Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
gescheiterte Laufbahn hätte mittlerweile zur Legendenbildung beigetragen.«
    »Gescheitert? Mal schauen, Sie haben, wenn ich mich recht entsinne, einige Hunderttausend Menschenleben auf Danuba gerettet, als Sie sich damals Sikorsky widersetzt haben. Dann waren da rund 40.000 Zivilisten auf dem Frachter, dessen Flucht Ihr Schiff aus Arbedian gedeckt hat. Und wie ich höre, haben Sie aus Lydos auch unerwartet Flüchtlinge zurückgebracht.«
    »Eine Handvoll. Wenn ich mir Ihre Geschichte so anhöre, dann werden die Zahlen immer geringer. Ich lasse offenbar nach.«
    »Ah«, machte Leskowitz, »der Zynismus des Erfolgreichen. Ich habe in diesem Krieg, in meinem Leben, noch niemanden gerettet. Und wenn der Kampf so weitergeht, werde ich das auch nicht mehr. Da können Sie recht zufrieden sein.«
    »Das wäre aber der wahre Zynismus, oder?«, erwiderte Haark, der an diesem Gespräch zunehmend Freude fand. »Wir gehen alle drauf, doch die Tatsache, dass man für einige den Tod ein paar Wochen oder Monate herausgezögert hat, ermöglicht bereits ein angemessenes Ranking. Vielleicht sollten wir mir schnell noch irgendwo ein Denkmal setzen, mit etwas Glück finden die Tentakel es ganz hübsch und lassen es stehen.«
    Leskowitz setzte einen tadelnden Gesichtsausdruck auf. »Capitaine, jetzt mal nicht die Wehrkraft zersetzen.«
    »Oh, die war schon sehr lange reichlich zersetzt. Meine auf jeden Fall.«
    »Ihr Lebenslauf sagt etwas anderes.«
    »Mein Lebenslauf ist eine Kette absurder Zufälle und Verzweiflungstaten. Versuchen Sie nicht, darin eine Logik zu finden, ich habe das schon vor langer Zeit aufgegeben.«
    »Verstehe. Noch etwas Milch?«
    Haark lehnte dankend ab, nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und stellte die Tasse hin. »Wenn mich die Tentakel nicht umbringen, dann wird es dieses Gesöff sein.«
    Sein Gegenüber nickte mitfühlend. »Ich trinke Kaffee als Ersatzhandlung für Dinge, die ich nicht tun kann. Vorgestern ist das Schiff, auf das ich kommandiert wurde, am Asteroidengürtel vernichtet worden. Das ist schon der zweite Marschbefehl, den man widerrufen hat. Wenn das so weitergeht, werde ich mit Transportfähren das System durchstreifen, bis alle Kampfeinheiten vernichtet sind und es keinen Ort mehr gibt, an den mich die Personalabteilung schicken kann.«
    »Wohin soll es jetzt gehen?«
    Leskowitz klopfte mit der flachen Hand auf die Brusttasche seines Uniformoveralls, in der er, genauso wie Haark, seine Befehle aufbewahrte.»Leichter Kreuzer Belisarius . Organisations- und Versorgungsoffizier. Eine ruhmreiche Stellung.«
    Haark lächelte dünn. »Ohne Leute wie Sie hätten Leute wie ich auf der Brücke keinen Kaffee. Das wäre auch nicht gut. Ich bin übrigens Ihr kommandierender Offizier, mein Ziel ist das gleiche.«
    Leskowitz deutete eine Ehrenbezeugung an. »Melde mich zum Dienst.«
    »Jaja. Sie sind Capitaine. Falsche Karriereentscheidung, hm? Jetzt müssen Sie sich von einem Gleichrangigen rumkommandieren lassen.«
    »Ich bin zufrieden. Mein letztes Schiff, das ich nie betreten habe – Sie wissen, Asteroidengürtel und so –, wurde von einem schnell hoch beförderten Marechal befehligt. Dieser Krieg macht uns alle irgendwann zu kommandierenden Offizieren. Ich bekomme da bestimmt auch noch ein Kommando ab, und sei es diese Fähre, auf der ich mein Leben beschließe.«
    Haark lächelte. Leskowitz' fatalistische und ironische Einstellung gefiel ihm gut.
    »Die besten Offiziere sterben schnell in diesem Krieg«, meinte er dann. »Wir haben bald nicht mehr viele übrig.«
    »Das ist es, was ich meine«, antwortete der Versorgungsoffizier und blickte nachdenklich in seine Tasse. »Die Zerstörung der Julian Apostata muss ein Schock für Sie gewesen sein«, fügte er leiser und ernster hinzu.
    Ein kaltes Gefühl rann Haark den Rücken hinunter. Unwillkürlich tastete er mit seiner Linken zur Bordwand, hielt sich an der Fassung des Bullauges fest.
    Leskowitz kniff seine Augen zusammen.
    »Sie haben das doch gewusst?«
    Haark wollte etwas sagen, doch seine Stimme versagte plötzlich. Er schüttelte stumm den Kopf.
    Der Versorgungsoffizier sah nun verwirrt aus, betroffen, wusste mit seinen Händen nichts anzufangen. Er presste sie um die Kaffeetasse. Sein Blick ging zu Boden.
    »Ich … es tut mir leid. Das wusste ich wirklich nicht. Ich hätte es sonst nicht so am Rande erwähnt. Entschuldigen Sie das bitte. Es war nicht angemessen.«
    Haark hörte gar nicht zu, blickte in die Schwärze jenseits des

Weitere Kostenlose Bücher