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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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weitere Mission zur Verfügung stehen. Wurden seine Erfahrungen hoch genug geschätzt, mochte sogar ein Kommando in einem Keimschiff möglich sein. Es gab Scoutpiloten, die das geschafft hatten, so sagte zumindest die kollektive Erinnerung.
    Der Eunuch war in jedem Falle zuversichtlich. Er besaß einen starken Selbsterhaltungstrieb, das gehörte zu den Voraussetzungen zur Erfüllung seiner Aufgabe. Also würde er alles in seiner Macht stehende tun, um zu obsiegen. Seine Fernbereichsortung machte zurzeit drei potentielle ernsthafte Gegner aus. Ein relativ großes Schiff hielt mit voller Beschleunigung auf ihn zu und würde ihn kurz nach dem Eintreffen bei der mächtigen Anlage im Asteroidengürtel erreichen. Von dort flohen die Gegner mittlerweile, was nahe legte, dass sie unbewaffnet war. Ein zweites, kleineres Schiff hielt sich in der Nähe des offenbar besiedelten Planeten dieses Systems, es schien abzuwarten. Eine große Station umkreiste diese Welt, sie konnte bewaffnet sein. War sie es, würde der Scout spätestens an ihr scheitern. War sie es nicht, hatte er eine Chance auf Überleben. Die dritte, sehr große Schiffseinheit, die sich stetig von ihm entfernte, entsprach seinen Klassifikationen eines Transporters und hatte die Ausmaße eines mittleren Keimschiffes. Die Tatsache, dass sie offenbar mit Volllast auf den Planeten zuhielt, anstatt den Kampf zu suchen, legte nahe, dass sie des Schutzes bedurfte. Bis auf weiteres blendete der Scout diese Einheit daher aus seinen taktischen Überlegungen aus.
    Der Eunuch richtete seine Sinne nach innen. Seit er in frühester Jugend in das elektronische Netz des Kokons gelegt worden war, hatte er diesen nicht mehr verlassen. Sein Körper war weitgehend bewegungsunfähig, seine Bedürfnisse wurden durch implantierte Zuleitungen befriedigt. Das Einzige, was er hin und wieder bewegte, war der Kopf mit dem Kranz aus Augen, der auf einer Stütze gebettet lag, während der Rest seines langgestreckten, schlanken Körper schlicht ruhte. Er war kleiner, ja im Vergleich zu einem ausgewachsenen Gereiften nahezu verkümmert, da er seine Muskulatur nie verwendet hatte. Das Gel, mit dem seine Haut ständig gepflegt wurde, verhinderte ein Wundliegen. Traten Schmerzen auf oder gar eine Erkrankung, sorgten die medizinischen Automaten für sofortige Behandlung und gleichbleibendes Wohlbefinden, um seine Konzentrationsfähigkeit zu erhalten. So war es seit seiner Geburt und während seiner Indoktrination gewesen und so würde es bleiben bis zu seinem Tode.
    Die Keimlinge, die seine Besatzung darstellten, verrichteten ihre Aufgabe ohne Probleme. 23 dieser anspruchslosen, semi-intelligenten Drohnen gehörten zu seinem Team, alle aufgrund ihrer besonderen Unterwürfigkeit und Zuverlässigkeit ausgewählt. Mochte ein Eunuch in seinem Kokon eine Auseinandersetzung möglicherweise auch überleben, ein Keimling hatte dieses Glück in der Tat nicht. Das lag nicht nur an seiner geringen Belastbarkeit – Schiffskeimlinge gingen nicht durch das gleiche genetische Aufzuchtprogramm wie Bodenkeimlinge –, sondern auch an seiner geringen Lebenserwartung. Diese Schiffskeimlinge wurden speziell für die Scoutmissionen gewachsen und sollte wider Erwarten ein Schiff einmal in Gefangenschaft geraten, würden sie eines natürlichen Todes sterben, ehe der Gegner herausgefunden hatte, wie man mit dem Volk zu kommunizieren hatte. Natürlich schränkte ihre geringe Lebenserwartung auch die Dauer einer Scoutmission ein. Der Eunuch würde sie binnen 48 Stunden abschließen müssen, weil er danach nur noch über ein begrenzt aktionsfähiges Schiff verfügen würde.
    Eunuchen töteten sich selbst. Dieser Reflex war ebenfalls genetisch in ihnen verankert. Die Nähe des Feindes ertrugen sie nicht lange, wurde sie gar physisch, gaben sie sich sofort den Tod hin. Mit ihnen verging der Kokon und damit jede potentielle Informationsquelle. Der Eunuch hoffte, dass es nicht so weit kommen würde. Er zog ein Ende im Kampf einer Gefangennahme in jedem Falle vor.
    Das Scoutschiff zog ruhig und unbeirrt seine Bahn. Die zweite robotische Sonde, die es nun begleitete, tat dies in gebührendem Abstand. Er konnte sie vernichten, wollte aber dem Gegner nicht allzu früh Informationen über die Reichweite seiner Waffen geben. Dort gab es bestimmt auch Eunuchen, die jede Information über ihn begierig aufsogen, und Taktiker, die diese auswerteten.
    Der Eunuch wollte überleben, aber er war genauso bereit, für seine Mission sterben. Er

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