Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
in Sicherheit zu wiegen und außer der Reihe überraschend zuzuschlagen.«
»Und was genau gibt Anlass zur Sorge?«
»Die Abstände zwischen den Angriffen betragen immer ungefähr fünf Tage; die Schwankungen liegen im Bereich von ein paar Stunden und sind eher den Anflugkursen aufgrund der Position der Jupitertrabanten geschuldet. Das heißt, es kann jeden Augenblick losgehen.«
»Sollten wir dann nicht lieber warten?«
»Gerne. Mein Befehl lautet allerdings, Sie beide so schnell wie möglich zur Station zu bringen. Noch einen oder zwei Tage auf gut Glück im System herumzukurven, bis die Angriffe vorbei sind – die bis zu 24 Stunden andauern –, widerspricht dem ein wenig. Und Ihr Problem ist, dass Sie mir diesbezüglich gar keine Weisungen geben können.«
Frazier unterdrückte eine Erwiderung. Natürlich hatten sie all das nicht genau vorherberechnen können, als der Kurier aufgebrochen war. Und jetzt war es die Entscheidung des Piloten.
Frazier hielt den Mann für kompetent genug, um die Situation korrekt einschätzen zu können. Es war vielleicht besser, dass Kovaleinen nicht in seiner Befehlskette stand, denn letztlich war Frazier kein Experte für derlei Manöver. »Sie werden schon das Richtige tun«, meinte er und vermutete, dass Kovaleinen vorne im Cockpit jetzt grinste.
»Sie können gerne zu mir nach vorne kommen«, schlug der Pilot vor.
Frazier warf einen Blick auf DeBurenberg, der sich in seinen Gurten ersichtlich unwohl fühlte.
»Ich bleibe besser hier.«
8 Europa
»Leon Shiver?«
»Das bin ich.«
Der alte Sergent hinter dem Ausgabeschalter schaute müde hoch und verglich Leons Gesicht mit dem auf dem Foto der Reservistenkartei, die seit dem Beginn der Tentakelinvasion aus allen Einwohnern der Erde über 18 Jahre bestand. Das Foto war alt: Leon hatte mittlerweile deutlich weniger Haare und aufgrund seiner Lebensgewohnheiten auch nicht mehr ganz die scharfen Gesichtszüge aus jüngeren Jahren, vor allem seine Vorliebe für allerlei Süßigkeiten war der Entwicklung eines Doppelkinns zuträglich gewesen. Dennoch schien der Sergent zufrieden, denn er grunzte zustimmend.
»Sie sind hier, um Ihre Grundausrüstung zu holen?«
»So ist es.«
»Quittieren Sie hier.«
Leon tat, wie ihm geheißen. Der Sergent musterte Leon einen Moment lang, so als wolle er dessen Tauglichkeit als Soldat einschätzen – zumindest kam es Leon so vor. Tatsächlich aber hatte der Mann hinter dem Schalter anderes im Sinn.
»Hemdgröße ist wohl eher XXL, hm?«
Leon wirkte etwas verlegen, als er nickte.
»Machen Sie sich nichts daraus. Ich kenne keinen in den Milizbataillonen, der topfit wäre. Gottchen, die Hälfte der regulären Streitkräfte hat seit Jahren keinen Trainingsraum mehr von innen gesehen.« Der Sergent lächelte schief. »Das schließt mich übrigens ein.«
Er drehte sich um und rumorte im Hintergrund. Dann wuchtete er eine dunkelgrüne Tragetasche auf die Theke des Schalters.
»Zwei vollständige Uniformen, Allwetter. Dürften Ihre Größe haben. Eine vollständige Erste-Hilfe-Ausrüstung. Nahrungsmittelkonzentrate für einen Monat, wasserlöslich. Essbesteck und Trinkflasche. Munitionsgurt und Multifunktionsgürtel mit Tragetaschen. Drei Sätze Unterwäsche. Die kann ich nicht empfehlen, nehmen Sie lieber Ihre eigene.«
Wieder das schiefe Lächeln.
»Fünf Paar Socken, ein Regenponcho, ein Paar Fingerhandschuhe – und eine ebenso geschmackvolle wie modische Tragetasche. Nehmen Sie die mal runter.«
Leon wuchtete die Tasche zu Boden. Der Sergent hatte sich bereits abgewandt und holte weitere Teile hervor.
»Kevlarhelm, Klasse 2. Aufprobieren.«
Der Helm umfasste den oberen Teil des Schädels bis runter zu den Wangenknochen. Ein Band mit Kinnschutz vervollständigte ihn. Er hatte auch eine herunterklappbare Brille, mit optionalem Sonnenschutz. Der Helm war erstaunlich leicht, angenehm zu tragen und er passte wie angegossen. Das erfahrene Auge des Sergenten hatte Leons Kopfgröße richtig eingeschätzt.
»Splitterschutzweste Standard. Mal anziehen.«
Die Weste war schwerer als der Helm und es bedurfte einiger Anstrengung, bis Leon sie um seinen Oberkörper geschlossen hatte, aber sie passte ebenfalls. Die schwere Kühle gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Er wusste jedoch, dass er von dem Gewicht der Weste bald üble Rückenschmerzen bekommen würde.
»Schuhgröße?«
»43.«
Der Sergent knallte ein Paar Militärstiefel mit Stahlkappen auf die Theke.
»Sind brandneu, also
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