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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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einen Blick auf den massiven Leib des Gleiters. Für einen Moment blieben ihre Augen auf der Sunray hängen, doch sie verzog keine Miene. Ihre Überraschung schien sich tatsächlich in sehr eng bemessenen Grenzen zu bewegen.
    »Dir ist klar, dass ich in erster Linie wegen dem hier gekommen bin, weniger wegen dir«, meinte sie leichthin.
    »Sicher«, entgegnete Tooma trocken. »Und im Ernst: Du wirst nicht die Letzte sein. Davon bin ich überzeugt.«
    Ein Schatten fuhr über Nedashdes schmales Gesicht und sie nickte.
    »Ich verstau meinen Krempel. Wir können Wachen vereinbaren.«
    Tooma schüttelte den Kopf.
    »Ich bin jetzt erstmal wach. Kaffee?«
    Nedashdes Augen bekamen einen gierigen Ausdruck.
    »Flottenkaffee?«
    »Sicher!«
    »Klar!«
    Tooma schüttelte den Kopf. Sie würde die Begeisterung von Zivilisten für Militärrationen nie verstehen. Vielleicht vermittelten sie ja den Duft von Freiheit und Abenteuer. Andererseits: Egal, was man über die Qualität der Standardrationen sagen wollte, am Kaffee gab es in der Tat wenig auszusetzen, auch, wenn es natürlich nur löslicher war. Tooma hatte weiterhin ihre Quellen. Frischen Kaffee gab es auf Lydos nur für die Reichen, die sich den Import leisten konnten. Flottenkaffee war das Zweitbeste. Danach kam ein einheimisches Gebräu, das zwar unter dem gleichen Namen verkauft wurde, aber jeder Beschreibung spottete.
    Für Nedashde war die Nacht jedenfalls gerettet. Tooma hoffte, dass es am Morgen kein böses Erwachen geben würde. Sie warf einen Blick auf die Uhr, es war 3.16 morgens. Dann starrte sie in die sternenklare Nacht.
    Ihre Gedanken flogen zu den fünf verbliebenen Schiffen des Systemgeschwaders und dem, was sie aller Wahrscheinlichkeit gerade taten. Mochte Rahel auch den Dienst vor fünf Jahren verlassen haben, bedeutete dies noch lange nicht, dass sie nichts mehr für diejenigen empfand, die ihr Leben in den Streitkräften aufs Spiel setzten.
    Da oben starben gerade Soldaten.
    Rahel wandte sich ab.
    Es würden nicht die Letzten bleiben.

 
8 Tentakelscout
     
    Der Eunuch sah alles.
    Er saß in seinem elektronischen Kokon und ließ die Eindrücke auf sich einströmen. Es bedurfte keiner Verstandesgabe, die Informationen zu verarbeiten, das streng abgeschirmte Trägersignal übermittelte alles an die wartende Keimflotte und die einzige Aufgabe des Eunuchen bestand derzeit darin, zu sortieren und den Datenfluss zu sichern. Diese Sicherung umfasste auch, den Datenfluss anzuregen, und dafür gab es verschiedene, im Regelfalle destruktive Techniken.
    Technische Spezifikationen der zerstörten robotischen Raumeinheit des Gegners gehörten zu den jüngsten Ergebnissen seiner Arbeit, und obgleich die frühe Unfruchtbarkeit seine emotionale Lebenswelt stark eingegrenzt hatte, verspürte er dabei Stolz. Sein Scoutschiff hatte die Einheit ohne Probleme vernichtet, nachdem die normalen Scans abgeschlossen waren, und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen. Letztendlich waren sie aber nicht ausreichend und seine Mission stand ohnehin erst am Anfang.
    Nun steuerte er seinen Kreuzer auf eine weitere offenbar automatische Anlage innerhalb des Zielsystems zu. Seine Aufgabe war es, durch weitgehende Zerstörungen an offensichtlich mit Aufwand betriebenen Installationen einen militärischen Gegenschlag zu provozieren, um im Verlauf des Gefechts Erkenntnisse gewinnen und an die Keimflotte übermitteln zu können. Es handelte sich um eine Erzförderanlage, so viel stand fest. Aufgrund der Energiewerte und Ortungsergebnisse war klar, dass sie von einiger Bedeutung für das System sein musste. Sie zu vernichten, würde hinreichend Anreiz für die Intensivierung des Datenflusses bieten.
    Dass er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die daraufhin folgende Auseinandersetzung nicht überleben würde, gehörte zu den Fundamenten seiner Selbsterkenntnis. Er erfüllte seine Aufgabe weiterhin mehr oder weniger leidenschaftslos, und das Bedauern, das er über seinen nahenden Tod empfand, blieb so begrenzt wie alle seine Gefühle. Außerdem gab es immer noch die Chance, das Aufeinandertreffen zu überleben, wenn sich die Kräfte des Gegners als unzureichend erwiesen. Das Scoutschiff war keine kleine Einheit, es war gebaut worden, um über einen möglichst langen Zeitraum eine Schlacht auch mit einem überlegenen Gegner zu überleben. Noch verfügte er nicht über ausreichend Daten, um dies realistisch abschätzen zu können. War das System nur schwach bewaffnet, würde er für eine

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