Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
dass man sie verraten hatte.
Niemand wollte ihr da widersprechen.
Als das Gemetzel begann und die Menschen den Vorstoß zur Fähre wagen wollten, mit einem weitgehend passiven DeBurenberg in den muskulösen Armen von Marechal Bersson, hatte Haark Clopitzky auf Splett angesetzt. Der Frau war in ihrem Zustand alles zuzutrauen.
Nicht etwa, dass Haark wusste, was genau DeBurenberg eigentlich machte. Er hatte sich einen NeuroLAN-Verstärker um den Schädel geschnallt, mit eigenständiger Energieversorgung und schlug nur hin und wieder träge die Augen auf. Auf eine Frage Fraziers hatte er nur mit einem trägen »Keine Zeit!« geantwortet, kurz vorher noch etwas von dem erzählt, was er »dort« hinterlassen habe und nun der Steuerung bedürfe … Haark hatte schließlich beschlossen, nicht weiter nachzufragen.
Es gab auch Wichtigeres. Das Auftauchen des alten Kampfgleiters war der Startschuss für ihren verzweifelten Fluchtversuch gewesen. Es hatte keine Koordination mehr gegeben, von kurzen Funksprüchen einmal abgesehen. Haark hatte gewusst, dass Tooma unterwegs war.
Ihre Ankunft war beeindruckend gewesen, das musste Haark zugeben. Bersson hatte ihm nur zugenickt, mit dem unausgesprochenen »Ich habe es Ihnen ja gesagt!«.
Kurz bevor der Gleiter abgestürzt war, hatten sie sich ins Freie gewagt, die Marinesoldaten an der Spitze. Die Tentakelsoldaten waren durch Toomas wahnwitzigen Angriffsflug abgelenkt gewesen, und die Marines hatten ihren Beitrag zum Chaos geleistet.
Dann war der Feuersturm gekommen. Die Terraner hatten ihre Unterkunft noch nicht weit genug verlassen, um darin unterzugehen, und die am weitesten vorne stehenden Marinesoldaten waren in ihren Rüstungen von allen am besten geschützt gewesen. Als der Angriff vorbei war und die einsame, unbekannte Gestalt ihres Retters zusammengebrochen war, hatten sie sich endgültig auf den Weg gemacht. Ihnen bot sich ein Bild des Chaos, ein kreischendes Gewimmel sterbender Aliens, die oft mit grausamen Verletzungen einfach nicht sterben wollten. Haark starrte mit aufgerissenen Augen auf einen offenbar erblindeten Tentakelkrieger, dessen geschändeter Leib halb mit dem verflüssigten und wieder erstarrten Plastikbeton der Landefläche verbunden war. Er schlug wild um sich, stieß Schreie in hohem Diskant aus, eine absurde Mischung aus Wut und Schmerz und Hilflosigkeit. Haark setzte dem unerträglichen Anblick mit einem gezielten Schuss aus seinem Sturmgewehr ein Ende, der schwankende Körper fiel in sich zusammen, doch er war nicht der einzige. Das hochkonzentrierte Napalm hatte grausam unter den Tentakeln gewütet, und ihre natürliche Widerstandskraft, ihre offenbar geringe Schmerzempfindlichkeit und ihre Beharrlichkeit, doch noch weiter zu kämpfen, führte zu schaurigen und erschütternden Szenen. Je weiter sie durch das schrille Chaos auf die Landefähre zukamen, desto mehr Unbeschreibliches schien sich vor ihren Augen abzuspielen. Die Marinesoldaten feuerten unentwegt, und meist genauso oft, um sich gegen noch kampffähige Krieger zu verteidigen, wie sich quälende Opfer des Massakers von ihrem Leid zu erlösen.
Gerade taumelten zwei Tentakelkrieger auf Haark zu, auf perverse Art miteinander verschmolzen. An ihren geschwärzten Körperseiten waren ihre Leiber eine Symbiose aus verbranntem Fleisch eingegangen, und obgleich sie halb verrückt vor Schmerz sein mussten, wankten sie unkoordiniert vorwärts, wobei offenbar nur noch bei einem der beiden das optische Sensorium zu funktionieren schien. Haark wartete nicht ab, ließ eine Garbe Taumelgeschosse über die Körper der Tentakel tanzen, die zuckend und wimmernd zu Boden sanken und deren Bewegungen dabei einfach nicht ersterben wollten. Haark schoss erneut, und erneut, und immer noch schlugen Pseudopodien und Waffenarme um sich, und immer wieder dieses klagende, schmerzhafte Gejammere, das in Haarks Ohren schmerzte. Dann war Ruhe und sie waren vorbei, erreichten die Landefähre, deren Rampe sich auf Haarks Funkbefehl senkte. Der Außenleib des Raumfahrzeugs war geschwärzt, aber Napalm war nichts, was dem gehärteten Weltraumstahl etwas anhaben konnte.
Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, wirbelte herum. Vor ihm stand eine stinkende, dampfende Gestalt in einem abgerissenen, brüchigen Kampfpanzer. Ein Helmvisier klappte zur Seite und Haark erkannte die brennenden Augen, die gerötete, rissige Haut eines schmalen, weiblichen Gesichts. Das musste Marechal Rahel Tooma sein, die ihn mit fiebrigem Glanz
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