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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Mischung aus Verachtung und Ergebenheit, die er so oft gesehen hatte, wenn diejenigen am unteren Ende der Hackordnung jenen zusahen, die am oberen Ende der Nahrungskette saßen. Erkennbar an den feinen Häppchen auf ihren Tellern. Kaum einer der Gäste streifte die im Nebel stehenden Männer mit einem Blick.
    Der Tropfen an Haarks Schirmmütze fiel.
    Ein sanfter Nieselregen setzte ein.
    Einige Männer wanden sich unbehaglich. Feuchte Flecken bildeten sich auf den vormals tadellosen Uniformen.
    Ein Trompeter des Orchesters stieß ein klägliches Jammern aus seinem Instrument aus.
    Haark biss die Zähne zusammen.

 
3 Thetis
     
    Frazier sah Tamara Lik genauer an. Obgleich sie nach eigenen Aussagen sechs Stunden geschlafen hatte, waren die dunklen Ringe unter ihren Augen eher tiefer als schwächer geworden. Frazier konnte ihr dies kaum zum Vorwurf machen, denn im Grunde sahen alle in der Forschungsstation so aus – vielleicht mit einer einzigen Ausnahme. Während alle auf Thetis – seien es nun Soldaten, Forscher oder Zivilangestellte – sich große Sorgen um ihre eigene sowie die Zukunft der Menschheit machten, die bei vielen zu massiven psychischen Problemen führten, gab es eine Person, die all dies als ein interessantes Forschungsobjekt zu betrachten schien und sich zumindest nicht erkennbar unter einem höheren Stresslevel befand als sonst. Bei allen anderen häuften sich die Symptome psychischer Überforderung. Vor zwei Wochen hatte es den ersten Selbstmordversuch gegeben. Viele waren mit ihren Kräften am Ende, obgleich der Feind noch gar nicht an der Grenze des Sonnensystems eingetroffen war.
    Es würde nur noch schlimmer werden.
    Nur Dr. DeBurenberg, das ganz und gar nicht mehr verkannte Genie, arbeitete weiter, als gäbe es gar keine Invasion, obgleich er derjenige gewesen war, der sie vorher gesagt hatte. Für ihn war dies ein Problem, in das er sich verbeißen konnte, und so bedeutete es ihm durchaus etwas. Das hieß aber nicht, dass er sich jenseits einer abstrakten Betrachtung persönlich davon betroffen fühlte. Frazier hielt DeBurenberg nicht für gefühllos. Sollte eines Tages ein Tentakel Hand an ihn legen wollen, würde der Forscher auch Angst um sein Leben empfinden. Bis dahin jedoch würde er die Aliens mit der gleichen methodischen Neugierde betrachten wie eine Ameisenkolonie, sollte diese noch ungelöste Geheimnisse verbergen.
    Frazier beneidete den Wissenschaftler um diese Geisteshaltung. Lik auch, das hatte sie mehrmals angedeutet. Und sie waren damit sicher auch nicht allein.
    »Also – was jetzt?«, fasste die Geheimdienstoffizierin ihre Besprechung zusammen. Beide sahen DeBurenberg auffordernd an, was dieser, wie immer, nicht als Aufforderung wahrnahm. Doch die Frage und ihren Sinn hatte er sehr wohl verstanden.
    »Wir müssen mehr wissen«, sagte er. »Ich stecke ohne zusätzliche Informationen in einer Sackgasse. Was die waffentechnologischen Entwicklungen angeht, so kann das durch das Team erledigt werden, meine Vorarbeiten dazu sind abgeschlossen.«
    DeBurenberg sagte nie mein Team. Er legte auf Possessivpronomen sehr wenig Wert. Dies entsprach seiner Geisteshaltung. Nicht einmal das anstehende Problem war seins . Aber dass er sich für den Einzigen hielt, der fähig war, es zu lösen, wusste hier jeder – und dass diese Überzeugung nichts mit Arroganz zu tun hatte, ebenso. Zumindest die meisten.
    »Sie wollen erneut die Erkundungsmission vorschlagen«, sagte Frazier und bereute es sofort. DeBurenberg sah ihn an wie ein sehr schwer verständiges Kind. Doch er zeigte die außergewöhnliche Bereitschaft, mit ihm auf seinem niedrigen Niveau zu reden, denn er wollte etwas und benötigte Fraziers Unterstützung.
    »Ja. Ich möchte einen Brückenexplorer nehmen und in eines der von den Angreifern eroberten Systeme vorstoßen. Ich muss mehr wissen.«
    Das Ansinnen des Genies war in der Tat nicht neu. Es passte gut zu den Vorstellungen, die auch der Admiralstab schon mehrfach ventiliert hatte. Sikorsky hielt offenbar eine Menge von der Idee, aber keinesfalls nur aus sehr altruistischen Motiven. Frazier wusste von Lik, was den Oberbefehlshaber wirklich umtrieb.
    Ungeachtet all dieser Überlegungen blieb Frazier nichts anderes übrig, als DeBurenberg zuzustimmen. Sie steckten in der Tat in einer Sackgasse. Rund die Hälfte der kernwärts gelegenen Systeme war dem Ansturm der Aliens zum Opfer gefallen und die Verteidiger waren nicht einmal in der Lage gewesen, der Übermacht des Feindes

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