelnden und vergeblich ihre Körperwaffen abfeuernden Tentakel zu.
»Sie ziehen sich zum Gefangenenhaus zurück«, beobachtete Rahel und markierte ein Gebäude.
»Wir müssen …«
Es war zu spät. Rahel hatte diese Reaktion nicht erwartet, vor allem, da die Tentakelkrieger die Menschen aus dem Gewächshaus getrieben hatten, um der dort bevorstehenden Vernichtung zu entgehen. Offenbar war ihnen dieser menschliche Dünger durchaus wertvoll genug.
Doch jetzt marschierten drei Tentakelkrieger in das Gebäude und Rahel hatte ein ungutes Gefühl. Ihre Hand hieb auf den Schalter der Munitionszufuhr, und wieder jagten lange Garben Schrapnell durch die vor dem Haus versammelten Verteidiger und zerspritzte die Leiber wie Regen, der auf eine glatte Oberfläche auftraf. Es dauerte keine Minute, da hatte der Lexington die verbliebenen Tentakel ausgelöscht, bis auf einige der filigraneren Typen, die ihr Heil in der Flucht suchten; eine Entscheidung, die die Kriegerklasse offenbar nicht fällen konnte, denn von denen hatte sich bisher nicht einer freiwillig zurückgezogen.
Der Lexington machte auf Befehl Rahels einen Satz nach vorne. Tooma sprang auf, schlug mit der flachen Hand auf die Öffnung der Rampe und federte mit vorgehaltener Waffe ins Freie. Sie wirbelte um den Executor herum und wünschte sich für einen Augenblick, ihr altes Platoon bei sich zu haben.
Doch sie hatte nur sich alleine.
Sie stieg über glitschige Reste von zerfetzten Tentakelleibern und musste aufpassen, dass sie nicht ausrutschte. Ein Tentakelkrieger, den es weniger schlimm erwischt hatte, richtete sich plötzlich halb auf. Aus der Armbeuge feuerte Rahel eine Garbe in den heftig blutenden Leib des Aliens. Die Plasmabolzen ihres Sturmgewehrs tackerten über den geschändeten Körper und teilten ihn säuberlich in zwei Hälften. Rahel beachtete das Geschrei der sterbenden Kreatur nicht weiter und feuerte eine weitere Garbe auf die Tür des Gebäudes, dem sie sich jetzt bis auf wenige Meter genähert hatte. Das Schott schmolz unter dem feurigen Stakkato der Bolzen und Tooma watete, geschützt durch ihre Sturmrüstung, durch die glühenden Reste ins Innere.
Die drei Tentakelkrieger wandten sich ihr zu. Rahel erfasste die Situation mit einem Blick.
Die Leichenberge der von den Aliens niedergestreckten Gefangenen sprachen eine deutliche Sprache. Es war niemand mehr am Leben.
Bevor die Krieger ihre Körperwaffen gegen den neuen Feind wenden konnten, hatte sich Tooma bereits auf den Boden geworfen, war herumgerollt und hinter einer einfachen Pritsche
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