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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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etwas«. Das Maximum an Zweifel, das er sich erlaubte, war die Einschätzung, dass aus wissenschaftlicher Redlichkeit eine Theorie größerer empirischer Beweisführung bedurfte, ehe sie präsentierbar war. Das hieß aber nicht, dass er selbst am Wahrheitsgehalt seiner Theorie auch nur einen Moment zweifelte.
    Suchowka war nicht glücklich über Fraziers Antwort, das war ihm deutlich anzusehen. Er hatte gehofft, den Schwarzen Peter einer letztgültigen Interpretation weiter schieben zu können, und das war nicht gelungen. Sikorsky teilte diesen Unwillen, aber möglicherweise aus anderen Gründen: Frazier begann zu ahnen, dass er Suchowkas Versuch deswegen missbilligte, weil er gerne den Geheimdienstchef selbst an dieser Situation leiden sehen wollte.
    »Meine Damen und Herren, es ist ja keineswegs so, dass ich kein Vertrauen in die Fähigkeiten Dr. DeBurenbergs hätte.« Sikorsky schien einen Einwurf des Wissenschaftlers zu erwarten, wurde aber enttäuscht. DeBurenberg war das Konzept des »Vertrauens« fremd. Er wartete ab, bis man ihm etwas vortrug, worauf er zielgerichtet antworten konnte. Das ganze Geplänkel war für ihn nicht mehr als Hintergrundrauschen – oder vielmehr das Gezirpe irgendwelcher Insekten im Hintergrund.
    »Dennoch denke ich, dass die Thesen dieses Mannes diesmal ein besonders hohes Maß an Absurdität haben. Eine Invasion fremder, nichtterranischer Lebensformen. Wir besiedeln das Weltall seit Hunderten von Jahren und die intelligenteste außerirdische Lebensform, die uns bisher begegnet ist, sind die arkturianischen Primaten, und die sind mit Glück auf dem Niveau irdischer Gorillas anzusiedeln. Und jetzt gleich eine Invasion! Und nicht nur in einem unserer Systeme, sondern in zahlreichen! Wohlmöglich noch in allen auf einmal, mehr oder weniger!«
    »Ich gehe zwar von einer gewissen Synchronizität der Ereignisse aus, bezweifle aber, dass es sich um eine wirklich exakt parallele Aktivität handeln«, sagte DeBurenberg. Frazier verkniff sich ein Grinsen. Das Genie strengte sich an, Wortartefakte zu verwenden, die Sikorsky verstand. In Wirklichkeit hatte er gesagt: »Ich habe das nicht gesagt, und weiß, dass es so und so ist.« Frazier war fast ein wenig überrascht über die bewusste Anpassungsfähigkeit des Wissenschaftlers, die er sonst eher nicht an den Tag legte, jedenfalls nicht im Umgang mit ihm. DeBurenberg wusste sicher, dass Sikorsky derjenige war, der sein Labor mit einem Fingerschnippen auflösen konnte. Das Labor war das Leben des Mannes.
    Sikorsky ahnte wahrscheinlich nicht einmal, zu was für einer kommunikativen Anstrengung sich das Genie gerade aufraffte.
    In der Tat, Sikorsky wischte den Einwand des Wissenschaftlers mit einer Handbewegung zur Seite.
    »Das ist doch irrelevant. Die ganze Idee ist absurd. Das ist unglaubwürdiges Geschwätz, und ich finde es beschämend, dass erfahrene und hochrangige Offiziere dieser Schimäre nachgelaufen sind. Ich hatte erst gedacht, es gäbe vielleicht handfeste Hinweise, und daher habe ich um diese Unterredung gebeten. Stattdessen wird mir hier von jemandem, der sich für einen herausragenden Wissenschaftler hält, Kaffeesatzleserei vorgelegt. Ist das vielleicht eine Verschwörung, um mich von wichtigeren Arbeiten abzuhalten?«
    Niemand antwortete ihm. Es herrschte betretenes, ja ängstliches Schweigen. Frazier sah einen feinen Schweißfilm auf Suchowkas Stirn und die hübsche Offizierin, Lik, rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her. Offenbar war Sikorsky für seine Umwelt eine ernsthafte Gefahr, wenn er in dieser Stimmung war. Frazier hatte den Oberbefehlshaber bisher nie persönlich miterlebt, aber er konnte die Reaktion der anderen deuten. Selbst Delivier hatte seine ölige Selbstsicherheit abgelegt und versuchte, sich so weit wie möglich aus der Sache herauszuhalten. Frazier lagen allerlei Kommentare auf der Zunge, aber es schien ratsamer zu sein, nur zu sprechen, wenn er gefragt wurde.
    DeBurenberg erkannte weder die Spannung, die im Raum lag, noch vermochte er den Tonfall Sikorskys richtig zu deuten.
    »Herr Admiral«, begann er, »es ist möglicherweise schwierig für Menschen mit geringeren intellektuellen Gaben, meine Schlussfolgerungen nachzuvollziehen und es kann auch sein, dass ich mich nicht ganz klar ausgedrückt habe. Tatsache ist, und das betone ich ausdrücklich, dass die Vielzahl der Indizien, die auf eine außerirdische Invasion hindeuten, erdrückend ist. Ich möchte die zuständigen Stellen warnen.

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