Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
nicht raus.
Und es schien ihm völlig egal zu sein.
Frazier und Lik wechselten immer wieder vielsagende Blicke. Angesichts der dominierenden Lamettapräsenz in diesem Raum vermochten sie jedoch kaum, steuernd in die Diskussion einzugreifen. Suchowka war für einen Ratschlag empfänglich, das hatte zumindest Lik angedeutet, aber Sikorsky war sein eigenes Universum. Und er erwartete, dass man in seiner Gegenwart nach seinen Regeln spielte. DeBurenberg war allerdings jemand, für den diese Regeln noch nie Geltung gehabt hatten und es fiel dem Oberkommandierenden sichtlich schwer, mit dieser Tatsache umzugehen, vor allem, da der Wissenschaftler rein formal sein Dienstuntergebener war.
»Dr. DeBurenberg«, sagte Sikorsky nun mit angestrengter Ruhe in seiner Stimme.
Er überdeckte sein Unwohlsein mit dem Anschein von Verständnis für den »armen, kranken« Wissenschaftler, der doch im Grunde alles andere als ein Patient war, sondern seit Jahren eine zentrale Stütze des militärisch-industriellen Komplexes der Irdischen Sphäre. DeBurenberg sah auf. Er reagierte immer auf seinen Namen, wenngleich er oft für alles, was danach kam, jedes Interesse verlor, vor allem, wenn jemand wie Sikorsky sprach.
»Wollen Sie uns allen Ernstes sagen, dass Sie auf der Basis zum Teil völlig obskurer Datenquellen zu dem Schluss gekommen sind, dass die Sphäre durch eine außerirdische Invasion bedroht wird?«
Frazier seufzte. Nicht nur, dass DeBurenberg den ironisch-verächtlichen Tonfall Sikorskys nicht einordnen konnte – er würde ihn schlicht ignorieren –, der Admiral hatte einen weiteren Fehler begangen, nämlich eine rhetorische Suggestivfrage gestellt. DeBurenberg sagte alles, was er von sich gab, in »allem Ernst« und er neigte nicht dazu, sich zu wiederholen. Wie der Verbindungsoffizier erwartet hatte, reagierte das Genie gar nicht auf Sikorskys Frage. In DeBurenbergs Wahrnehmung hatte er diese längst in seinem einleitenden, sehr präzisen Vortrag beantwortet. Frazier konnte nicht einmal umhin, dem Wissenschaftler Recht zu geben. Sikorskys Frage war in der Tat völlig überflüssig und sollte nur die Schwierigkeiten überdecken, die der Admiral damit hatte, DeBurenbergs Analysen zu verarbeiten. Das stand durchaus im Widerspruch zu dem überraschenden Engagement, das den Oberkommandierenden hierher geführt hatte. Frazier kam mehr und mehr zur Überzeugung, dass hier noch einiges andere unter der Oberfläche ablief, irgendwas, das er nicht greifen konnte und ihn in gewisser Hinsicht auf die gleiche Stufe wie das Genie stellte: Die Leute sprachen, aber er wusste nicht, ob sie wirklich über das kommunizierten, was die Worte bedeuteten.
»Capitaine Frazier.« Erstmals meldete sich nun Suchowka zu Wort. Im Gegensatz zu Sikorsky versuchte er nicht, mit Tonfall und Gestik Spielchen zu treiben. Er blickte den Verbindungsoffizier aus seinen wässrigen Augen an. »Sie sind derjenige, der am engsten mit DeBurenberg zusammen arbeitet. Was ist Ihre Interpretation?«
Frazier verkniff ein Seufzen. Warum verlangte jeder immer »Interpretationen« dessen, was DeBurenberg von sich gab? Der Wissenschafter hatte eine klare, nachvollziehbare Ausdrucksweise und konnte jede Nuance eines Phänomens mit einem Wortschatz umschreiben, um den ihn der Offizier aufrichtig zu beneiden begonnen hatte.
Es gab da nichts zu interpretieren. Aber auch Suchowka schien DeBurenberg insgeheim für »verrückt« zu halten, und so musste Frazier als der »normale« Referenzrahmen fungieren, der die Äußerungen des Genies bestätigte, damit sie glaubhaft wurden. Ein Affentheater , dachte Frazier, und eigentlich sollten es alle besser wissen.
»Mon Admiral, ich selbst habe die Meldung über DeBurenbergs Verdacht geschrieben, resultierend aus dem, was der Mann in seinem Brainstorming unbewusst preisgegeben hat.« Frazier warf einen Seitenblick auf DeBurenberg, der diese Information als unumstößliches Faktum aufnahm. Der Wissenschaftler nahm nicht übel. Er wusste eigentlich gar nicht, wie man so was tat. Außerdem führte es zu nichts. »Dr. DeBurenberg hat seine Analysen nun präzisiert und vorgetragen. Ich kann nur bestätigen, dass ich seine Worte für absolut glaubwürdig halte.«
Die Tatsache, dass Frazier die Erkenntnisse DeBurenbergs »für etwas hielt«, ließ ein Flackern in den Augen des Wissenschaftlers erscheinen. Erneut ein Konzept, mit dem er wenig anfangen konnte. Für das Genie waren Dinge oder sie waren nicht. Er hielt nichts »für
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